Manfred Cohn

Verlegeort
Skalitzer Straße 6
Historischer Name
Skalitzer Straße 12
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
08. September 2022
Geboren
04. November 1920 in Berlin
Beruf
Glaser
Deportation
am 02. April 1942 in das Ghetto Warschau
Ermordet

Manfred Cohn kam am 4. November 1920 in Berlin-Neukölln als Sohn der ledigen Friseurin Bella Geczynski zur Welt. Sein Vater ist unbekannt.

Seine Mutter heiratete am 29. Dezember 1925 den Kaufmann Justus Cohn und Manfred erhielt den Namen seines Stiefvaters. Seine Eltern gehörten der jüdischen Religionsgemeinschaft an.

Die Familie lebte zunächst in der Brandenburgstraße 56 (heute Lobeckstraße), um 1933 zogen sie in die Skalitzer Straße 12 (das Haus existiert nicht mehr und entspricht der heutigen Nr. 6).

Nach dem Abschluss der Volksschule absolvierte Manfred Cohn von 1935 bis 1938 eine Lehre bei Glasermeister Leo Rehfeldt in der Nürnberger Straße 27.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Cohn. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.

Um sich auf eine Auswanderung nach Palästina vorzubereiten, ging Manfred Cohn am 23. Juli 1939 als landwirtschaftlicher Praktikant in das jüdische Umschulungslager Gut Skaby bei Spreenhagen, südöstlich von Berlin. Das Landgut war eines von mehreren Hachschara-Zentren, die zionistische Organisationen in der Nähe der Reichshauptstadt unterhielten. In diesen Hachschara-Lagern lebten Gruppen von jugendlichen Auswanderungswilligen über mehrere Monate wie im Kibbuz zusammen, erwarben vor allem gärtnerische, land- und hauswirtschaftliche sowie handwerkliche Fertigkeiten und wurden in Hebräisch unterrichtet. Eine solche Ausbildung war Voraussetzung für eines der von der britischen Mandatsmacht ausgestellten Einreisevisa.

Am 15. Mai 1940 kam Manfred Cohn in das Umschulungslager Polzenwerder bei Eberswalde. Doch zu einer Auswanderung sollte es nicht mehr kommen.

Ab dem Jahr 1941 wurden einige der Hachschara-Zentren durch die Nationalsozialisten in Zwangsarbeitslager für jüdische Jugendliche umgewandelt. Seit dem 1. Februar 1942 war Manfred Cohn im jüdischen Forsteinsatzlager Treplin, in der Nähe von Frankfurt (Oder), zwangsverpflichtet.

Er wurde von Berlin am 2. April 1942 mit dem 12. Osttransport in das Warschauer Ghetto deportiert, wo sich seine Spur verliert.

Manfred Cohns Eltern wurden von Berlin am 17. März 1943 mit dem 4. großen Alterstransport nach Theresienstadt und von dort am 19. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. Bella Cohn wurde wahrscheinlich sofort nach der Ankunft ermordet. Justus Cohn wurde am 27. Oktober von Auschwitz nach Kaufering, einem Außenlager des KZ Dachau, verschleppt. Er kam am 15. März 1945 in Dachau ums Leben.