Max Kessler

Verlegeort
Friedrichstr. 105
Historischer Name
Friedrichstr. 105b
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
März 2010
Geboren
19. Dezember 1882 in Oppeln / Opole
Deportation
am 09. Dezember 1942 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Max Kessler wurde am 19. Dezember 1882 in Oppeln (dem heutigen Opole in Polen) geboren. Die an der Oder zwischen Breslau (Wrocław) und Kattowitz (Katowice) gelegene Stadt entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem wichtigen Verwaltungs- und Industriezentrum Oberschlesiens. Max war der Sohn des ortsansässigen Kaufmanns Jacob Kessler und dessen Frau Eleonore, geb. Kessler. Seine Familie lebte in einer Wohnung in der Innenstadt in der Oderstraße 65 (heutige Bronisława Koraszewskiego), die in Richtung des Odertores führte. Es ist nicht bekannt, ob Max noch Geschwister hatte. Leider haben sich keine Quellen zu seinem Elternhaus, seiner Kindheit und Jugend in Oppeln erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, der zum Zeitpunkt der Geburt von Max Kessler etwa 700 Personen der rund 19.000 Einwohner angehörten.

Nach seinem Schulabschluss absolvierte Max Kessler eine Ausbildung zum Uhrmacher und Goldschmied und ließ sich in Berlin nieder. Sein Name erscheint in den Passagierlisten der Hamburg-Amerika-Linie: Am 8. August 1903 verließ er auf dem Dampfschiff „Patricia“ den Hamburger Hafen mit Ziel New York über die Stationen Boulogne in Frankreich und Plymouth in England. Es ist nicht bekannt, ob es sich um eine Geschäfts- oder Urlaubsreise handelte. In den Berliner Adressbüchern wird er erstmals in der Ausgabe von 1914 geführt – als Uhrmacher mit Wohnsitz in der Reinickendorfer Straße 107. Im Jahr darauf eröffnete er in der Reinickendorfer Straße 109 ein Uhren- und Goldwarengeschäft. In dieser Zeit muss er die aus Gnesen (Gniezno) stammende Rosalie Sommerfeld kennengelernt haben, die er am 28. Juni 1917 in Berlin heiratete. Sie war sechs Jahre jünger als Max und am 12. Februar 1889 zur Welt gekommen als Tochter des Kaufmanns Philipp Sommerfeld und seiner Frau Johanna, geb. Spritz. Das Ehepaar nahm sich eine gemeinsame Wohnung in der Reinickendorfer Straße 15. Am 7. Juli 1918 kam der Sohn Philipp zur Welt. Am 25. April 1921 folgten mit Eleonore und Klara Kessler Zwillinge. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Max Kessler und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Seit 1933 war Max Kessler als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in den Pogromen im Mai und November 1938 in Berlin erfuhren. Mitte bis Ende der 1930er-Jahre gab er sein Uhren- und Goldschmiedegeschäft auf, das er zuletzt in der Invalidenstraße 146 geführt hatte. Im Amtlichen Fernsprechbuch Berlins aus dem Jahr 1938 wird er letztmalig an der Geschäftsadresse genannt – nunmehr mit stark erweitertem Sortiment als Geschäft für „Koffer-, Scherz-, Lederwaren und Schmuckartikel“. Bereits 1935 war die Familie umgezogen und wohnte jetzt an der Friedrichstraße 105b. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurden das Ehepaar Kessler und ihr Sohn Philipp zu Zwangsarbeit herangezogen: Max Kessler musste zuletzt als „Müllfahrer“ für die „Müll-Beseitigungsanstalt der Reichshauptstadt Berlin Depot VII“ in Berlin-Wilmersdorf arbeiten; Rosalie Kessler als Arbeiterin bei dem Rundfunkgerätehersteller „Georg Seibt A.G.“ in der Akazienstraße 28 in Schöneberg. Das Unternehmen hatte sich seit 1935 auf Rüstungsaufträge konzentriert und arbeitete ab 1942 nur noch für den militärischen Bereich. Philipp Kessler musste Gleisbauarbeiten bei der Deutschen Reichsbahn im „Bautrupp 7“ verrichten. Die Zwillingstöchter Eleonore und Klara Kessler hatten beide Anfang der 1940er-Jahre geheiratet und waren ausgezogen: Eleonore Caro lebte zuletzt mit ihrem Ehemann in einer Wohnung in der Linienstraße 220 in Mitte und Klara Fabisch in der Elsa-Brändström-Straße 1 in Pankow. Im Januar 1942 mussten Max, Rosalie und Philipp Kessler noch einmal umziehen und ihre Wohnung in der Friedrichstraße 105 verlassen. Sie zogen in eine Wohnung, die sie sich mit mehreren Untermietern teilten, in der Kurzen Straße 1 in Mitte (heute überbaut) nahe dem Alexanderplatz.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdische Gemeinde Berlin informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die Eheleute Kessler erhielten den Deportationsbescheid im Winter 1942. Zusammen mit ihrem Sohn wurden sie im Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 interniert. Von dort aus wurden sie mit dem „24. Osttransport“ am 9. Dezember 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet. Im selben Transport wurde auch die Tochter Eleonore Caro aus Berlin nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde. Zum Zeitpunkt der Deportation war Max Kessler 59 Jahre alt, seine Ehefrau Rosalie 53 Jahre, sein Sohn Philipp 24 Jahre und seine Tochter Eleonore 21 Jahre alt. Auch Tochter Klara Fabisch überlebte die NS-Verfolgung nicht. Sie war bereits am 29. November 1942 – wenige Tage vor ihren Eltern und Geschwistern – nach Auschwitz deportiert worden.

Max Kessler wurde am 19. Dezember 1882 in Oppeln (dem heutigen Opole in Polen) geboren. Die an der Oder zwischen Breslau (Wrocław) und Kattowitz (Katowice) gelegene Stadt entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem wichtigen Verwaltungs- und Industriezentrum Oberschlesiens. Max war der Sohn des ortsansässigen Kaufmanns Jacob Kessler und dessen Frau Eleonore, geb. Kempner. Seine Familie lebte in einer Wohnung in der Innenstadt in der Oderstraße 65 (heutige Bronisława Koraszewskiego), die in Richtung des Odertores führte. Es ist nicht bekannt, ob Max noch Geschwister hatte. Leider haben sich keine Quellen zu seinem Elternhaus, seiner Kindheit und Jugend in Oppeln erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, der zum Zeitpunkt der Geburt von Max Kessler etwa 700 Personen der rund 19.000 Einwohner angehörten.

Nach seinem Schulabschluss absolvierte Max Kessler eine Ausbildung zum Uhrmacher und Goldschmied und ließ sich in Berlin nieder. Sein Name erscheint in den Passagierlisten der Hamburg-Amerika-Linie: Am 8. August 1903 verließ er auf dem Dampfschiff „Patricia“ den Hamburger Hafen mit Ziel New York über die Stationen Boulogne in Frankreich und Plymouth in England. Es ist nicht bekannt, ob es sich um eine Geschäfts- oder Urlaubsreise handelte. In den Berliner Adressbüchern wird er erstmals in der Ausgabe von 1914 geführt – als Uhrmacher mit Wohnsitz in der Reinickendorfer Straße 107. Im Jahr darauf eröffnete er in der Reinickendorfer Straße 109 ein Uhren- und Goldwarengeschäft. In dieser Zeit muss er die aus Gnesen (Gniezno) stammende Rosalie Sommerfeld kennengelernt haben, die er am 28. Juni 1917 in Berlin heiratete. Sie war sechs Jahre jünger als Max und am 12. Februar 1889 zur Welt gekommen als Tochter des Kaufmanns Philipp Sommerfeld und seiner Frau Johanna, geb. Spritz. Das Ehepaar nahm sich eine gemeinsame Wohnung in der Reinickendorfer Straße 15. Am 7. Juli 1918 kam der Sohn Philipp zur Welt. Am 25. April 1921 folgten mit Eleonore und Klara Kessler Zwillinge. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Max Kessler und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Seit 1933 war Max Kessler als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in den Pogromen im Juni und November 1938 in Berlin erfuhren. Mitte bis Ende der 1930er-Jahre gab er sein Uhren- und Goldschmiedegeschäft auf, das er zuletzt in der Invalidenstraße 146 geführt hatte. Im Amtlichen Fernsprechbuch Berlins aus dem Jahr 1938 wird er letztmalig an der Geschäftsadresse genannt – nunmehr mit stark erweitertem Sortiment als Geschäft für „Koffer-, Scherz-, Lederwaren und Schmuckartikel“. Bereits 1935 war die Familie umgezogen und wohnte jetzt an der Friedrichstraße 105b. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurden das Ehepaar Kessler und ihr Sohn Philipp zu Zwangsarbeit herangezogen: Max Kessler musste zuletzt als „Müllfahrer“ für die „Müll-Beseitigungsanstalt der Reichshauptstadt Berlin Depot VII“ in Berlin-Wilmersdorf arbeiten; Rosalie Kessler als Arbeiterin bei dem Rundfunkgerätehersteller „Georg Seibt A.G.“ in der Akazienstraße 28 in Schöneberg. Das Unternehmen hatte sich seit 1935 auf Rüstungsaufträge konzentriert und arbeitete ab 1942 nur noch für den militärischen Bereich. Philipp Kessler musste Gleisbauarbeiten bei der Deutschen Reichsbahn im „Bautrupp 7“ verrichten. Die Zwillingstöchter Eleonore und Klara Kessler hatten beide Anfang der 1940er-Jahre geheiratet und waren ausgezogen: Eleonore Caro lebte zuletzt mit ihrem Ehemann in einer Wohnung in der Linienstraße 220 in Mitte und Klara Fabisch in der Elsa-Brändström-Straße 1 in Pankow. Im Januar 1942 mussten Max, Rosalie und Philipp Kessler noch einmal umziehen und ihre Wohnung in der Friedrichstraße 105 verlassen. Sie zogen in eine Wohnung, die sie sich mit mehreren Untermietern teilten, in der Kurzen Straße 1 in Mitte (heute überbaut) nahe dem Alexanderplatz.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdische Gemeinde Berlin informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die Eheleute Kessler erhielten den Deportationsbescheid im Winter 1942. Zusammen mit ihrem Sohn wurden sie im Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 interniert. Von dort aus wurden sie mit dem „24. Osttransport“ am 9. Dezember 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet. Im selben Transport wurde auch die Tochter Eleonore Caro aus Berlin nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde. Zum Zeitpunkt der Deportation war Max Kessler 59 Jahre alt, seine Ehefrau Rosalie 53 Jahre, sein Sohn Philipp 24 Jahre und seine Tochter Eleonore 21 Jahre alt. Auch Tochter Klara Fabisch überlebte die NS-Verfolgung nicht. Sie war bereits am 29. November 1942 – wenige Tage vor ihren Eltern und Geschwistern – nach Auschwitz deportiert worden.