Mary Krotoczynski, verh. Wiesner

Verlegeort
Lichtenberger Straße 31
Historischer Name
Wallner-Theater-Straße 3
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
12. Oktober 2023
Geboren
28. Juli 1922 in Berlin
Beruf
Krankenschwester
Flucht
1939 Kindertransport England
Überlebt

Mary Wiesner wurde als Mary Krotoczynski am 28. Juli 1922 in Friedland, Mecklenburg geboren. Ihr Vater Stefan Krotoczynski war Schneider und diente auch als Kantor in Neubrandenburg. Ihre Mutter Gertrud Krotoczynski (geb. Silberstein) kam 1920 nach Friedland, um ihn zu heiraten. Mary wuchs in Friedland auf und 1928 zog ihre Familie für ein Jahr nach Strasburg in der Uckermark, um bei ihrer Großmutter und den Schwestern ihres Vaters zu leben.

Im Jahr 1930 zog Mary mit ihren Eltern nach Berlin. Hier besuchte sie zwei Jahre lang eine öffentliche Schule, bevor sie an die Jüdische Mädchenschule wechselte, die sie 1937 abschloss. Obwohl sie eine ausgezeichnete Schülerin war, konnte sie keine weiterführende Schule besuchen, da jüdischen Kindern der Zugang zu höherer Bildung verwehrt wurde.

Im Mai 1939 organisierten ihre Eltern, dass sie Deutschland mit einem Kindertransport verlassen konnte. Sie wurde bei einer jüdischen Familie in London untergebracht, es waren Bekannte ihres Vaters, der bereits vor dem Ersten Weltkrieg in England gelebt hatte. Mary und ihre Pflegefamilie wurden 1940 aufs Land evakuiert. Sie machte im Krankenhaus Savernak in Marlborough, Wiltshire eine Ausbildung zur Krankenschwester. Im Jahr 1941 verlor sie endgültig den Kontakt zu ihrer Mutter und ihren Tanten, die deportiert und ermordet wurden. Mary litt infolgedessen an schweren Depressionen. Sie erholte sich, um ihre Ausbildung als Krankenschwester zu beenden, und versuchte, mit ihrem Leben weiterzumachen.

Im Jahr 1944 lernte sie Denis Horne (1915–2004) kennen. Er war Student in Oxford, mit ihm bekam sie 1945 einen Sohn, Peter. Sie verließ Denis Horne, nachdem sie Heinz Wiesner (1924–1986), einen deutschen Kriegsgefangenen, getroffen hatte. Mary kehrte 1947 mit ihrem Sohn nach Berlin zurück um Heinz Wiesner zu heiraten. Ihre Tochter Monika wurde im Jüdischen Krankenhaus in Berlin geboren.

Im Jahr 1951 verließ Mary Wiesner mit ihrer Familie Ostberlin, um nach Amerika auszuwandern. Nachdem sie sich 1953 von ihrem Ehemann hatte scheiden lassen, reiste sie mit ihren zwei Kindern nach Santa Monica, Kalifornien, wo sie bei Verwandten lebte, die vor dem Krieg aus Deutschland geflüchtet waren. Mary arbeitete bis zu ihrer Pensionierung im Gesundheitsbereich. Sie litt ihr Leben lang unter starken Depressionen. Die Morde an ihrer Mutter und anderen Familienmitgliedern durch die Nazis lasteten schwer auf ihr. Obwohl sie die Freuden des Lebens mit Enthusiasmus umarmte, konnte sie den Verlust ihrer Familie und ihres Landes nicht überwinden.

Um ihre Geschichte zu erzählen, schrieb sie ihre Memoiren, die ihre Kämpfe als Flüchtling in Deutschland, England und den Vereinigten Staaten beschreiben. Als sie 1991 starb, hinterließ sie zahlreiche Dokumente, einschließlich Korrespondenz aus Kriegszeiten, und dokumentierte ihre Kommunikation mit ihren Eltern vor deren Tod. Marys direkte Nachkommen schließen ihre zwei Kinder, Peter Wiesner und Monika Huntley, sowie vier Enkelkinder und fünf Urenkel mit ein.

Mary wurde als Maria Krotoczynski am 28. Juli 1922 in Friedland, Mecklenburg geboren. Ihr Vater, Stefan Krotoczynski, war Schneider, arbeitete aber auch als Kantor in Neubrandenburg. Ihre Mutter, Gertrud, war 1920 nach Friedland gekommen, um ihn zu heiraten. Mary wuchs in Friedland auf, bis ihre Familie 1928 für ein Jahr ins nahe gelegene Strasburg zog, um bei ihrer Großmutter und den Schwestern ihres Vaters zu leben. 

Im Jahr 1930, als die Familie nach Berlin zog, besuchte Mary zwei Jahre lang eine öffentliche Schule. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde sie in der Jüdischen Mädchenschule aufgenommen, wo sie 1937 ihren Abschluss machte. Obwohl sie eine ausgezeichnete Schülerin war, hatte sie aufgrund der Diskriminierung jüdischer Menschen keine Möglichkeit, ihre Ausbildung in Deutschland fortzusetzen. 1938 wurde sie auf dem Schulweg von Nazi-Schlägern verprügelt. Nachdem es nicht gelungen war, einen Visumantrag für ihrer Familie in Amerika zu stellen, sorgten ihre Eltern dafür, dass sie Deutschland mit einem Kindertransport verließ, der am 5. Mai 1939 abfuhr. Sie wurde bei einer jüdischen Familie in London untergebracht. Es waren Bekannte ihres Vaters, der vor dem Ersten Weltkrieg in England gelebt hatte. Mary und ihre Pflegefamilie wurden wegen der Bombardierung Londons 1940 auf das Land evakuiert. Zu dieser Zeit wurde sie in das Krankenhaus Savernake in Marlborough, Wiltshire als Schwester aufgenommen. Im Frühjahr 1941 wurde Marys Vater in Berlin von Nationalsozialisten auf offener Straße schwer misshandelt und starb an den Folgen. Im Laufe des Jahres 1941 verlor sie zudem den Kontakt zu Mutter und Tanten, weil diese deportiert worden waren. Infolgedessen litt sie an schweren Depressionen. Mit der Zeit erholte sie sich etwas und konnte ihre Ausbildung als Krankenschwester beenden. Irgendwie versuchte sie, mit ihrem Leben weiterzumachen. 

Im Jahr 1944 lernte sie Denis Horne (1915-2004) kennen. Er war ein Student in Oxford, mit dem sie 1945 ihren Sohn Peter zur Welt brachte. Sie verließ Denis Horne aber und lernte daraufhin Heinz Wiesner (1924-1986), einen deutschen Kriegsgefangenen, kennen. Mary kehrte 1947 mit ihrem Sohn nach Berlin zurück, um ihn zu heiraten. Dort wurde ihre Tochter Monika im Jüdischen Krankenhaus geboren. Im Jahr 1951 verließ sie mit ihrer Familie Ostberlin mit dem Ziel, nach Amerika auszuwandern. Nachdem sie sich 1953 von ihrem Ehemann scheiden ließ, reiste sie mit ihren zwei Kindern in die USA und ließ sich in Santa Monica, Kalifornien, nieder, wo sie sich Verwandten anschloss, die vor dem Krieg aus Deutschland geflüchtet waren. Mary arbeitete bis zu ihrer Pensionierung weiterhin im Gesundheitsbereich.

Einen Großteil ihres Erwachsenenlebens über kämpfte Mary mit einer bipolaren Störung. Die Ermordung ihrer Mutter und anderer Familienmitglieder durch die Nationalsozialisten lasteten schwer auf ihr. Obwohl sie die Freuden des Lebens mit Enthusiasmus umarmte, konnte sie den Verlust ihrer Familie und ihrer Heimat nicht überwinden. 

Mary starb 1991. Sie hatte Zeit ihres Lebens Memoiren geschrieben, die ihre Kämpfe als Flüchtling in Deutschland, England und den Vereinigten Staaten beschreiben. Sie hinterließ zahlreiche Dokumente, einschließlich der Korrespondenz aus den Kriegszeiten, und dokumentierte ihre Kommunikation mit ihren Eltern vor ihrem Tod. Diese wurden von ihrem Sohn zusammengestellt, um die Memoiren "Bipolar Refugee: A Saga of Survival and Resilience" über die Auswirkungen des Holocaust auf sie und ihre Familie zu veröffentlichen. Als direkte Nachkommen hinterließ Mary ihre zwei Kinder, Peter Wiesner und Monika Huntley, sowie vier Enkelkinder und fünf Urenkel.