Ella Gattel geb. Pinthus

Verlegeort
Prinzenallee 58
Bezirk/Ortsteil
Gesundbrunnen
Verlegedatum
September 2006
Geboren
23. Juli 1884 in Halle/Saale
Deportation
am 11. September 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
15. März 1944 im Ghetto Theresienstadt
Ella Pinthus wurde am 23. Juli 1884 in Halle an der Saale geboren. Sie war das zweitälteste von sieben Kindern des jüdischen Kaufmanns Max Isidor Pinthus und seiner Frau Hulda. Zwei ihrer jüngeren Geschwister starben bereits im Säuglingsalter. Ihr Vater betrieb in Halle ein Textilkaufhaus in zentraler Lage. Der Familie Pinthus gehörten in verschiedenen deutschen Städten insgesamt 16 Einkaufshäuser, die Zentrale befand sich in Berlin.

Mit 21 Jahren heiratete Ella Pinthus am 2. Juni 1906 in ihrer Heimatstadt den 14 Jahre älteren Hutfabrikanten Richard Gattel aus Berlin. Ihre beiden Töchter Charlotte Käthe, genannt Lotte, und Anni Hilda kamen 1908 und 1913 in Berlin zur Welt. Ella Gattel und ihre Familie wohnten in der Prinzenallee 84, bis sie Anfang der 1920er Jahre in das Vorderhaus der Hutfabrik Gattel in der Prinzenallee 58 zogen. In den beiden anderen Wohnungen des Hauses lebten Ellas Schwager Max Gattel mit seiner Frau Anneliese und der 1922 geborenen Tochter Inge Johanna sowie ihre unverheiratete Schwägerin, die genau wie sie Ella Gattel hieß. In ihre alte Wohnung in der ersten Etage der Hausnummer 84 zog Ella Gattels Vater Max Pinthus ein. Nach dem Tod ihrer Mutter, die 1911 im Alter von 53 Jahren in Halle gestorben war, hatte er mehrere Jahre in Bremerhaven bei Ella Gattels älterer Schwester Jeanette gelebt. Sie war mit dem Kaufhausbesitzer Joseph Schocken verheiratet und aktives Mitglied der israelitischen Gemeinde Bremerhavens sowie verschiedener Frauen- und Wohltätigkeitsvereine. In ihrer Villa verbrachte Familie Gattel häufig die Pessah-Tage. Seit 1991 wird in Bremerhaven der „Jeanette-Schocken-Preis“, ein Bürgerpreis für Literatur, verliehen. 2001 wurde im Stadtteil Lehe eine Straße nach ihr benannt.

Religion spielte in Ella Gattels Familie keine große Rolle, nur an den hohen Feiertagen besuchte sie mit ihrem Vater die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße, wo beide feste Sitzplätze hatten. Ihre Tochter Anni beschreibt ihre Mutter in ihren Lebenserinnerungen als „eine zarte, sehr empfindsame Frau voller Charme“, die viel las und mit ihrer Familie regelmäßig Konzert- und Theaterveranstaltungen besuchte. Im Jahr 1930 heiratete Ella Gattels ältere Tochter Lotte und zog zu ihrem Mann Heinz Gabbe ins thüringische Ilmenau. 1932 wurde ihr erstes Enkelkind Ruth geboren. Im Juli desselben Jahres starb ihr Vater mit 76 Jahren. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beerdigt.

Die Weltwirtschaftskrise setzte dem Unternehmen Gattel schwer zu und die Hutproduktion in der Prinzenallee wurde 1931 eingestellt. Nach dem zwangsweisen Verkauf der Grundstücke Prinzenallee 57/58 zog Ella Gattel 1933 mit ihrem Mann und der jüngeren Tochter Anni nach Halensee in die Albrecht-Achilles-Straße 7a. Für einige Jahre betrieben Richard und Max Gattel die Gebrüder Gattel GmbH in Guben, die sie 1936 verfolgungsbedingt schließen mussten. In den folgenden Jahren lebten Ella und Richard Gattel von der Unterstützung durch Verwandte. Auch die frühere Erzieherin ihrer Töchter, Elli Klimpel, unterstützte sie mit Lebensmitteln.

Im März 1936 emigrierte Anni mit ihrem zukünftigen Mann Georg Wolff nach Palästina. Dort kam im Jahr darauf Ella Gattels zweites Enkelkind Esra Benjamin zur Welt. Im Herbst 1938 ging auch Lotte mit ihrer Familie nach Palästina. Ella und Richard Gattel blieben mit ihren Töchtern in Kontakt, was auch nach Kriegsbeginn durch die Vermittlung des Roten Kreuzes möglich war. Aufgrund der reichsweit erlassenen Ablieferungspflicht für Edelmetalle und Edelsteine aus jüdischem Besitz mussten sie 1939 ihre Wertgegenstände in der städtischen Pfandleihanstalt abliefern. Kurze Zeit darauf waren sie gezwungen, aus ihrer Wohnung in der Albrecht-Achilles-Straße auszuziehen, die einem SA-Angehörigen mit seiner Familie zugewiesen wurde. Sie bezogen eine Wohnung am Kurfürstendamm zur Untermiete, einen Großteil ihrer Möbel mussten sie in Halensee zurücklassen. Ab Anfang März 1942 bewohnten sie in der Regensburger Straße 13 bei Günter Hirschel ein Durchgangszimmer mit Notküche.

Ende August 1942 wurde Ella Gattels Schwager Max mit seiner Frau nach Riga deportiert. Bereits im November 1941 waren ihre Geschwister Jeanette und Erich von Bremen nach Minsk deportiert worden. Sie alle wurden ermordet. Am 11. September 1942 wurden Ella und Richard Gattel mit dem „62. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Richard Gattel starb dort am 29. Januar 1943 an Entkräftung. Mitte März 1944 kam auch Ella Gattel in Theresienstadt ums Leben. Die vom Sonderstandesamt Arolsen 1970 ausgestellte Sterbeurkunde datiert ihren Todestag auf den Zeitraum zwischen dem 10. und 16. März 1944, mehrere Quellen geben den 15. März 1944 als Todesdatum an.

Ella Pinthus wurde am 23. Juli 1884 in Halle an der Saale geboren. Sie war das zweitälteste von sieben Kindern des jüdischen Kaufmanns Max Isidor Pinthus und seiner Frau Hulda. Zwei ihrer jüngeren Geschwister starben bereits im Säuglingsalter. Ihr Vater betrieb in Halle ein Textilkaufhaus in zentraler Lage. Der Familie Pinthus gehörten in verschiedenen deutschen Städten insgesamt 16 Einkaufshäuser, die Zentrale befand sich in Berlin.

Mit 21 Jahren heiratete Ella Pinthus am 2. Juni 1906 in ihrer Heimatstadt den 14 Jahre älteren Hutfabrikanten Richard Gattel aus Berlin. Ihre beiden Töchter Charlotte Käthe, genannt Lotte, und Anni Hilda kamen 1908 und 1913 in Berlin zur Welt. Ella Gattel und ihre Familie wohnten in der Prinzenallee 84, bis sie Anfang der 1920er Jahre in das Vorderhaus der Hutfabrik Gattel in der Prinzenallee 58 zogen. In den beiden anderen Wohnungen des Hauses lebten Ellas Schwager Max Gattel mit seiner Frau Anneliese und der 1922 geborenen Tochter Inge Johanna sowie ihre unverheiratete Schwägerin, die genau wie sie Ella Gattel hieß. In ihre alte Wohnung in der ersten Etage der Hausnummer 84 zog Ella Gattels Vater Max Pinthus ein. Nach dem Tod ihrer Mutter, die 1911 im Alter von 53 Jahren in Halle gestorben war, hatte er mehrere Jahre in Bremerhaven bei Ella Gattels älterer Schwester Jeanette gelebt. Sie war mit dem Kaufhausbesitzer Joseph Schocken verheiratet und aktives Mitglied der israelitischen Gemeinde Bremerhavens sowie verschiedener Frauen- und Wohltätigkeitsvereine. In ihrer Villa verbrachte Familie Gattel häufig die Pessah-Tage. Seit 1991 wird in Bremerhaven der „Jeanette-Schocken-Preis“, ein Bürgerpreis für Literatur, verliehen. 2001 wurde im Stadtteil Lehe eine Straße nach ihr benannt.

Religion spielte in Ella Gattels Familie keine große Rolle, nur an den hohen Feiertagen besuchte sie mit ihrem Vater die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße, wo beide feste Sitzplätze hatten. Ihre Tochter Anni beschreibt ihre Mutter in ihren Lebenserinnerungen als „eine zarte, sehr empfindsame Frau voller Charme“, die viel las und mit ihrer Familie regelmäßig Konzert- und Theaterveranstaltungen besuchte. Im Jahr 1930 heiratete Ella Gattels ältere Tochter Lotte und zog zu ihrem Mann Heinz Gabbe ins thüringische Ilmenau. 1932 wurde ihr erstes Enkelkind Ruth geboren. Im Juli desselben Jahres starb ihr Vater mit 76 Jahren. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beerdigt.

Die Weltwirtschaftskrise setzte dem Unternehmen Gattel schwer zu und die Hutproduktion in der Prinzenallee wurde 1931 eingestellt. Nach dem zwangsweisen Verkauf der Grundstücke Prinzenallee 57/58 zog Ella Gattel 1933 mit ihrem Mann und der jüngeren Tochter Anni nach Halensee in die Albrecht-Achilles-Straße 7a. Für einige Jahre betrieben Richard und Max Gattel die Gebrüder Gattel GmbH in Guben, die sie 1936 verfolgungsbedingt schließen mussten. In den folgenden Jahren lebten Ella und Richard Gattel von der Unterstützung durch Verwandte. Auch die frühere Erzieherin ihrer Töchter, Elli Klimpel, unterstützte sie mit Lebensmitteln.

Im März 1936 emigrierte Anni mit ihrem zukünftigen Mann Georg Wolff nach Palästina. Dort kam im Jahr darauf Ella Gattels zweites Enkelkind Esra Benjamin zur Welt. Im Herbst 1938 ging auch Lotte mit ihrer Familie nach Palästina. Ella und Richard Gattel blieben mit ihren Töchtern in Kontakt, was auch nach Kriegsbeginn durch die Vermittlung des Roten Kreuzes möglich war. Aufgrund der reichsweit erlassenen Ablieferungspflicht für Edelmetalle und Edelsteine aus jüdischem Besitz mussten sie 1939 ihre Wertgegenstände in der städtischen Pfandleihanstalt abliefern. Kurze Zeit darauf waren sie gezwungen, aus ihrer Wohnung in der Albrecht-Achilles-Straße auszuziehen, die einem SA-Angehörigen mit seiner Familie zugewiesen wurde. Sie bezogen eine Wohnung am Kurfürstendamm zur Untermiete, einen Großteil ihrer Möbel mussten sie in Halensee zurücklassen. Ab Anfang März 1942 bewohnten sie in der Regensburger Straße 13 bei Günter Hirschel ein Durchgangszimmer mit Notküche.

Ende August 1942 wurde Ella Gattels Schwager Max mit seiner Frau nach Riga deportiert. Bereits im November 1941 waren ihre Geschwister Jeanette und Erich von Bremen nach Minsk deportiert worden. Sie alle wurden ermordet. Am 11. September 1942 wurden Ella und Richard Gattel mit dem „62. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Richard Gattel starb dort am 29. Januar 1943 an Entkräftung. Mitte März 1944 kam auch Ella Gattel in Theresienstadt ums Leben. Die vom Sonderstandesamt Arolsen 1970 ausgestellte Sterbeurkunde datiert ihren Todestag auf den Zeitraum zwischen dem 10. und 16. März 1944, mehrere Quellen geben den 15. März 1944 als Todesdatum an.