Alfred Leander

Verlegeort
Mommsenstr. 56
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
15. Februar 2014
Geboren
05. November 1864 in Berlin
Deportation
am 03. Oktober 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
26. Dezember 1942 in Theresienstadt
Biografie

Alfred Leander wurde am 5. November 1864 in Berlin geboren. Sein Vater Carl Siegfried Leander (1822-1894) handelte wahrscheinlich mit Lebensmitteln. Er stammte aus einer alten Berliner Kaufmannsfamilie, die sich bis in die erste Hälfte der 18. Jahrhunderts zurückverfolgen lässt. Alfreds Mutter Mathilde geborene Steinthal (1828-1912) war eine Kaufmannstochter aus Gommern bei Magdeburg.

Alfred hatte zwei ältere Schwestern, Anna (1849-1880) und Olga (1857-1936), einen älteren Bruder, Willy (*1861), und einen jüngeren Bruder, Paul (1869-1934). 

1885 eröffnete Willy eine Lederhandlung in der Klosterstraße in Berlin-Mitte. Zunächst erteilte er seinem kleinen Bruder Alfred lediglich Procura, bald jedoch machte er ihn zum Mitinhaber und das Geschäft firmierte ab spätestens 1890 unter dem Namen "Gebrüder Leander".

Am 4. Juni 1912 heiratete Alfred in Berlin die zehn Jahre jüngere Verkäuferin Martha Persicaner. Sie stammte aus Beuthen in Oberschlesien (heute Bytom in Polen), wo ihr Vater ein „Specerei- und Destillationsgeschäft" besessen hatte. 

Am 31. Januar 1914 bekam das Ehepaar Leander, das damals in Charlottenburg wohnte, eine Tochter, Elli. Spätestens ab 1930 lebte die Familie in der Mommsenstraße 56 in einer Dreizimmerwohnung im Gartenhaus. Tochter Elli, die unverheiratet war, blieb bei den Eltern wohnen.

Alfred Leander wurde zusammen mit seiner Frau am 3. Oktober 1942 im sogenannten „3. großen Alterstransport" zusammen mit über tausend weiteren alten und kranken Menschen vom Bahnhof Grunewald aus nach Theresienstadt deportiert. Dort wurde der 78-Jährige am 26. Dezember ermordet. Seine Frau Martha musste die unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto noch anderthalb Jahre lang erdulden. Am 16. Mai 1944 wurde sie nach Auschwitz überstellt, wo man sie wahrscheinlich gleich nach der Ankunft vergaste. Sie wurde 69 Jahre alt.

Alfreds und Marthas Tochter Elli wurde zwei Wochen nach ihren Eltern, am 19. Oktober 1942, ins Ghetto Riga deportiert. Dort tötete man sie gleich nach der Ankunft am 22. Oktober. Elli Leander wurde 28 Jahre alt.

Alfreds Bruder und Geschäftspartner Willy starb mit großer Wahrscheinlichkeit vor dem Holocaust. Seiner Tochter Else gelang die Flucht. Sie starb 1976 mit 87 Jahren in New York.

Recherche und Text: Christine Wunnicke