Julie König geb. Kulka

Verlegeort
Helmstedter Str. 27
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
24. Oktober 2012
Geboren
22. September 1873 in Janowice
Deportation
am 22. Juli 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 18. Dezember 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Julie Kulka wurde am 22. September 1873 in Janowitz an der Angel in Böhmen (heute Janowice in Tschechien) geboren. Ihre Mutter Johanna, geborene König war die Tochter eines Wollhändlers aus Kojetein (Kojetín), ihr Vater, Dr. Salomon Kulka aus Troppau (Opava), war seit kurzem der Rabbi von Janowitz.

Julie war das Nesthäkchen der Familie. Ihr Bruder Josef war vierzehn Jahre älter als sie, Schwester Lotti zwölf, und Schwester Růžena sieben.

Neben seiner Tätigkeit in Janowitz scheint Julies Vater viel in Böhmen und Mähren herumgereist zu sein und in befreundeten Synagogen Predigten und Gastvorträge gehalten zu haben. Mehrere seiner Texte hat er veröffentlicht. Nach seiner Emeritierung als Rabbiner zog er zurück in seine Geburtsstadt Troppau, wo sein Bruder Hermann einen gewaltigen Steinbruch mit vielen Dependancen bis nach Schlesien und Galizien besaß. Am 23. April 1903 starb Rabbi Kulka dort mit 73 Jahren.

Julie Kulka heiratete ihren Vetter Dr. Salomon König, geboren am 19. Mai 1868 in Gaya (heute Kyjov in Tschechien). Er war der Sohn ihres Onkels mütterlicherseits, David König, der in Gaya als Schuhmacher arbeitete, und dessen Frau Rosalia. Salomon war praktischer Arzt.

Am 16. Februar 1898 bekamen Julie und Salomon König eine Tochter, die sie nach Julies Mutter Johanna nannten. Die kleine Familie lebte in dem Dorf Zabreh bei Mährisch-Ostrau (heute Ostrava in Tschechien), wo Dr. König wohl als Landarzt tätig war. Er erkrankte schwer, wahrscheinlich an Krebs, und starb mit nur 35 Jahren am 8. Mai 1903. Julie war damals 29, die kleine Johanna fünf Jahre alt.

Wann und warum es Julie und Johanna nach Berlin verschlug, war nicht herauszufinden. Johanna heiratete einen Herrn Steilberg, die Ehe wurde aber wieder geschieden. Zum Zeitpunkt der „Minderheiten-Volkszählung" 1939 lebten Mutter und Tochter zusammen in der Helmstedter Straße 27. Später wurden sie zwangsgeräumt und in eine Wohnung in der Stübbenstraße 3 in Schöneberg eingewiesen.

Julie König wurde am 22. Juli 1942 vom Anhalter Bahnhof zusammen mit 99 anderen alten Jüdinnen und Juden aus Berlin ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 18. Dezember 1943, sie war vor kurzem siebzig geworden, transportierte man sie von Theresienstadt in das Vernichtungslager Auschwitz und ermordete sie dort. Ihr Todesdatum ist unbekannt. 

Ihre Tochter Johanna verrichtete mit großer Wahrscheinlichkeit Zwangsarbeit. Die 45-Jährige wurde am 1. März 1943 nach der sogenannten „Fabrikaktion", den Verhaftungen der letzten noch nicht deportierten Jüdinnen und Juden in Berlin, vom Güterbahnhof Moabit aus direkt nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Auch ihr Todesdatum ist unbekannt.