Jacob Gehr

Verlegeort
Greifswalder Str. 43 a
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
04. April 2022
Geboren
06. Juli 1867 in Mogilno (Posen)
Beruf
Fleischermeister
Flucht
1940 Kolumbien
Tot
13. Oktober 1942

Jakob Gehr wurde am 6. Juli 1867 in Mankowarski, Kreis Tuchel geboren. Über seine Eltern ist nichts bekannt.

Wann Jakob und Jenny Gehr, geborene Abraham geheiratet haben ist unbekannt. Jenny Gehr wurde am 5. Dez. 1870 in Pakosch, Kreis Mogilno geboren.

Der Name Gehr ist weitverbreitet und gehört zu einer großen jüdischen Familie aus der Nähe von Tuchel/Westpreußen (heute Tuchola/Polen), die nach Mogilno/Stadt und Pakosch gekommen sind und dort lebten. Häufige Berufe sind Fleischer und Textilkaufleute. Jakob Gehr übte den Beruf des Fleischers aus.

Nach verschiedenen Angaben wird die Familie einmal in Mogilno, öfter im 25 km entfernten Pakosch erwähnt. Vielleicht sind sie öfters hin und hergezogen, vielleicht sind aber auch nur die Angaben ungenau, da Pakosch zum Landkreis Mogilno gehörte und nicht immer von der Stadt Mogilno unterschieden wurde. Es besteht auch die Möglichkeit, dass ein anderer Teil der weitverzweigten Familie in Mogilno bzw. Pakosch ansässig waren und dadurch die genaue Zuordnung erschwert wird.

Sicher ist, dass die Söhne Max *1895 und Robert * 1896 in Pakosch, Franz *1898 und Eric (Erich) *1900 in Mogilno geboren wurden.

Vieles spricht dafür, dass der Fleischermeister Jakob Gehr mit seiner Ehefrau und den Söhnen Max, Robert, Franz und Eric nach Berlin in die Neue Königstr. 20 (heute Otto-Braun-Str.) gezogen sind.

Der nächste Eintrag findet sich in der Georgenkirchstr. 30, wo Herbert im November 1904 geboren wurde. Konrad wurde 1909 ebenfalls in Berlin geboren.

1912 hatte Jakob Gehr den Stand 142 in der Zentralmarkthalle. Zu diesem Zeitpunkt bewohnte er mit seiner Familie eine Wohnung in der Dircksenstr. 37.

Ab 1915 betrieb er eine eigene Fleischerei in der Hufelandstr. 45 im Prenzlauer Berg. Jakob Gehr bezog mit seiner Familie unweit der Fleischerei eine Wohnung zunächst in der Lippehner Str. (Käthe-Niederkirchner-Str.) und später in der Greifswalder Str. 43 a.

Ab 1933 zog Jakob Gehr als Privatier mit seiner Ehefrau Jenny nach Schöneberg in die Freisinger Str. 14 zu dem Sohn Herbert.

Die politische Lage in Nazi-Deutschland wurde für jüdische Bürger immer schwieriger, so dass sich die Brüder Robert, Konrad, Herbert und Eric entschlossen über verschiedene Wege nach Kolumbien zu emigrieren.

Auf Anraten der Söhne sollten die Eltern nachkommen. Jakob und Jenny Gehr schifften sich ab Shanghai nach Bogota/Kolumbien ein. Auf dem Schiff brach Typhus aus. Am 11. Oktober 1942 verstarb Jenny Gehr und 2 Tage später ihr Ehemann ebenfalls an Typhus. Nach einer Trauerfeier an Bord wurden die Urnen nach Bogota überführt und dort bestattet.

Über das Schicksal von Max und Ehefrau Gertrud kann berichtet werden, dass sie beide am 13. Dezember 1942 in das Ghetto Theresienstadt und ein paar Wochen später am 23. Januar 1943 in das KZ Auschwitz deportiert und ermordet wurden. Ihre Tochter Alice konnte noch rechtzeitig Nazi-Deutschland verlassen und lebte dann in den USA.

Franz Gehr und Ehefrau Käthe sowie Sohn Wolfgang wurden am 19. Oktober 1942 nach Riga deportiert und ermordet.

Für diese beiden Familien wurden Stolpersteine in der Hufelandstr. 5 (48) und in der Pestalozzistr. 15 in Wilmersdorf-Charlottenburg verlegt.