Abel Stephan Machol

Verlegeort
Yorckstraße 88
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
16. Februar 2023
Geboren
07. Dezember 1940 in Berlin
Deportation
am 26. September 1942 nach Raasiku
Ermordet
in Raasiku

Abel Stephan Machol wurde am 7. Dezember 1940 in Berlin geboren. Er wird nur 1 Jahr und 9 Monate alt werden.

Seine Eltern waren der promovierte Jurist Kurt Jakob Machol (*1904) und Editha Machol, geb. Tuch (*1909). Möglicherweise war Abel Stephan das dritte Kind des Paares. Ende November 1938 wurden in Kurt Machols Personalbogen zwei Kinder vermerkt, über die jedoch keine Informationen vorliegen.

Das Paar hatte am 15. Oktober 1936 im Standesamt Schöneberg geheiratet. Die Familie lebte in der Yorckstraße 88 in Kreuzberg, wo Abel Stephans Vater bis zum Berufsverbot als Rechtsanwalt, danach als ‚Konsulent‘ tätig war. Kurt und Editha Machol stammten aus jüdischen Familien und gehörten der jüdischen Gemeinde an, aus der Kurt Machol Ende Juli 1936 austrat. Editha Machol folgte ihm Ende 1939.

Einige Wochen vor der Geburt des kleinen Abel Stephan traten Kurt und Editha Machol zum evangelischen Glauben über und ließen sich in der Messias-Kapelle im Prenzlauer Berg taufen. Ihr Söhnchen Abel Stephan ließen sie katholisch taufen, so belegt es die Vermögenserklärung, die sein Vater Kurt vor der Deportation der Familie ausfüllen musste. 

Ihren kleinen Enkel Abel Stephan werden seine Großeltern noch kennengelernt haben. Aber schon ein Jahr nach seiner Geburt, am 25. Oktober 1941, verstarb seine Großmutter Elsbeth Machol, geb. Badt, in Berlin-Schöneberg und am 10. Januar 1942 sein Großvater, der Sanitätsrat i.R., Dr. med. Hartwig Machol.

Sie mussten nicht miterleben, wie am 26. September 1942 ihr Sohn, der 38-jährige Dr. Kurt Jakob Machol mit seiner 33-jährigen Frau Editha und dem kleinen fast 2-jährigen Stephan Abel vom Güterbahnhof Moabit mit dem 20. Osttransport nach Raasiku in Estland verschleppt wurden.

Der kleine Abel Stephan wird im September 1942 wie alle Kinder in seinem Alter fröhlich seine ersten Gehversuche gemacht und angefangen haben, zu sprechen. Er wird neugierig auf Entdeckungsreise in die Welt gewesen sein.

Abel Stephan war eines der 108 Kinder bis zu 10 Jahren, die in dem Deportationszug vier Tage nach der Abfahrt aus Berlin am 30. September Raasiku erreichten.

Bei beiden Transporten [vorausgegangen war ein Transport aus Theresienstadt] setzte umgehend eine rigorose Selektierung ein. Bis auf jeweils 100-150 junge Frauen und Mädchen und jeweils 60-80 Männer wurden alle anderen zu bereitstehenden Omnibussen gebracht, mit denen sie nach und nach weggefahren wurden“. Bei Kalevi-Liivi wurden die über 1600 Menschen „durch ein Spalier, das [...] estnische Polizisten bildeten, zu bereits ausgehobenen Gruben in einem Dünengelände, und über eine Art Rampe in diese hineingetrieben. Vorher mussten sie sich ausziehen [...]. Alles ging unter ständigem Schreien in äußerster Schnelligkeit vonstatten, so dass den Opfern keine Zeit zum Nachdenken blieb. Ein Kommando von sechs bis acht estnischen Polizisten nahm die Erschießungen vor.

Die Familie Machol gilt als dort ermordet.

Ein halbes Jahr nach der Verschleppung der kleinen Familie Machol wurden am 2. März 1943 Abel Stephans Großeltern Theodor und Helene Tuch, geb. Kiwi, 66 und 62 Jahre alt, mit dem 32. Osttransport, ebenfalls vom Güterbahnhof Moabit, nach Auschwitz deportiert. Ihr letzter Wohnsitz war die Holzmarktstraße 60 in Mitte.