Hilde Anker

Verlegeort
Bartningallee 4
Historischer Name
Klopstockstraße 17
Bezirk/Ortsteil
Hansaviertel
Verlegedatum
21. Mai 2022
Geboren
29. Mai 1926 in Berlin
Flucht
Kindertransport nach England am 13. Juni 1939
Überlebt

Hilde Anker wurde als jüngste Tochter von Gertrud und Georg Anker am 29. Mai 1926 in Berlin geboren. Sie hatte zwei Schwestern, Eva und Dodi. Ihr Vater war Inhaber einer Fabrik für Herrenbekleidung.

Die Mutter Gertrud engagierte ein Kinderfräulein sowie eine Köchin, zwei Dienstmädchen, eine englische Miss und eine französische Mademoiselle, die den drei Mädchen Englisch und Französisch beibringen sollten. Die Familie wohnte zunächst in der Wullenweberstraße 2, dann in der Cuxhavener Straße und zuletzt in der Klopstockstraße 17 (heute Bartningallee 4). Alle drei Wohnungen wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Georg und Gertrud Anker besaßen das gesamte Gebäude in der Klopstockstraße 17, zu dem im Erdgeschoss die Bar Berliner Kindl gehörte. Die Familie Anker wohnte im mittleren Stock und das oberste Stockwerk war an Herrn König, einen Berliner Richter, vermietet. Er lebte dort mit seiner Frau und seiner Tochter Eva, die etwa im gleichen Alter wie Hilde war.

Im September 1936 verlangte ein Gesetz, das die Segregation jüdischer Kinder in staatlichen Schulen vorschrieb, dass nur jüdische Lehrer jüdische Kinder und nur „arische“ Lehrer nichtjüdische Kinder unterrichten durften. Hilde erinnert sich, dass Eva, ihre Freundin seit der Kindheit, angekündigte, nicht mehr mit ihr spielen zu können. Als Hilde fragte, warum, antwortete sie: „Weil meine Mutter gesagt hat, dass du Jüdin bist.“ Hilde rannte weinend zu ihrer Mutter nach Hause. Gertrud tröstete sie, indem sie sagte: „Weine nicht. Du wirst andere Freunde finden.“ Ihre Eltern versuchten immer, ein sicheres, stabiles häusliches Umfeld zu schaffen, soweit es angesichts des Aufstiegs der Nazis möglich war.

Hilde bestand ihre Aufnahmeprüfung für das Kleist-Lyzeum, wo ihre Schwestern bereits Schülerinnen waren. Aber kurz nachdem ihre Eltern den Brief erhalten hatten, dass sie die Prüfung bestanden hatte, erhielten sie einen zweiten Brief, in dem stand, dass sie nicht aufgenommen werden könne, weil sie Jüdin sei. Die Frage war, was zu tun ist. Jüdische Schulen waren eine Option und Hilde bat ihre Eltern, ihr den Besuch der jüdischen Goldschmidt-Schule in Berlin-Grunewald, in der Kronberger Straße 24, wo ihre beste Freundin Romi Grau bereits Schülerin war, zu erlauben.

Als Eva und Dodi die öffentliche Schule verlassen mussten, kamen sie auch zu ihrer Schwester in die Goldschmidt-Schule.

Nach der Pogromnacht vom 9. November 1938 waren Hildes Eltern überzeugt dass die Familie in Deutschland keine Zukunft mehr hatte. Zu erleben wie hitlertreue Jugendliche und Gestapo die jüdischen Geschäfte zertrümmerten und plünderten, die Synagoge in der Levetzowstraße anzündeten, war ein großer Schock und vor allem machte es Angst. Zur gleichen Zeit trieben SS und Gestapo Juden in ihren Häusern zusammen und führten sie weg, einige wurden auf der Stelle gelyncht, andere sollten nie zurückkehren, die meisten würden mehrere Wochen in Dachau oder Buchenwald verbringen, bevor sie freigelassen wurden. Mehrere Freunde der Familie wurden verhaftet.

Gertrud und Georg erfuhren von der Möglichkeit, ihre drei Töchter mit einem Kindertransport aus Nazideutschland heraus zu bringen. Am 13. Juni 1939 startete wieder ein Kindertransport nach Großbritannien. Diesmal waren Eva, Dodi und Hilde dabei. Jüdische Organisationen planten die Transporte. Auf diesem Weg sind von 1938 bis 1939 tausende jüdischer Flüchtlingskinder in Sicherheit gebracht worden.

Nachdem die Transporte in Harwich angekommen waren, brachte man die Kinder nach London, um ihre Pflegefamilien zu treffen. Eva, Dodi und Hilde wurden von ihrem Onkel Leo Anker aufgenommen und lebten mit ihm und seiner Familie für kurze Zeit auf seiner Farm, bevor sie in einem Internat untergebracht wurden.
Hilde und Dodi kamen auf ein Internat in Broadstairs und Eva nach Kirdford, wo sie von Vikar Maurice Sidebotham als Dienstmädchen angestellt wurde. Das Kirdford Vicarage befand sich in Billingshurst Sussex. Als der Krieg ausbrach, wurde das Internat evakuiert. Hilde schloss sich Eva im Pfarrhaus an und Dodi ging nach London, um bei ihren Eltern zu leben. Gertrud und Georg Anker war es 1939 gelungen, über Dänemark nach England zu fliehen.

Im Herbst 1940 reiste die Familie weiter in die USA, nach Kalifornien, wo bereits Verwandte von Evas Vater lebten.

Während des Krieges besuchten Dodi und Hilde die Van Nuys High School und später die University of California, Los Angeles.
Hilde, die sich nun Hilda nannte, heiratete Dr. Hershel Fogelson im Jahr 1949 und bekam drei Söhne, David, Steven und George, fünf Enkel und zwei Urenkel. Im Mai 2022, dem Monat der Stolpersteinverlegung für ihre Familie, wurde Hilda 96 Jahre alt.

Hilde Anker wurde als jüngste Tochter von Gertrud und Georg Anker am 29. Mai 1926 in Berlin geboren. Sie hatte zwei Schwestern, Eva und Dodi. Ihr Vater war Inhaber einer Fabrik für Herrenbekleidung.

Die Mutter Gertrud engagierte ein Kinderfräulein, eine Köchin sowie zwei Dienstmädchen, die den drei Mädchen Englisch und Französisch beibringen sollten. Die Familie wohnte zunächst in der Wullenweberstraße 2, dann in der Cuxhavener Straße und zuletzt in der Klopstockstraße 17 (heute Bartningallee 4). Alle drei Wohnungen wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Georg und Gertrud Anker besaßen das gesamte Gebäude in der Klopstockstraße 17, zu dem im Erdgeschoss die Bar Berliner Kindl gehörte. Die Familie Anker wohnte im mittleren Stock und das oberste Stockwerk war an Herrn König, einen Berliner Richter, vermietet. Er lebte dort mit seiner Frau und seiner Tochter Eva, die etwa im gleichen Alter wie Hilde war.

Seit 1933 war der Schulbesuch für Jüdinnen und Juden streng quotiert. Diskriminierungen und Anfeindungen jüdischer Schülerinnen und Schüler auf staatlichen Schulen gehörten zum Alltag im sogenannten „Dritten Reich“. Hilde erinnert sich, dass Eva, ihre Freundin seit der Kindheit, ankündigte, nicht mehr mit ihr spielen zu können. Als Hilde fragte, warum, antwortete sie: „Weil meine Mutter gesagt hat, dass du Jüdin bist.“ Hilde rannte weinend zu ihrer Mutter nach Hause. Gertrud tröstete sie, indem sie sagte: „Weine nicht. Du wirst andere Freunde finden.“ Ihre Eltern versuchten immer, ein sicheres, stabiles häusliches Umfeld zu schaffen, soweit es angesichts des Aufstiegs der Nazis möglich war.

Hilde bestand ihre Aufnahmeprüfung für das Kleist-Lyzeum, wo ihre Schwestern bereits Schülerinnen waren. Aber kurz nachdem ihre Eltern den Brief erhalten hatten, dass sie die Prüfung bestanden hatte, erhielten sie einen zweiten Brief, in dem stand, dass sie nicht aufgenommen werden könne, weil sie Jüdin sei. Die Frage war, was zu tun ist. Jüdische Schulen waren eine Option und Hilde bat ihre Eltern, ihr den Besuch der jüdischen Goldschmidt-Schule in Berlin-Grunewald, in der Kronberger Straße 24, wo ihre beste Freundin Romi Grau bereits Schülerin war, zu erlauben.

Als Eva und Dodi die öffentliche Schule verlassen mussten, kamen sie auch zu ihrer Schwester in die Goldschmidt-Schule.

Nach der Pogromnacht vom 9. November 1938 waren Hildes Eltern überzeugt, dass die Familie in Deutschland keine Zukunft mehr hatte. Zu erleben, wie der nationalsozialistische Mob aus SA, SS und HJ jüdische Geschäfte und Wohnungen zertrümmerten oder die Synagoge in der Levetzowstraße anzündeten, war ein großer Schock und vor allem machte es Angst. In der Folge wurden etwa 30.000 jüdische Männer verhaftet. Die meisten würden mehrere Wochen in den KZ Sachsenhausen, Dachau oder Buchenwald verbringen, bevor sie freigelassen wurden. Mehrere Freunde der Familie kamen so in KZ-Haft.

Gertrud und Georg erfuhren von der Möglichkeit, ihre drei Töchter mit einem Kindertransport aus Nazideutschland heraus zu bringen. Am 13. Juni 1939 startete wieder ein Kindertransport nach Großbritannien. Diesmal waren Eva, Dodi und Hilde dabei. Jüdische Organisationen planten die Transporte. Auf diesem Weg sind von 1938 bis 1939 tausende jüdischer Flüchtlingskinder in Sicherheit gebracht worden.

Nachdem die Transporte in Harwich angekommen waren, brachte man die Kinder nach London, um ihre Pflegefamilien zu treffen. Eva, Dodi und Hilde wurden von ihrem Onkel Leo Anker aufgenommen und lebten mit ihm und seiner Familie für kurze Zeit auf seiner Farm, bevor sie in einem Internat untergebracht wurden.

Hilde und Dodi kamen auf ein Internat in Broadstairs und Eva nach Kirdford, wo sie von Vikar Maurice Sidebotham als Dienstmädchen angestellt wurde. Das Kirdford Vicarage befand sich in Billingshurst, Sussex. Als der Krieg ausbrach, wurde das Internat evakuiert. Hilde schloss sich Eva im Pfarrhaus an und Dodi ging nach London, um bei ihren Eltern zu leben. Gertrud und Georg Anker war es 1939 gelungen, über Dänemark nach England zu fliehen.

Im Herbst 1940 reiste die Familie weiter in die USA, nach Kalifornien, wo bereits Verwandte von Evas Vater lebten.

Während des Krieges besuchten Dodi und Hilde die Van Nuys High School und später die University of California, Los Angeles.

Hilde, die sich nun Hilda nannte, heiratete Dr. Hershel Fogelson im Jahr 1949 und bekam drei Söhne, David, Steven und George, fünf Enkel und zwei Urenkel. Im Mai 2022, dem Monat der Stolpersteinverlegung für ihre Familie, wurde Hilda 96 Jahre alt.