Eva Anker

Verlegeort
Bartningallee 4
Historischer Name
Klopstockstraße 17
Bezirk/Ortsteil
Hansaviertel
Verlegedatum
21. Mai 2022
Geboren
06. Juni 1922 in Berlin
Flucht
Kindertransport nach England am 13. Juni 1939
Überlebt

Eva Anker wurde am 6. Juni 1922 in Berlin geboren. Sie war die älteste der drei Töchter von Gertrud und Georg Anker. Ihre Schwestern Dora (genannt Dodi) und Hilde waren zwei und vier Jahre jünger als sie. Ihr Vater war Inhaber einer Fabrik für Herrenbekleidung.

Die Mutter Gertrud engagierte ein Kinderfräulein sowie eine Köchin, zwei Dienstmädchen, eine englische Miss und eine französische Mademoiselle, um den drei Mädchen Englisch und Französisch beizubringen. Die Familie wohnte zunächst in der Wullenweberstraße 2, dann in der Cuxhavener Straße und zuletzt in der Klopstockstraße 17 (heute Bartningallee 4). Alle drei Wohnungen wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Georg und Gertrud Anker besaßen das gesamte Gebäude in der Klopstockstraße 17, zu dem im Erdgeschoss die Bar Berliner Kindl gehörte. Die Familie wohnte im mittleren Stock und das oberste Stockwerk wurde an Herrn König, einen Berliner Richter, vermietet. Er lebte dort mit seiner Frau und seiner Tochter Eva, die etwa im gleichen Alter wie Evas Schwester Hilde war.

Hildes Sohn George interviewte Eva in den 1990er Jahren und sie beschrieb den Grundriss der Wohnung. Die Einrichtung und Dekoration war repräsentativ für eine europäische bürgerliche Wohnung in den 1920er Jahren. Man trat ein, indem man eine kleine Treppe hinaufging. Die Tür öffnete sich zu einem Eingangsraum, der ein Badezimmer auf der linken Seite hatte. Einmal durch den Eingang, gab es einen langen Flur mit verschiedenen Räumen auf jeder Seite. Unmittelbar rechts befand sich das Gästezimmer mit Blick auf den Innenhof. Gegenüber dem Gästezimmer befand sich das Schlafzimmer der Eltern. Als nächstes auf der linken Seite war Evas, Dodis und Hildes Schlafzimmer. Am Ende des Flurs auf der rechten Seite befand sich der Salon. Der Flur selbst führte zum Esszimmer und rechts vom Esszimmer befand sich das Arbeitszimmer, das einen Balkon hatte. Am Ende des Esszimmers befand sich ein Durchgang, der zu den Räumen und der Küche des Dienstmädchens führte. Der Mittelpunkt der Wohnung waren der Salon, das Esszimmer und das Arbeitszimmer.

Im September 1936 verlangte ein Gesetz, das die Segregation jüdischer Kinder in staatlichen Schulen vorschrieb, dass nur jüdische Lehrer jüdische Kinder und nur „arische“ Lehrer nichtjüdische Kinder unterrichten durften.

Das Leben am Kleist-Lyzeum, das Eva und Dodi besuchten, wurde für die jüdischen Schülerinnen immer schwieriger. Eva erinnerte sich, dass, obwohl sie die beste Schwimmerin im Schwimmteam war, ihr Lehrer, der immer nett zu ihr war, sie beiseite nahm und sagte: „Du weißt, dass du die beste Schwimmerin in der Schule bist, aber ich kann dir kein A in der Klasse geben, weil du Jüdin bist und ich dir deshalb ein B geben muss.“ Nachdem sie die öffentliche Schule verlassen hatten, schlossen sich Eva und Dodi ihrer Schwester Hilde an der Goldschmidt-Schule, einer 1935 gegründeten jüdischen Privatschule.

Nach der Pogromnacht vom 9. November 1938 waren Evas Eltern überzeugt, dass die Familie in Deutschland keine Zukunft mehr hatte. Zu erleben, wie hitlertreue Jugendliche und Gestapo die jüdischen Geschäfte zertrümmerten und plünderten, die Synagoge in der Levetzowstraße anzündeten, war ein großer Schock und vor allem machte es Angst. Zur gleichen Zeit trieben SS und Gestapo Juden in ihren Häusern zusammen und führten sie weg, einige wurden auf der Stelle gelyncht, andere sollten nie zurückkehren, die meisten würden mehrere Wochen in Dachau oder Buchenwald verbringen, bevor sie freigelassen wurden. Mehrere Freunde der Familie wurden verhaftet.

Gertrud und Georg erfuhren von der Möglichkeit, ihre drei Töchter mit einem Kindertransport aus Nazideutschland heraus zu bringen. Am 13. Juni 1939 startete wieder ein Kindertransport nach Großbritannien. Diesmal waren Eva, Dodi und Hilde dabei. Jüdische Organisationen planten die Transporte. Auf diesem Weg sind von 1938 bis 1939 tausende jüdische Flüchtlingskinder in Sicherheit gebracht worden.

Eva beschreibt ihre Reise aus Deutschland heraus: „Der Zug fuhr direkt durch Deutschland. Die Türen waren verschlossen, so dass wir weder ein- noch aussteigen konnten. In Bremerhaven wurde der Zug angehalten und die Nazis durchsuchten unser gesamtes Gepäck, um zu sehen, ob wir versuchten, Wertsachen außer Landes zu schmuggeln.“

Nachdem die Transporte in Harwich angekommen waren, brachte man die Kinder nach London, um ihre Pflegefamilien zu treffen. Eva, Dodi und Hilde wurden von ihrem Onkel Leo Anker aufgenommen und lebten mit ihm und seiner Familie für kurze Zeit auf seiner Farm, bevor sie in einem Internat untergebracht wurden.
Hilde und Dodi kamen auf ein Internat in Broadstairs und Eva nach Kirdford, wo sie von Vikar Maurice Sidebotham als Dienstmädchen angestellt wurde. Das Kirdford Vicarage befand sich in Billingshurst Sussex. Als der Krieg ausbrach, wurde das Internat evakuiert. Hilde schloss sich Eva im Pfarrhaus an und Dodi ging nach London, um bei ihren Eltern zu leben. Gertrud und Georg Anker war es 1939 gelungen, über Dänemark nach England zu fliehen.

Im Herbst 1940 reiste die Familie weiter in die USA, nach Kalifornien, wo bereits Verwandte von Evas Vater lebten.

Eva hat 1948 Henry Florsheim geheiratet und hat mit ihm drei Töchter.

Eva Anker wurde am 6. Juni 1922 in Berlin geboren. Sie war die älteste der drei Töchter von Gertrud und Georg Anker. Ihre Schwestern Dora (genannt Dodi) und Hilde waren zwei und vier Jahre jünger als sie. Ihr Vater war Inhaber einer Fabrik für Herrenbekleidung.

Die Mutter Gertrud engagierte ein Kinderfräulein sowie eine Köchin und zwei Dienstmädchen, um den drei Mädchen Englisch und Französisch beizubringen. Die Familie wohnte zunächst in der Wullenweberstraße 2, dann in der Cuxhavener Straße und zuletzt in der Klopstockstraße 17 (heute Bartningallee 4). Alle drei Wohnungen wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Georg und Gertrud Anker besaßen das gesamte Gebäude in der Klopstockstraße 17, zu dem im Erdgeschoss die Bar Berliner Kindl gehörte. Die Familie wohnte im mittleren Stock und das oberste Stockwerk wurde an Herrn König, einen Berliner Richter, vermietet. Er lebte dort mit seiner Frau und seiner Tochter Eva, die etwa im gleichen Alter wie Evas Schwester Hilde war.

Hildes Sohn George interviewte Eva in den 1990er Jahren und sie beschrieb den Grundriss der Wohnung. Die Einrichtung und Dekoration war repräsentativ für eine europäische bürgerliche Wohnung in den 1920er Jahren. Man trat ein, indem man eine kleine Treppe hinaufging. Die Tür öffnete sich zu einem Eingangsraum, der ein Badezimmer auf der linken Seite hatte. Es gab einen langen Flur mit verschiedenen Räumen auf jeder Seite. Unmittelbar rechts befand sich das Gästezimmer mit Blick auf den Innenhof. Gegenüber dem Gästezimmer befand sich das Schlafzimmer der Eltern. Als Nächstes auf der linken Seite war Evas, Dodis und Hildes Schlafzimmer. Am Ende des Flurs auf der rechten Seite befand sich der Salon. Der Flur selbst führte zum Esszimmer und rechts vom Esszimmer befand sich das Arbeitszimmer, das einen Balkon hatte. Am Ende des Esszimmers befand sich ein Durchgang, der zu den Räumen und der Küche des Dienstmädchens führte. Der Mittelpunkt der Wohnung waren der Salon, das Esszimmer und das Arbeitszimmer.

Seit 1933 war der Schulbesuch für Jüdinnen und Juden streng quotiert. Diskriminierungen und Anfeindungen jüdischer Schülerinnen und Schüler auf staatlichen Schulen gehörten zum Alltag im sogenannten „Dritten Reich“. Das Leben am Kleist-Lyzeum, das Eva und Dodi besuchten, wurde für die jüdischen Schülerinnen immer schwieriger. Eva erinnerte sich, dass, obwohl sie die beste Schwimmerin im Schwimmteam war, ihr Lehrer, der immer nett zu ihr war, sie beiseite nahm und sagte: „Du weißt, dass du die beste Schwimmerin in der Schule bist, aber ich kann dir kein A in der Klasse geben, weil du Jüdin bist und ich dir deshalb ein B geben muss.“ Nachdem sie die öffentliche Schule verlassen hatten, schlossen sich Eva und Dodi ihrer Schwester Hilde an der Goldschmidt-Schule, einer 1935 gegründeten jüdischen Privatschule.

Nach der Pogromnacht vom 9. November 1938 waren Evas Eltern überzeugt, dass die Familie in Deutschland keine Zukunft mehr hatte. Zu erleben, wie hitlertreue Jugendliche und Gestapo die jüdischen Geschäfte zertrümmerten und plünderten, die Synagoge in der Levetzowstraße anzündeten, war ein großer Schock und vor allem machte es Angst. Zur gleichen Zeit trieben SS und Gestapo Juden in ihren Häusern zusammen und führten sie weg, einige wurden auf der Stelle gelyncht, andere sollten nie zurückkehren, die meisten würden mehrere Wochen in Dachau oder Buchenwald verbringen, bevor sie freigelassen wurden. Mehrere Freunde der Familie wurden verhaftet.

Gertrud und Georg erfuhren von der Möglichkeit, ihre drei Töchter mit einem Kindertransport aus Nazideutschland heraus zu bringen. Am 13. Juni 1939 startete wieder ein Kindertransport nach Großbritannien. Diesmal waren Eva, Dodi und Hilde dabei. Jüdische Organisationen planten die Transporte. Auf diesem Weg sind von Ende November 1938 bis Ende August 1939 tausende jüdische Flüchtlingskinder in Sicherheit gebracht worden.

Eva beschreibt ihre Reise aus Deutschland heraus: „Der Zug fuhr direkt durch Deutschland. Die Türen waren verschlossen, so dass wir weder ein- noch aussteigen konnten. In Bremerhaven wurde der Zug angehalten und die Nazis durchsuchten unser gesamtes Gepäck, um zu sehen, ob wir versuchten, Wertsachen außer Landes zu schmuggeln.“

Nachdem die Transporte in Harwich angekommen waren, brachte man die Kinder nach London, wo sie ihre Pflegefamilien trafen. Eva, Dodi und Hilde wurden von ihrem Onkel Leo Anker aufgenommen und lebten mit ihm und seiner Familie für kurze Zeit auf seiner Farm, bevor sie in einem Internat untergebracht wurden.
Hilde und Dodi kamen auf ein Internat in Broadstairs und Eva nach Kirdford, wo sie von Vikar Maurice Sidebotham als Dienstmädchen angestellt wurde. Das Kirdford Vicarage befand sich in Billingshurst, Sussex. Als der Krieg ausbrach, wurde das Internat evakuiert. Hilde schloss sich Eva im Pfarrhaus an und Dodi ging nach London, um bei ihren Eltern zu leben. Gertrud und Georg Anker war es 1939 gelungen, über Dänemark nach England zu fliehen.

Im Herbst 1940 reiste die Familie weiter nach Kalifornien, wo bereits Verwandte von Evas Vater lebten. Eva heiratete 1948 Henry Florsheim und bekam mit ihm drei Töchter.