Margarete Arendt geb. Ehrlich

Verlegeort
Fechnerstraße 6a
Historischer Name
Walter-Fischer-Straße 6
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
12. Mai 2023
Geboren
26. August 1895 in Arnswalde (Brandenburg) / Choszczno
Deportation
am 03. Oktober 1942
Ermordet
04. September 1943 in Theresienstadt

Margarete Arendt wurde am 26. August 1895 in Arnswalde (Brandenburg) als Tochter von Louis und Martha Ehrlich in eine jüdische Kaufmannsfamilie geboren. In Berlin heiratete sie am 27. August 1919 den Geschäftsmann Martin Arendt, der gemeinsam mit seiner Mutter eine gutgehende Weinhandlung in der Krausenstr. 41 in Berlin-Mitte führte. 

Das Ehepaar bezog eine große Wohnung in der Landhausstraße in Berlin-Wilmersdorf, in der die Tochter Ilse am 18. September 1920 geboren wurde. Später zog die Familie in die Walter-Fischer-Straße 6 in Wilmersdorf um, wo sie auch Margaretes Mutter Martha Ehrlich aufnahmen. Diese Wohnung war eine gutbürgerliche 5-Zimmer-Wohnung mit Warmwasserheizung, Balkon, Lift, Bad und Mädchenkammer. Ab 1941/1942 mussten die Arendts zwei Zimmer „untervermieten", d.h. für aus ihren angestammtem Wohnungen vertriebene jüdische Menschen zur Verfügung stellen. Die Walter-Fischer-Straße 6 war die letzte selbst gewählte Adresse der Familie Arendt vor der Deportation.

Margarete Arendts Ehemann Martin, der von 1939 bis 1942 Zwangsarbeit leisten musste, wurde ab Mai 1942 im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert und am 7. Oktober 1942 in der Tötungsstätte Bernburg/Saale ermordet. Die Nachricht von seinem Tod erreichte Margarete nicht mehr, denn sie wurde am 3. Oktober 1942 gemeinsam mit ihrer Mutter Martha Ehrlich mit dem sogenannten „3. Großen Alterstransport" in das Ghetto Theresienstadt deportiert.

Auch Margarete Arendt hatte am 22.9.1942, als sie sich vermutlich bereits im von den Nationalsozialisten als „Sammellager" missbrauchten Ersten Altenheim der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Großen Hamburger Straße 26 befand, ein „Vermögensverzeichnis" erstellen müssen. Dabei vermerkte sie ausdrücklich, dass sie die gesamte Wohnungseinrichtung nebst Inventar 1938 ihrer Tochter Ilse als Heiratsgut übereignet hatte. Das Vermögen der Familie Arendt wurde aufgrund des „Erlass über die Verwertung des eingezogenen Vermögens von Reichsfeinden" vom 29.5.1941 als „staatsfeindliches Vermögen" zugunsten des Deutschen Reichs eingezogen. Die entsprechende Verfügung wurde Margarete Arendt am 2. Oktober 1942 - also einen Tag vor ihrer Deportation - eigenhändig zugestellt. Die Wohnung wurde geräumt und am 18.2.1943 „zur Vermietung freigegeben".

Margarete Arendt starb am 4. September 1943 in der Krankenstation des Ghettos Theresienstadt. Die Todesfallanzeige nennt als Todesursache eine „Mundbodenphlegmone, Kreislaufstörungen und Pellagra". 

Man weiß heute, dass in den Todesfallanzeigen häufig die wahren Todesursachen wie Hunger, fehlende medizinische Versorgung, mangelnde Hygiene sowie die allgemein menschenunwürdigen und lebensfeindlichen Bedingungen im Ghetto verschleiert wurden. Dass für Margarete Arendt auch „Pellagra", eine auf Mangelernährung zurückzuführende tödliche Krankheit, genannt wurde, ist ein seltener Fall von Ehrlichkeit.