Leopold Chones

Verlegeort
Kollwitzstr. 74
Historischer Name
Weißenburger Str. 33
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
27. August 2021
Geboren
24. September 1924 in Berlin
Deportation
am 29. Oktober 1943 von Berlin nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Leopold (Poldi) Chones, geboren 24.09.24, am 02.10.43 als untergetauchter Jude verhaftet, nach wochenlangen Verhören und Folter am 29.10.1943 nach Auschwitz deportiert, ermordet

Leopold Chones, genannt Poldi, wohnte seit mindestens 1939 als Pflegekind bei Familie Grünberg in der Weißenburgerstr. 33. Von 1932 bis 1939 besuchte er die 3. jüdische Volksschule in Berlin. Auf der Deportationsliste der Gestapo ist die Berufsbezeichnung „Gärtner“ vermerkt. Poldi musste aber bis Februar 1943 Zwangsarbeit bei der Metall und Elektrofirma Ehrlich & Graetz in Berlin Treptow leisten. Dort wurden von Herbst 1940 bis Februar 1943 mehr als 500 jüdische Zwangsarbeiter*innen vor allem in der Produktion eingesetzt. Den am 27.02.1943 einsetzenden Deportationen im Rahmen der „Fabrikaktion“ entzog er sich und tauchte unter. Zusammen mit weiteren Jugendlichen gründete er die zionistische Widerstandsgruppe „Chug Chaluzi“ (hebräisch: Kreis der Pioniere)  unter Führung des ehemaligen Lehrers und Jugendleiters Jizchak Schwersenz und der Halbjüdin Edit Wolff. Die Gruppe umfasste bis zu 40 Mitglieder, vor allem untergetauchte Juden und organisierte Verstecke, Lebensmittelkarten und falsche Papiere für das Leben im Untergrund. Gleichzeitig gab sie den Mitgliedern durch Schulungen, Ausflüge und religiöse Feiern Halt.

Nach der Deportation seiner Eltern schlich sich Poldi heimlich in die eigene Wohnung in der Weißenburgerstr. zurück und schlief dort. Bis Oktober 1943 tauchte er in wechselnden Verstecken von arischen oder halbjüdischen Kontaktpersonen unter, zuletzt bei Frau Lange in der Taunusstraße 28 in Friedenau. Nach der Verhaftung von Edit Wolff und einem Hinweis von deren Mutter wurde Poldi am 02.10.1943 durch die Gestapo im Versteck in der Taunusstraße verhaftet. Bei der Verhaftung setzte er sich zur Wehr und wurde so verprügelt, dass er schwer verletzt in ein jüdisches Krankenhaus gebracht werden musste um wieder verhörfähig gemacht zu werden. Anschließend wurde er ins Sammellager in der Großen Hamburger Str. gebracht. Trotz wochenlanger Folter und Verhöre gab er die Identität seiner Unterstützer und Unterstützerinnen nicht Preis. Über einen Jüdischen Aufseher des Sammellagers ließ er kurz vor seiner Deportation nach Auschwitz Nachricht an Jitzchak Schwersenz übermitteln: „Ich habe gekämpft und geschwiegen. Geht nicht mehr in die alten Quartiere! Macht euch um mich keine Sorgen! Ich werde tapfer bleiben und stark. Rettet euch! Wir werden uns, so Gott will, wiedersehen...“

Kriminalbeamter und Lagerleiter Walter Dobberke vermerkte zur Verhaftung: „Am Sonnabend, den 2.10.1943 wurde in der Wohnung der Lange, Berlin-Steglitz, Taunusstraße 28, der flüchtige Jude Leopold Israel Choneß (sic!), geboren 24.9.24 Berlin, festgenommen. Er war unter dem Namen Poldi dem bereits festgenommenen Hallermann und Kaufmann bekannt.“