Meta Lesser geb. Goldberg

Verlegeort
Poststraße 12
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
20. September 2013
Geboren
27. August 1879 in Thorn/ Torun
Deportation
am 04. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Meta Goldberg wurde am 27. August 1879 im westpreußischen Thorn (dem heutigen Toruń in Polen) geboren. Die Garnisonsstadt, etwa 45 Kilometer südöstlich von Bromberg (Bydgoszcz) gelegen, erlebte im 19. Jahrhundert nach dem Bau der Preußischen Ostbahn einen wirtschaftlichen Boom. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts verfügte Thorn über ein Gymnasium mit angeschlossener Realschule, die vermutlich auch von Meta Goldberg und ihren Geschwistern besucht wurde. Meta war die Tochter des Kaufmanns Jakob Goldberg und seiner Frau Johanna, geb. Hertz. Sie wuchs im Kreis von mindestens sieben Geschwistern auf: Ihre älteren Schwestern Fanny und Adele Goldberg waren 1869 und 1874 in Thorn geboren worden; ihre älteren Brüder Georg, Salomon, Hermann und Leo Goldberg in den Jahren 1870, 1871, 1873 und 1876. Ihre jüngere Schwester Jenny Goldberg kam 1881 zur Welt. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Meta Goldberg und ihren Geschwistern in Thorn haben sich keine weiteren Informationen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Meta etwa 1.600 der ungefähr 21.000 Einwohner zählten.<br />
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Spätestens kurz vor der Jahrhundertwende verließen die Goldbergs Thorn und ließen sich in Berlin nieder. Hier heiratete Meta Goldberg am 24. April 1919 den Kaufmann Siegfried Lesser, geboren 1871 in Lippehne (Lipiany). Nach der Hochzeit zog Meta Goldberg in die Wohnung ihres Mannes in der Lothringer Straße 40 (heutige Torstraße) am Rosenthaler Platz, wo auch dessen Wollwarengroßhandel „Neumark & Baer“ lag. Am 15. April 1920 kam ihr Sohn Hans David zur Welt. Ein Jahr darauf zog die Familie in die Wallnertheaterstraße 27 (heute überbaut) in Mitte und verlegte das Wollwarengeschäft, das seit 1923 als GmbH firmierte, in die Spandauer Straße 4. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Meta Lesser und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Seit 1933 waren die Lessers als Geschäftsinhaber von antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen. Am 4. April 1935 starb Siegfried Lesser im Alter von 64 Jahren im Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde Berlin. Kurz zuvor hatte das Ehepaar noch mit ihrem Sohn eine neue Wohnung in der Poststraße 12 nahe dem Spreeufer im Nikolaiviertel bezogen und hierhin auch die „Neumark & Baer GmbH“ verlegt. Nach dem Tod ihres Mannes führte Meta das Geschäft noch eine Zeitlang weiter, bis sie es 1937 auflösen musste. Im folgenden Jahr, im August 1938, gelang ihrem Sohn Hans David die Ausreise nach England. Ob in dieser Zeit auch Meta Lesser versuchte, das Land zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollte sie Pläne verfolgt haben, so scheiterten diese. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre war das Leben für sie in Berlin zum Existenzkampf geworden. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnte sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.<br />
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Der Entrechtung folgte die Deportation: Im Zuge der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, wurde Meta Lesser Ende Februar 1943 in Berlin verhaftet und in eines der Berliner Sammellager verschleppt. Von dort wurde die 63-Jährige mit dem „34. Osttransport“ am 4. März 1943 aus Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet.<br />
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Ihr Sohn Hans David Lesser überlebte im Exil in England. Hierhin konnten sich auch die Söhne ihres Neffen Julius Goldberg – Rudolf (* 1925) und Werner (* 1928) – mit einem der Kindertransporte retten. Julius war der Sohn von Hermann Goldberg und dessen Frau. Metas Schwester Adele Goldberg, verheiratete Baron, überlebte die NS-Verfolgung im Exil in den USA. Ihre Schwestern Fanny und Jenny Goldberg und ihr Bruder Salomon Sally Goldberg waren im Januar 1942 nach Riga deportiert und ermordet worden. Ihr Bruder Georg Goldberg war bereits 1940 in Sonthofen in Bayern verstorben; ihr Bruder Leo Goldberg im Januar 1941 in Berlin. Laut Angaben von Rudolf Goldberg wurden Hermann und Julius Goldberg 1943 aus Ratibor nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Meta Goldberg wurde am 27. August 1879 im westpreußischen Thorn (dem heutigen Toruń in Polen) geboren. Die Garnisonsstadt, etwa 45 Kilometer südöstlich von Bromberg (Bydgoszcz) gelegen, erlebte im 19. Jahrhundert nach dem Bau der Preußischen Ostbahn einen wirtschaftlichen Boom. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts verfügte Thorn über ein Gymnasium mit angeschlossener Realschule, die vermutlich auch von Meta Goldberg und ihren Geschwistern besucht wurde. Meta war die Tochter des Kaufmanns Jakob Goldberg und seiner Frau Johanna, geb. Hertz. Sie wuchs im Kreis von mindestens sieben Geschwistern auf: Ihre älteren Schwestern Fanny und Adele Goldberg waren 1869 und 1874 in Thorn geboren worden; ihre älteren Brüder Georg, Salomon, Hermann und Leo Goldberg in den Jahren 1870, 1871, 1873 und 1876. Ihre jüngere Schwester Jenny Goldberg kam 1881 zur Welt. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Meta Goldberg und ihren Geschwistern in Thorn haben sich keine weiteren Informationen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Meta etwa 1.600 der ungefähr 21.000 Einwohner zählten.

Spätestens kurz vor der Jahrhundertwende verließen die Goldbergs Thorn und ließen sich in Berlin nieder. Hier heiratete Meta Goldberg am 24. April 1919 den Kaufmann Siegfried Lesser, geboren 1871 in Lippehne (Lipiany). Nach der Hochzeit zog Meta Goldberg in die Wohnung ihres Mannes in der Lothringer Straße 40 (heutige Torstraße) am Rosenthaler Platz, wo auch dessen Wollwarengroßhandel „Neumark & Baer“ lag. Am 15. April 1920 kam ihr Sohn Hans David zur Welt. Ein Jahr darauf zog die Familie in die Wallnertheaterstraße 27 (heute überbaut) in Mitte und verlegte das Wollwarengeschäft, das seit 1923 als GmbH firmierte, in die Spandauer Straße 4. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Meta Lesser und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Seit 1933 waren die Lessers als Geschäftsinhaber von antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen. Am 4. April 1935 starb Siegfried Lesser im Alter von 64 Jahren im Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde Berlin. Kurz zuvor hatte das Ehepaar noch mit ihrem Sohn eine neue Wohnung in der Poststraße 12 nahe dem Spreeufer im Nikolaiviertel bezogen und hierhin auch die „Neumark & Baer GmbH“ verlegt. Nach dem Tod ihres Mannes führte Meta das Geschäft noch eine Zeitlang weiter, bis sie es 1937 auflösen musste. Im folgenden Jahr, im August 1938, gelang ihrem Sohn Hans David die Ausreise nach England. Ob in dieser Zeit auch Meta Lesser versuchte, das Land zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollte sie Pläne verfolgt haben, so scheiterten diese. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre war das Leben für sie in Berlin zum Existenzkampf geworden. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnte sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Im Zuge der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, wurde Meta Lesser Ende Februar 1943 in Berlin verhaftet und in eines der Berliner Sammellager verschleppt. Von dort wurde die 63-Jährige mit dem „34. Osttransport“ am 4. März 1943 aus Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet.

Ihr Sohn Hans David Lesser überlebte im Exil in England. Hierhin konnten sich auch die Söhne ihres Neffen Julius Goldberg – Rudolf (* 1925) und Werner (* 1928) – mit einem der Kindertransporte retten. Julius war der Sohn von Hermann Goldberg und dessen Frau. Metas Schwester Adele Goldberg, verheiratete Baron, überlebte die NS-Verfolgung im Exil in den USA. Ihre Schwestern Fanny und Jenny Goldberg und ihr Bruder Salomon Sally Goldberg waren im Januar 1942 nach Riga deportiert und ermordet worden. Ihr Bruder Georg Goldberg war bereits 1940 in Sonthofen in Bayern verstorben; ihr Bruder Leo Goldberg im Januar 1941 in Berlin. Laut Angaben von Rudolf Goldberg wurden Hermann und Julius Goldberg 1943 aus Ratibor nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.