Verlegeort
Reichenberger Str. 181
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
02. Dezember 2005
Geboren
10. Mai 1928 in Königsberg / Kaliningrad
Deportation
am 26. Februar 1943
nach
Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz
Gerd Peter Itzig wurde am 10. Mai 1928 in Königsberg (Kaliningrad) geboren. Seine Familie wird sich aber nur kurzzeitig in der ostpreußischen Hauptstadt am Ufer des Pregels aufgehalten haben, bei der Durchreise oder beim Besuch von Freunden oder Verwandten, denn ihr Lebensmittelpunkt lag zur damaligen Zeit in Neidenburg (heute Nidzica). Die Kreisstadt liegt etwa 140 Kilometer südlich von Königsberg am südlichen Rande der Allensteiner Seenplatte (Pojezierze Olsztyńskie). Hier hatten seine Eltern, der Kaufmann Arthur Itzig und die Kaufmannstochter Gertrud Lazarus, am 3. November 1920 geheiratet und hier lag in der Innenstadt am großen Marktplatz sowohl die Wohnung der Familie als auch das Manufakturwarenhaus „Itzig-Lazarus“, das sie in den 1920er- und 1930er-Jahren betrieben, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Gerd Peter Itzig hatte eine ältere Schwester namens Amalie, die am 3. Oktober 1921 in Neidenburg zur Welt gekommen war. Es gab noch weitere Familienangehörige in der Stadt: Gerds Tante mütterlicherseits Cäcilie Lazarus war Verkäuferin und arbeitete als solche vermutlich im Geschäft seiner Eltern. Aus dem Familienzweig seiner Mutter lebten seine Großeltern Isaak und Amalie Lazarus, geborene Lauter, in Neidenburg, ebenso wie seine Tante Lea mit ihrem Ehemann Kurt Bach und der 1926 geborenen Cousine Helga, sein Onkel Alfred mit seiner Ehefrau Ruth, geborene Ascher, und eine weitere Tante namens Jertha (Shoshana) Lazarus. Zwei Schwestern seines Vaters, Hedwig Israel und Jenny Brenner, lebten mit ihren Ehemännern und Kindern in Berlin. Über die Kindheit und Jugend von Gerd Peter Itzig und seiner Schwester in Neidenburg in der Zeit der Weimarer Republik haben sich nur wenige Informationen erhalten. Ihre Eltern dürften aber zur relativ kleinen Jüdischen Gemeinde gehört haben, zu der zur Zeit der Geburt von Gerd Peter knapp 100 der rund 6500 Einwohner zählten.
Amalie Itzig dürfte in Neidenburg eine der Volksschulen besucht haben – möglicherweise die evangelische Knaben- und Mädchenschule, die später als Mädchenvolksschule den Namen „Burgschule“ erhielt; Gerd Peter wurde 1934 auf die kurz zuvor eingeweihte Knabenvolksschule auf den Neidewiesen eingeschult. Die Schule sollte ursprünglich den Namen des gebürtigen Neidenburger Schriftstellers und Historikers Ferdinand Gregorovius tragen, wurde nach ihrer Eröffnung aber in „Adolf-Hitler-Schule“ umgetauft. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Familienleben in Neidenburg dieser Zeit geben könnten.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Gerd Peter Itzig und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Unmittelbar erfuhren die Geschwister Itzig die staatlichen Diskriminierungen nach 1933 im Schulalltag und Bildungswesen. Noch vor seiner Einschulung war Gerd Peter mit dem „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ die Chance auf einen höheren Bildungszweig versperrt worden. Ein Erlass von 1935 sah eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ in Schulen vor und nach den Pogromen im November 1938 wurde jüdischen Schülern und Schülerinnen der Besuch von öffentlichen Schulen grundsätzlich verboten. Seine Eltern waren außerdem als Geschäftsinhaber in exponierter Lage am Neidenburger Marktplatz von antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen. In der Region und besonders im Kreis Neidenburg hatte die NSDAP früh Wahlerfolge verzeichnet und konnte eine relativ große Anhängerschaft mobilisieren. Durch Boykotte waren bereits 1933/1934 etwa 20 jüdische Geschäftsinhaber gezwungen, ihre Unternehmen aufzugeben. Amalies Eltern führten ihren Manufakturwarenladen am Marktplatz noch wenigstens bis 1936 weiter, mussten ihn aber spätestens Ende der 1930er-Jahre zwangsweise aufgeben. Vermutlich nach den Novemberpogromen 1938 – bei denen in Neidenburg zwei Menschen ermordet wurden, viele weitere verletzt und die Synagoge in Brand gesteckt wurde – flüchtete die Familie nach Berlin, wo zu dieser Zeit bereits viele ihrer nahen Verwandten lebten: Lea, Kurt und Helga Bach in der Altonaer Straße 32 im Hansaviertel, Alfred und Ruth Lazarus in der Augsburger Straße 12 in Schöneberg sowie Gerds Tanten Hedwig Israel und Jenny Brenner mit ihren Familien in der Artilleristraße 6 (der heutigen Tucholskystraße) in Mitte und in der Mommsenstraße 19 in Charlottenburg.
Gerd Peter kam mit seinen Eltern, seiner Schwester und seiner Tante Cäcilie Lazarus in einer 3-Zimmer-Wohnung in der ersten Etage der Reichenberger Straße 181 in Kreuzberg unweit des Kottbusser Tors unter. Im Januar 1942 nahm die Familie außerdem einen als Pflegekind in der Wohnung auf, Tana Stern, die im Dezember 1941 in Berlin zur Welt gekommen war. Ihre Mutter wurde in amtlichen Dokumenten als „verschollen“ geführt. Im Januar 1943 kam ein weiteres Pflegekind hinzu, Norma Fleischer. Sie war 1930 in Berlin geboren worden und damit nicht viel jünger als Gerd Peter, dem seine Eltern in der Hauptstadt ermöglichten, eine der Berliner Schulen der Jüdischen Gemeinde zu besuchen, bis diese im Juni 1942 geschlossen wurde.
Das Leben nahm für die Familienmitglieder spätestens Anfang der 1940er-Jahren den Charakter eines täglichen Existenzkampfes an. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Gerds Schwester, sein Vater und seine Tante Cäcilie mussten spätestens seit Anfang der 1940er-Jahre Zwangsarbeit leisten: Arthur Itzig bei einem Bautrupp der Deutschen Reichsbahn in Berlin-Schöneberg. Amalie Itzig war als Arbeiterin im Siemensstädter Kleinbauwerk und im Wernerwerk eingesetzt. Cäcilie Lazarus musste ebenfalls für Siemens Zwangsarbeit leisten. Sie war Arbeiterin im Siemens-Schuckert-Kabelwerk in Gartenfeld. Gerd Peter selbst arbeitete zuletzt als unbesoldeter Helfer bei der Jüdischen Kultusvereinigung (JKV) zu Berlin.
Der Entrechtung folgte die Deportation: Gerd Peter, seine Eltern, seine Schwester und seine Tante Cäcilie erhielten den Deportationsbescheid im Frühjahr 1943. Sie mussten ihre Berliner Wohnung in der Reichenberger Straße 181 räumen und wurden in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 verschleppt. Am 21. Februar 1943 mussten alle Familienmitglieder im Sammellager eine 16-seitige „Vermögenserklärung“ zu den ihnen verbliebenen Habseligkeiten mitsamt des zurückgelassenen Hausrats ausfüllen, welche später von der Gestapo zusammen mit den Transportlisten an den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburgs geschickt wurde und der „Verwertung des eingezogenen Vermögens von Reichsfeinden“ diente. Fünf Tage später, am 26. Februar 1943, wurde der 14-jährige Gerd Peter Itzig mit seinen Familienangehörigen mit dem „30. Osttransport“ aus Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Nur wenige seiner Verwandten überlebten die NS-Verfolgung: Sein Onkel Alfred war mit seiner Ehefrau Ruth, geborene Ascher, bereits am 14. November 1941 aus Berlin in das Ghetto Minsk deportiert und dort ermordet worden. Seine Tante Lea war mit ihrem Mann Kurt Bach und der 1926 geborenen Tochter Helga am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und in dem Vernichtungslager ermordet worden. Seine Tante Shoshana Karter, geborene Lazarus, konnte sich nach Palästina retten und überlebte im Exil. Seine Tante väterlicherseits, Hedwig Israel – deren Ehemann Fritz unter ungeklärten Umständen am 16. November 1941 verstorben war – wurde am 2. März 1943 aus Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein Cousin Georg Israel wurde mit demselben Transport wie Gerd Peter am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und nach seiner Ankunft ins Lager selektiert. Anlässlich des Vorrückens der Roten Armee wurde er wenige Tage vor der Befreiung von Auschwitz weiter in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er am 26. Januar 1945 als Häftling registriert und im April 1945 durch die US-Armee befreit wurde. Gerds Tante Jenny ihr Ehemann Joseph Brenner und ihre Kinder Hans und Gerhard Brenner konnten Anfang der 1940er-Jahre aus Deutschland flüchten und erreichten über Lissabon mit der „SS Nyassa“ am 14. Juni 1941 New York. Sie überlebten im Exil in den USA.
Amalie Itzig dürfte in Neidenburg eine der Volksschulen besucht haben – möglicherweise die evangelische Knaben- und Mädchenschule, die später als Mädchenvolksschule den Namen „Burgschule“ erhielt; Gerd Peter wurde 1934 auf die kurz zuvor eingeweihte Knabenvolksschule auf den Neidewiesen eingeschult. Die Schule sollte ursprünglich den Namen des gebürtigen Neidenburger Schriftstellers und Historikers Ferdinand Gregorovius tragen, wurde nach ihrer Eröffnung aber in „Adolf-Hitler-Schule“ umgetauft. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Familienleben in Neidenburg dieser Zeit geben könnten.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Gerd Peter Itzig und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Unmittelbar erfuhren die Geschwister Itzig die staatlichen Diskriminierungen nach 1933 im Schulalltag und Bildungswesen. Noch vor seiner Einschulung war Gerd Peter mit dem „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ die Chance auf einen höheren Bildungszweig versperrt worden. Ein Erlass von 1935 sah eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ in Schulen vor und nach den Pogromen im November 1938 wurde jüdischen Schülern und Schülerinnen der Besuch von öffentlichen Schulen grundsätzlich verboten. Seine Eltern waren außerdem als Geschäftsinhaber in exponierter Lage am Neidenburger Marktplatz von antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen. In der Region und besonders im Kreis Neidenburg hatte die NSDAP früh Wahlerfolge verzeichnet und konnte eine relativ große Anhängerschaft mobilisieren. Durch Boykotte waren bereits 1933/1934 etwa 20 jüdische Geschäftsinhaber gezwungen, ihre Unternehmen aufzugeben. Amalies Eltern führten ihren Manufakturwarenladen am Marktplatz noch wenigstens bis 1936 weiter, mussten ihn aber spätestens Ende der 1930er-Jahre zwangsweise aufgeben. Vermutlich nach den Novemberpogromen 1938 – bei denen in Neidenburg zwei Menschen ermordet wurden, viele weitere verletzt und die Synagoge in Brand gesteckt wurde – flüchtete die Familie nach Berlin, wo zu dieser Zeit bereits viele ihrer nahen Verwandten lebten: Lea, Kurt und Helga Bach in der Altonaer Straße 32 im Hansaviertel, Alfred und Ruth Lazarus in der Augsburger Straße 12 in Schöneberg sowie Gerds Tanten Hedwig Israel und Jenny Brenner mit ihren Familien in der Artilleristraße 6 (der heutigen Tucholskystraße) in Mitte und in der Mommsenstraße 19 in Charlottenburg.
Gerd Peter kam mit seinen Eltern, seiner Schwester und seiner Tante Cäcilie Lazarus in einer 3-Zimmer-Wohnung in der ersten Etage der Reichenberger Straße 181 in Kreuzberg unweit des Kottbusser Tors unter. Im Januar 1942 nahm die Familie außerdem einen als Pflegekind in der Wohnung auf, Tana Stern, die im Dezember 1941 in Berlin zur Welt gekommen war. Ihre Mutter wurde in amtlichen Dokumenten als „verschollen“ geführt. Im Januar 1943 kam ein weiteres Pflegekind hinzu, Norma Fleischer. Sie war 1930 in Berlin geboren worden und damit nicht viel jünger als Gerd Peter, dem seine Eltern in der Hauptstadt ermöglichten, eine der Berliner Schulen der Jüdischen Gemeinde zu besuchen, bis diese im Juni 1942 geschlossen wurde.
Das Leben nahm für die Familienmitglieder spätestens Anfang der 1940er-Jahren den Charakter eines täglichen Existenzkampfes an. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Gerds Schwester, sein Vater und seine Tante Cäcilie mussten spätestens seit Anfang der 1940er-Jahre Zwangsarbeit leisten: Arthur Itzig bei einem Bautrupp der Deutschen Reichsbahn in Berlin-Schöneberg. Amalie Itzig war als Arbeiterin im Siemensstädter Kleinbauwerk und im Wernerwerk eingesetzt. Cäcilie Lazarus musste ebenfalls für Siemens Zwangsarbeit leisten. Sie war Arbeiterin im Siemens-Schuckert-Kabelwerk in Gartenfeld. Gerd Peter selbst arbeitete zuletzt als unbesoldeter Helfer bei der Jüdischen Kultusvereinigung (JKV) zu Berlin.
Der Entrechtung folgte die Deportation: Gerd Peter, seine Eltern, seine Schwester und seine Tante Cäcilie erhielten den Deportationsbescheid im Frühjahr 1943. Sie mussten ihre Berliner Wohnung in der Reichenberger Straße 181 räumen und wurden in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 verschleppt. Am 21. Februar 1943 mussten alle Familienmitglieder im Sammellager eine 16-seitige „Vermögenserklärung“ zu den ihnen verbliebenen Habseligkeiten mitsamt des zurückgelassenen Hausrats ausfüllen, welche später von der Gestapo zusammen mit den Transportlisten an den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburgs geschickt wurde und der „Verwertung des eingezogenen Vermögens von Reichsfeinden“ diente. Fünf Tage später, am 26. Februar 1943, wurde der 14-jährige Gerd Peter Itzig mit seinen Familienangehörigen mit dem „30. Osttransport“ aus Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Nur wenige seiner Verwandten überlebten die NS-Verfolgung: Sein Onkel Alfred war mit seiner Ehefrau Ruth, geborene Ascher, bereits am 14. November 1941 aus Berlin in das Ghetto Minsk deportiert und dort ermordet worden. Seine Tante Lea war mit ihrem Mann Kurt Bach und der 1926 geborenen Tochter Helga am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und in dem Vernichtungslager ermordet worden. Seine Tante Shoshana Karter, geborene Lazarus, konnte sich nach Palästina retten und überlebte im Exil. Seine Tante väterlicherseits, Hedwig Israel – deren Ehemann Fritz unter ungeklärten Umständen am 16. November 1941 verstorben war – wurde am 2. März 1943 aus Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein Cousin Georg Israel wurde mit demselben Transport wie Gerd Peter am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und nach seiner Ankunft ins Lager selektiert. Anlässlich des Vorrückens der Roten Armee wurde er wenige Tage vor der Befreiung von Auschwitz weiter in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er am 26. Januar 1945 als Häftling registriert und im April 1945 durch die US-Armee befreit wurde. Gerds Tante Jenny ihr Ehemann Joseph Brenner und ihre Kinder Hans und Gerhard Brenner konnten Anfang der 1940er-Jahre aus Deutschland flüchten und erreichten über Lissabon mit der „SS Nyassa“ am 14. Juni 1941 New York. Sie überlebten im Exil in den USA.
Gerd Peter Itzig wurde am 10. Mai 1928 in Königsberg (Kaliningrad) geboren. Seine Familie wird sich aber nur kurzzeitig in der ostpreußischen Hauptstadt am Ufer des Pregels aufgehalten haben, bei der Durchreise oder beim Besuch von Freunden oder Verwandten, denn ihr Lebensmittelpunkt lag zur damaligen Zeit in Neidenburg (heute Nidzica). Die Kreisstadt liegt etwa 140 Kilometer südlich von Königsberg am südlichen Rande der Allensteiner Seenplatte (Pojezierze Olsztyńskie). Hier hatten seine Eltern, der Kaufmann Arthur Itzig und die Kaufmannstochter Gertrud Lazarus, am 3. November 1920 geheiratet und hier lag in der Innenstadt am großen Marktplatz sowohl die Wohnung der Familie als auch das Manufakturwarenhaus „Itzig-Lazarus“, das sie in den 1920er- und 1930er-Jahren betrieben, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Gerd Peter Itzig hatte eine ältere Schwester namens Amalie, die am 3. Oktober 1921 in Neidenburg zur Welt gekommen war. Es gab noch weitere Familienangehörige in der Stadt: Gerds Tante mütterlicherseits Cäcilie Lazarus war Verkäuferin und arbeitete als solche vermutlich im Geschäft seiner Eltern. Aus dem Familienzweig seiner Mutter lebten seine Großeltern Isaak und Amalie Lazarus, geborene Lauter, in Neidenburg, ebenso wie seine Tante Lea mit ihrem Ehemann Kurt Bach und der 1926 geborenen Cousine Helga, sein Onkel Alfred mit seiner Ehefrau Ruth, geborene Ascher, und eine weitere Tante namens Jertha (Shoshana) Lazarus. Zwei Schwestern seines Vaters, Hedwig Israel und Jenny Brenner, lebten mit ihren Ehemännern und Kindern in Berlin. Über die Kindheit und Jugend von Gerd Peter Itzig und seiner Schwester in Neidenburg in der Zeit der Weimarer Republik haben sich nur wenige Informationen erhalten. Ihre Eltern dürften aber zur relativ kleinen Jüdischen Gemeinde gehört haben, zu der zur Zeit der Geburt von Gerd Peter knapp 100 der rund 6500 Einwohner zählten.
Amalie Itzig dürfte in Neidenburg eine der Volksschulen besucht haben – möglicherweise die evangelische Knaben- und Mädchenschule, die später als Mädchenvolksschule den Namen „Burgschule“ erhielt; Gerd Peter wurde 1934 auf die kurz zuvor eingeweihte Knabenvolksschule auf den Neidewiesen eingeschult. Die Schule sollte ursprünglich den Namen des gebürtigen Neidenburger Schriftstellers und Historikers Ferdinand Gregorovius tragen, wurde nach ihrer Eröffnung aber in „Adolf-Hitler-Schule“ umgetauft. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Familienleben in Neidenburg dieser Zeit geben könnten.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Gerd Peter Itzig und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Unmittelbar erfuhren die Geschwister Itzig die staatlichen Diskriminierungen nach 1933 im Schulalltag und Bildungswesen. Noch vor seiner Einschulung war Gerd Peter mit dem „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ die Chance auf einen höheren Bildungszweig versperrt worden. Ein Erlass von 1935 sah eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ in Schulen vor und nach den Pogromen im November 1938 wurde jüdischen Schülern und Schülerinnen der Besuch von öffentlichen Schulen grundsätzlich verboten. Seine Eltern waren außerdem als Geschäftsinhaber in exponierter Lage am Neidenburger Marktplatz von antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen. In der Region und besonders im Kreis Neidenburg hatte die NSDAP früh Wahlerfolge verzeichnet und konnte eine relativ große Anhängerschaft mobilisieren. Durch Boykotte waren bereits 1933/1934 etwa 20 jüdische Geschäftsinhaber gezwungen, ihre Unternehmen aufzugeben. Amalies Eltern führten ihren Manufakturwarenladen am Marktplatz noch wenigstens bis 1936 weiter, mussten ihn aber spätestens Ende der 1930er-Jahre zwangsweise aufgeben. Vermutlich nach den Novemberpogromen 1938 – bei denen in Neidenburg zwei Menschen ermordet wurden, viele weitere verletzt und die Synagoge in Brand gesteckt wurde – flüchtete die Familie nach Berlin, wo zu dieser Zeit bereits viele ihrer nahen Verwandten lebten: Lea, Kurt und Helga Bach in der Altonaer Straße 32 im Hansaviertel, Alfred und Ruth Lazarus in der Augsburger Straße 12 in Schöneberg sowie Gerds Tanten Hedwig Israel und Jenny Brenner mit ihren Familien in der Artilleristraße 6 (der heutigen Tucholskystraße) in Mitte und in der Mommsenstraße 19 in Charlottenburg.
Gerd Peter kam mit seinen Eltern, seiner Schwester und seiner Tante Cäcilie Lazarus in einer 3-Zimmer-Wohnung in der ersten Etage der Reichenberger Straße 181 in Kreuzberg unweit des Kottbusser Tors unter. Im Januar 1942 nahm die Familie außerdem einen als Pflegekind in der Wohnung auf, Tana Stern, die im Dezember 1941 in Berlin zur Welt gekommen war. Ihre Mutter wurde in amtlichen Dokumenten als „verschollen“ geführt. Im Januar 1943 kam ein weiteres Pflegekind hinzu, Norma Fleischer. Sie war 1930 in Berlin geboren worden und damit nicht viel jünger als Gerd Peter, dem seine Eltern in der Hauptstadt ermöglichten, eine der Berliner Schulen der Jüdischen Gemeinde zu besuchen, bis diese im Juni 1942 geschlossen wurde.
Das Leben nahm für die Familienmitglieder spätestens Anfang der 1940er-Jahren den Charakter eines täglichen Existenzkampfes an. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Gerds Schwester, sein Vater und seine Tante Cäcilie mussten spätestens seit Anfang der 1940er-Jahre Zwangsarbeit leisten: Arthur Itzig bei einem Bautrupp der Deutschen Reichsbahn in Berlin-Schöneberg. Amalie Itzig war als Arbeiterin im Siemensstädter Kleinbauwerk und im Wernerwerk eingesetzt. Cäcilie Lazarus musste ebenfalls für Siemens Zwangsarbeit leisten. Sie war Arbeiterin im Siemens-Schuckert-Kabelwerk in Gartenfeld. Gerd Peter selbst arbeitete zuletzt als unbesoldeter Helfer bei der Jüdischen Kultusvereinigung (JKV) zu Berlin.
Der Entrechtung folgte die Deportation: Gerd Peter, seine Eltern, seine Schwester und seine Tante Cäcilie erhielten den Deportationsbescheid im Frühjahr 1943. Sie mussten ihre Berliner Wohnung in der Reichenberger Straße 181 räumen und wurden in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 verschleppt. Am 21. Februar 1943 mussten alle Familienmitglieder im Sammellager eine 16-seitige „Vermögenserklärung“ zu den ihnen verbliebenen Habseligkeiten mitsamt des zurückgelassenen Hausrats ausfüllen, welche später von der Gestapo zusammen mit den Transportlisten an den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburgs geschickt wurde und der „Verwertung des eingezogenen Vermögens von Reichsfeinden“ diente. Fünf Tage später, am 26. Februar 1943, wurde der 14-jährige Gerd Peter Itzig mit seinen Familienangehörigen mit dem „30. Osttransport“ aus Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Nur wenige seiner Verwandten überlebten die NS-Verfolgung: Sein Onkel Alfred war mit seiner Ehefrau Ruth, geborene Ascher, bereits am 14. November 1941 aus Berlin in das Ghetto Minsk deportiert und dort ermordet worden. Seine Tante Lea war mit ihrem Mann Kurt Bach und der 1926 geborenen Tochter Helga am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und in dem Vernichtungslager ermordet worden. Seine Tante Shoshana Karter, geborene Lazarus, konnte sich nach Palästina retten und überlebte im Exil. Seine Tante väterlicherseits, Hedwig Israel – deren Ehemann Fritz unter ungeklärten Umständen am 16. November 1941 verstorben war – wurde am 2. März 1943 aus Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein Cousin Georg Israel wurde mit demselben Transport wie Gerd Peter am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und nach seiner Ankunft ins Lager selektiert. Anlässlich des Vorrückens der Roten Armee wurde er wenige Tage vor der Befreiung von Auschwitz weiter in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er am 26. Januar 1945 als Häftling registriert und im April 1945 durch die US-Armee befreit wurde. Gerds Tante Jenny ihr Ehemann Joseph Brenner und ihre Kinder Hans und Gerhard Brenner konnten Anfang der 1940er-Jahre aus Deutschland flüchten und erreichten über Lissabon mit der „SS Nyassa“ am 14. Juni 1941 New York. Sie überlebten im Exil in den USA.
Amalie Itzig dürfte in Neidenburg eine der Volksschulen besucht haben – möglicherweise die evangelische Knaben- und Mädchenschule, die später als Mädchenvolksschule den Namen „Burgschule“ erhielt; Gerd Peter wurde 1934 auf die kurz zuvor eingeweihte Knabenvolksschule auf den Neidewiesen eingeschult. Die Schule sollte ursprünglich den Namen des gebürtigen Neidenburger Schriftstellers und Historikers Ferdinand Gregorovius tragen, wurde nach ihrer Eröffnung aber in „Adolf-Hitler-Schule“ umgetauft. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Familienleben in Neidenburg dieser Zeit geben könnten.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Gerd Peter Itzig und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Unmittelbar erfuhren die Geschwister Itzig die staatlichen Diskriminierungen nach 1933 im Schulalltag und Bildungswesen. Noch vor seiner Einschulung war Gerd Peter mit dem „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ die Chance auf einen höheren Bildungszweig versperrt worden. Ein Erlass von 1935 sah eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ in Schulen vor und nach den Pogromen im November 1938 wurde jüdischen Schülern und Schülerinnen der Besuch von öffentlichen Schulen grundsätzlich verboten. Seine Eltern waren außerdem als Geschäftsinhaber in exponierter Lage am Neidenburger Marktplatz von antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen. In der Region und besonders im Kreis Neidenburg hatte die NSDAP früh Wahlerfolge verzeichnet und konnte eine relativ große Anhängerschaft mobilisieren. Durch Boykotte waren bereits 1933/1934 etwa 20 jüdische Geschäftsinhaber gezwungen, ihre Unternehmen aufzugeben. Amalies Eltern führten ihren Manufakturwarenladen am Marktplatz noch wenigstens bis 1936 weiter, mussten ihn aber spätestens Ende der 1930er-Jahre zwangsweise aufgeben. Vermutlich nach den Novemberpogromen 1938 – bei denen in Neidenburg zwei Menschen ermordet wurden, viele weitere verletzt und die Synagoge in Brand gesteckt wurde – flüchtete die Familie nach Berlin, wo zu dieser Zeit bereits viele ihrer nahen Verwandten lebten: Lea, Kurt und Helga Bach in der Altonaer Straße 32 im Hansaviertel, Alfred und Ruth Lazarus in der Augsburger Straße 12 in Schöneberg sowie Gerds Tanten Hedwig Israel und Jenny Brenner mit ihren Familien in der Artilleristraße 6 (der heutigen Tucholskystraße) in Mitte und in der Mommsenstraße 19 in Charlottenburg.
Gerd Peter kam mit seinen Eltern, seiner Schwester und seiner Tante Cäcilie Lazarus in einer 3-Zimmer-Wohnung in der ersten Etage der Reichenberger Straße 181 in Kreuzberg unweit des Kottbusser Tors unter. Im Januar 1942 nahm die Familie außerdem einen als Pflegekind in der Wohnung auf, Tana Stern, die im Dezember 1941 in Berlin zur Welt gekommen war. Ihre Mutter wurde in amtlichen Dokumenten als „verschollen“ geführt. Im Januar 1943 kam ein weiteres Pflegekind hinzu, Norma Fleischer. Sie war 1930 in Berlin geboren worden und damit nicht viel jünger als Gerd Peter, dem seine Eltern in der Hauptstadt ermöglichten, eine der Berliner Schulen der Jüdischen Gemeinde zu besuchen, bis diese im Juni 1942 geschlossen wurde.
Das Leben nahm für die Familienmitglieder spätestens Anfang der 1940er-Jahren den Charakter eines täglichen Existenzkampfes an. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Gerds Schwester, sein Vater und seine Tante Cäcilie mussten spätestens seit Anfang der 1940er-Jahre Zwangsarbeit leisten: Arthur Itzig bei einem Bautrupp der Deutschen Reichsbahn in Berlin-Schöneberg. Amalie Itzig war als Arbeiterin im Siemensstädter Kleinbauwerk und im Wernerwerk eingesetzt. Cäcilie Lazarus musste ebenfalls für Siemens Zwangsarbeit leisten. Sie war Arbeiterin im Siemens-Schuckert-Kabelwerk in Gartenfeld. Gerd Peter selbst arbeitete zuletzt als unbesoldeter Helfer bei der Jüdischen Kultusvereinigung (JKV) zu Berlin.
Der Entrechtung folgte die Deportation: Gerd Peter, seine Eltern, seine Schwester und seine Tante Cäcilie erhielten den Deportationsbescheid im Frühjahr 1943. Sie mussten ihre Berliner Wohnung in der Reichenberger Straße 181 räumen und wurden in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 verschleppt. Am 21. Februar 1943 mussten alle Familienmitglieder im Sammellager eine 16-seitige „Vermögenserklärung“ zu den ihnen verbliebenen Habseligkeiten mitsamt des zurückgelassenen Hausrats ausfüllen, welche später von der Gestapo zusammen mit den Transportlisten an den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburgs geschickt wurde und der „Verwertung des eingezogenen Vermögens von Reichsfeinden“ diente. Fünf Tage später, am 26. Februar 1943, wurde der 14-jährige Gerd Peter Itzig mit seinen Familienangehörigen mit dem „30. Osttransport“ aus Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Nur wenige seiner Verwandten überlebten die NS-Verfolgung: Sein Onkel Alfred war mit seiner Ehefrau Ruth, geborene Ascher, bereits am 14. November 1941 aus Berlin in das Ghetto Minsk deportiert und dort ermordet worden. Seine Tante Lea war mit ihrem Mann Kurt Bach und der 1926 geborenen Tochter Helga am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und in dem Vernichtungslager ermordet worden. Seine Tante Shoshana Karter, geborene Lazarus, konnte sich nach Palästina retten und überlebte im Exil. Seine Tante väterlicherseits, Hedwig Israel – deren Ehemann Fritz unter ungeklärten Umständen am 16. November 1941 verstorben war – wurde am 2. März 1943 aus Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein Cousin Georg Israel wurde mit demselben Transport wie Gerd Peter am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und nach seiner Ankunft ins Lager selektiert. Anlässlich des Vorrückens der Roten Armee wurde er wenige Tage vor der Befreiung von Auschwitz weiter in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er am 26. Januar 1945 als Häftling registriert und im April 1945 durch die US-Armee befreit wurde. Gerds Tante Jenny ihr Ehemann Joseph Brenner und ihre Kinder Hans und Gerhard Brenner konnten Anfang der 1940er-Jahre aus Deutschland flüchten und erreichten über Lissabon mit der „SS Nyassa“ am 14. Juni 1941 New York. Sie überlebten im Exil in den USA.