Esther Durst kam als Esther Glatt am 15. März 1892 in der Ortschaft Ulanów im Landkreis Nisko im Karpatenvorland, Galizien (damals Österreich-Ungarn, seit 1918 Polen) zur Welt. Sie war die Tochter des jüdischen Ehepaares Tzipora und Nathan Peretz Glatt. Wann sie nach Berlin kam, ist nicht bekannt. Hier heiratete sie am 5. Januar 1921 im Alter von 28 Jahren den drei Jahre jüngeren Kaufmann Moshe Durst. Wie sie selbst besaß auch er die polnische Staatsangehörigkeit. Am 19. Juni 1921 wurde ihre älteste Tochter Channe geboren. Fast genau ein Jahr später folgte am 23. Juni die zweite Tochter Fanny. Die jüngste Tochter Jenny kam am 25. Februar 1926 zur Welt. Ihren einzigen Sohn, der am 14. Dezember 1930 im Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde geboren wurde, nannte Esther Glatt nach ihrem Vater Nathan Perez. <br />
Die Kinder besuchten die private Volksschule der Israelitischen Synagogengemeinde Adass Jisroel. Bis in die 1930er-Jahre hinein wohnte Esther Durst mit ihrer Familie in der Linienstraße 97, dann in der Kleinen Rosenthaler Straße 10 und schließlich in der Rückerstraße 6 (heute auf Höhe der Nummer 7). Hier bewohnte die sechsköpfige Familie in der ersten Etage eine 4-Zimmer-Wohnung mit Küche und Bad. Moshe Durst betrieb in der Wohnung einen Stoffgroßhandel, sein Warenlager befand sich in einer Nebenstraße. Esther Durst war Hausfrau, übernahm aber die Verhandlung mit der Kundschaft, wenn ihr Mann unterwegs war. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten gingen die Umsätze massiv zurück und bereits Anfang 1935 mussten die Eheleute das Geschäft aufgeben. In der Folgezeit lebte die Familie von Ersparnissen. Das Vorhaben, in die USA zu emigrieren, scheiterte.<br />
Moshe Durst wurde bei der sogenannten Polenaktion am 28. Oktober 1938 abgeschoben und im Grenzort Zbąszyń (Bentschen) im dortigen Auffanglager für aus Deutschland ausgewiesene Juden interniert. Esther Durst blieb mit den vier Kindern, die zwischen sieben und 17 Jahre alt waren, in Berlin zurück. Nach dem Novemberpogrom 1938, kurz nach der Abschiebung ihres Mannes, flohen die 17-jährige Channe und der knapp achtjährige Nathan in die Niederlande. Sie wurden zunächst an der deutsch-niederländischen Grenze zurückgewiesen, konnten aber schließlich bei Aachen zu Fuß die Grenze überqueren. Ihre Schwestern Fanny und Jenny versuchten es wenig später auf dem gleichen Weg, wurden aber nach Berlin zurückgeschickt.<br />
Im Frühjahr oder Sommer 1939 wurde Esther Durst zusammen mit ihren Töchtern Fanny und Jenny nach Polen ausgewiesen. Im gleichen Jahr schrieb sie an Channe und Nathan in Amsterdam, dass die restliche Familie nun wieder zusammen sei. Mit ihrer jüngsten Tochter Jenny wurde sie ins Ghetto Tarnów verschleppt. Ihr Mann und die Tochter Fanny kamen vorübergehend ins Ghetto Litzmannstadt (Łódź), bevor sie ebenfalls in Tarnów interniert wurden. Im Juni 1942 bekam Channe in Amsterdam das letzte Mal Post von ihrer Familie, dann kamen alle Briefe, die sie nach Tarnów abschickte, als unzustellbar zurück.<br />
Esther Durst, ihr Mann Moshe und ihre Töchter Fanny und Jenny wurden in Auschwitz ermordet.<br />
Ihre Kinder Channe und Nathan überlebten versteckt in den Niederlanden. Nathan studierte nach einer Ausbildung als Zuschneider klinische Psychologie und promovierte an der Universität Groningen. Wie seine Schwester Channe, deren Nachname seit ihrer Heirat Fride lautete, zog er später nach Israel. Er wurde klinischer Direktor des psychosozialen Zentrums für Überlebende des Holocaust in Haifa und veröffentlichte zahlreiche Publikationen über das Trauma der Shoah.<br />
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Die Kinder besuchten die private Volksschule der Israelitischen Synagogengemeinde Adass Jisroel. Bis in die 1930er-Jahre hinein wohnte Esther Durst mit ihrer Familie in der Linienstraße 97, dann in der Kleinen Rosenthaler Straße 10 und schließlich in der Rückerstraße 6 (heute auf Höhe der Nummer 7). Hier bewohnte die sechsköpfige Familie in der ersten Etage eine 4-Zimmer-Wohnung mit Küche und Bad. Moshe Durst betrieb in der Wohnung einen Stoffgroßhandel, sein Warenlager befand sich in einer Nebenstraße. Esther Durst war Hausfrau, übernahm aber die Verhandlung mit der Kundschaft, wenn ihr Mann unterwegs war. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten gingen die Umsätze massiv zurück und bereits Anfang 1935 mussten die Eheleute das Geschäft aufgeben. In der Folgezeit lebte die Familie von Ersparnissen. Das Vorhaben, in die USA zu emigrieren, scheiterte.
Moshe Durst wurde bei der sogenannten Polenaktion am 28. Oktober 1938 abgeschoben und im Grenzort Zbąszyń (Bentschen) im dortigen Auffanglager für aus Deutschland ausgewiesene Juden interniert. Esther Durst blieb mit den vier Kindern, die zwischen sieben und 17 Jahre alt waren, in Berlin zurück. Nach dem Novemberpogrom 1938, kurz nach der Abschiebung ihres Mannes, flohen die 17-jährige Channe und der knapp achtjährige Nathan in die Niederlande. Sie wurden zunächst an der deutsch-niederländischen Grenze zurückgewiesen, konnten aber schließlich bei Aachen zu Fuß die Grenze überqueren. Ihre Schwestern Fanny und Jenny versuchten es wenig später auf dem gleichen Weg, wurden aber nach Berlin zurückgeschickt.
Im Frühjahr oder Sommer 1939 wurde Esther Durst zusammen mit ihren Töchtern Fanny und Jenny nach Polen ausgewiesen. Im gleichen Jahr schrieb sie an Channe und Nathan in Amsterdam, dass die restliche Familie nun wieder zusammen sei. Mit ihrer jüngsten Tochter Jenny wurde sie ins Ghetto Tarnów verschleppt. Ihr Mann und die Tochter Fanny kamen vorübergehend ins Ghetto Litzmannstadt (Łódź), bevor sie ebenfalls in Tarnów interniert wurden. Im Juni 1942 bekam Channe in Amsterdam das letzte Mal Post von ihrer Familie, dann kamen alle Briefe, die sie nach Tarnów abschickte, als unzustellbar zurück.
Esther Durst, ihr Mann Moshe und ihre Töchter Fanny und Jenny wurden in Auschwitz ermordet.
Ihre Kinder Channe und Nathan überlebten versteckt in den Niederlanden. Nathan studierte nach einer Ausbildung als Zuschneider klinische Psychologie und promovierte an der Universität Groningen. Wie seine Schwester Channe, deren Nachname seit ihrer Heirat Fride lautete, zog er später nach Israel. Er wurde klinischer Direktor des psychosozialen Zentrums für Überlebende des Holocaust in Haifa und veröffentlichte zahlreiche Publikationen über das Trauma der Shoah.