Hedwig Bauer wurde am 5. November 1879 in Augsburg geboren. Ihr Vater Dr. Ludwig (Lazarus) Bauer (1847-1915), Sohn eines Augsburger Spirituosenherstellers, war promovierter Jurist und Rechtsanwalt; ihre Mutter Ernestine geborene Eisenburg (1849-1921) stammte aus Kissingen.
Hedwig hatte eine jüngere Schwester namens Anna und einen jüngeren Bruder namens Max.
1892 gründete Hedwigs Vater mit zwei Prokuristen einen Hopfen- und Getreidehandel. Die Hauptniederlassung befand sich in der Bahnhofstraße 15 in Augsburg. Ludwig Bauer war in der Branche sehr engagiert und veröffentlichte regelmäßig detaillierte Getreideberichte für Fachzeitschriften. Sein Geschäft florierte bis mindestens 1909, vielleicht auch bis zu seinem Tod 1915.
Am 16. Dezember 1900 heiratete Hedwig in Augsburg den rund zehn Jahre älteren Kaufmann David Erlanger und zog mit ihm in seine Geburtsstadt Nürnberg. David hatte dort die Handelsschule besucht. Ebenso wie Hedwig stammte er aus einer Hopfenhändler-Familie. Er selbst arbeitete aber mit großer Wahrscheinlichkeit als Kaufmann in der traditionsreichen Nürnberger Spielzeugfabrikation.
Hedwigs Schwester Anna hatte ebenfalls in die Familie Erlanger eingeheiratet, den 1903 geborenen Kaufmann Siegbert (Shimeon). Dieses Ehepaar lebte ebenfalls in Nürnberg. Bruder Max war wie sein Vater promovierter Jurist. Mit seiner Frau Theresia wohnte er in München und arbeitete dort als Rechtsanwalt.
Am 12. November 1901 bekamen Hedwig und David Erlanger eine Tochter und nannten sie Franziska. Mit Anfang zwanzig heiratete sie den Nürnberger Kaufmann Otto Georg Hofmann und bekam am 23. Juli 1927 eine Tochter namens Lotte. Hedwig wurde mit 47 Jahren Großmutter.
Ihr Mann David starb Ende der 1920er-Jahre. Wann und warum es die Familie – die verwitwete Hedwig, Tochter Franziska mit Ehemann Otto und Tochter Lotte – nach Berlin verschlug, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Spätestens seit 1938 lebte Franziska mit Mann und Tochter in der Helmstedter Str. 27. Zum Zeitpunkt der "Minderheiten-Volkszählung" im Mai 1939 wohnte auch Hedwig schon in diesem Haus, aber nicht im selben Haushalt.
Am 2. Juni 1942 wollte Hedwig Erlanger die Schikanen und Demütigungen nicht länger ertragen. Die 62-jährige wählte den Freitod.
Es ist anzunehmen, dass ihre Tochter Franziska und ihr Schwiegersohn Otto zu diesem Zeitpunkt Zwangsarbeit verrichten mussten. Am 29. Januar 1943 wurden sie mit ihrer Tochter im sogenannten "27. Osttransport" nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Ob man sie gleich nach der Ankunft in die Gaskammer schickte oder ob sie noch arbeiten mussten, wissen wir nicht. Hedwigs Tochter wurde 42 Jahre alt, ihr Schwiegersohn 47. Ihre Enkeltochter Lotte starb mit größter Wahrscheinlichkeit vor ihrem 16. Geburtstag.
Hedwigs Geschwister überlebten den Holocaust. Ihr Bruder Dr. Max Bauer emigrierte mit seiner Frau Theresie nach Großbritannien, kehrte aber nach dem Krieg in seine Wahlheimat München zurück. Er starb dort 1962. Auf der Gedenktafel für verfolgte Juristen vor dem Münchener Justizpalast steht sein Name.
Hedwigs Schwester Anna emigrierte mit ihrem Mann Siegbert Erlanger nach Schweden. Über ihren weiteren Lebensweg war nichts herauszufinden.