Fritz Blumenfeld

Verlegeort
Bundesplatz 2
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
07. Juni 2011
Geboren
16. August 1883 in Neuruppin
Deportation
am 09. September 1942 nach Auschwitz
Ermordet

Dr. Fritz Werner Blumenfeld wurde am 16. August 1883 im brandenburgischen Neuruppin geboren. Seine Mutter Cäcilie, geb. Meyer (*1857) stammte aus Freienwalde in Pommern, sein Vater Hermann (1849-1912) aus einer alteingesessenen Neuruppiner Kaufmannsfamilie. Die Blumenfelds wohnten in der Beletage der Friedrich-Wilhelm-Str. (heute Karl-Marx-Str.) 41 im Stadtzentrum von Neuruppin; der Vater hatte die Bekleidungsfirma des Großvaters Jacob übernommen und wurde später auch Teilhaber einer Ziegelei in Marienthal bei Zehdenick. Er war über viele Jahre Stadtverordneter von Neuruppin und Mitglied in mehreren städtischen Verwaltungsausschüssen.

Fritz hatte einen älteren Bruder, Walter (*1882) und eine jüngere Schwester, Käthe (*1886). Die beiden Jungen besuchten das humanistische Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, nur ein paar Schritte von ihrer Wohnung entfernt. Früher waren hier die berühmtesten Söhne Neuruppins, Karl Friedrich Schinkel und Theodor Fontane, zur Schule gegangen.

Nach dem Abitur studierte Fritz Blumenfeld Jura, wahrscheinlich in Berlin und Heidelberg. 1904 wurde er mit einer Dissertation „Zur staatsrechtlichen Stellung des Reichskanzlers" von der Universität Heidelberg zum Dr. jur. promoviert. 1909 erhielt er seine Anwaltszulassung in Berlin und wurde gleichzeitig zum Notar berufen. Er eröffnete eine Kanzlei in der Potsdamer Str. 24/25. 

Auch sein Vater, sein Bruder Walter und seine Schwester Käthe waren nach Berlin gezogen. Käthe hatte mit 18 Jahren den Kaufmann Emanuel Jacobsohn geheiratet. Walter studierte erst Elektrotechnik und dann das noch junge Fach Psychologie innerhalb der philosophischen Fakultät. Er wurde später Professor an der Technischen Hochschule Dresden und emigrierte 1934 nach Peru. Walter Blumenfeld gilt als einer der Mitbegründer der peruanischen Psychologie und als Pionier der Arbeitspsychologie und Psychotechnik. 

Hermann Blumenfeld starb 1912; seine Söhne Walter und Fritz erbten seine Anteile an der Ziegelei in Marienthal und kümmerten sich nun gemeinsam um deren technische und buchhalterische Leitung. Die Brüder standen einander sehr nahe. 

Am 5. März 1921 heiratete Fritz Blumenfeld in Berlin die rund zehn Jahre jüngere Edith Lewy aus Kattowitz. Sie bezogen eine Wohnung am Kaiserplatz (heute Bundesplatz) 2 in Wilmersdorf, das vor einem Jahr nach Berlin eingemeindet worden war. Fritz und Edith bekamen zwei Töchter, Inge (*1922) und Ursula (*1929).

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten verlor Fritz Blumenfeld seine Anwaltszulassung, bekam sie jedoch auf Antrag zunächst wieder zurück; das Notariat wurde ihm entzogen.

Als die Situation für Jüdinnen und Juden immer unerträglicher wurde, brachten die Blumenfelds ihre Töchter in Sicherheit: Die neunjährige Ursula wurde 1938 nach Großbritannien zu einer befreundeten Familie geschickt, die sechzehnjährige Inge reiste am 28. Dezember 1938 von Antwerpen nach New York und von dort zu ihrem Onkel Walter nach Peru.

Fritz Blumenfeld wurde in Berlin verhaftet und nach mehreren Monaten unter der Auflage wieder freigelassen, Deutschland zu verlassen. 

Die Ehe der Blumenfelds war zu diesem Zeitpunkt zerrüttet; am 8. Mai 1939 ließen sie sich scheiden. Bald darauf gelang beiden unabhängig voneinander die Emigration nach Frankreich. Fritz heiratete - wahrscheinlich dort und wahrscheinlich vor dem Sommer 1940 – in zweiter Ehe Theresia-Alexandrina Gabriella Desprets, geboren am 16. Januar 1889 in Mechelen in Belgien. 

Nach dem Einmarsch der Deutschen wurde Fritz Blumenfeld mehrfach inhaftiert. Von Oktober 1940 bis März 1941 wurde er im Internierungslager Gurs festgehalten. Später stand er in den südfranzösischen Orten Castillonnès und Tourliac unter Hausarrest. Im August 1942 erfuhr er, dass er einen Tag später deportiert werden würde. Er versuchte nicht zu fliehen, weil er die Menschen, bei denen er in Tourliac untergebracht war, nicht in Gefahr bringen wollte. Heute erinnert dort eine Gedenktafel an ihn.

Er wurde in das Durchgangslager Drancy verschleppt und von dort am 9. September 1942 nach Auschwitz. Er war 59 Jahre alt. Sein Todesdatum ist unbekannt. Wahrscheinlich wurde er gleich nach der Ankunft in Auschwitz ermordet.

Sein Bruder Walter, mit dem er anscheinend bis 1942 korrespondiert hatte, erfuhr nicht von seinem Tod. Er schaltete noch im Juli 1943 in der deutsch-jüdischen Exilzeitung „Aufbau" eine Suchanzeige für seinen Bruder.

Fritz Blumenfelds Ex-Frau Edith, die zuletzt in Nizza Zuflucht gesucht hatte, wurde ebenfalls über Drancy nach Auschwitz verschleppt und dort nach dem 4. November 1942 ermordet.

Seine zweite Frau Gabriella, die mit großer Wahrscheinlichkeit keine Jüdin war, kehrte nach Belgien zurück und starb 1974 in Vilvoorde bei Brüssel.

Fritz' Schwester Käthe war mit ihrem Mann Emil in Berlin geblieben. Das Ehepaar wurde am 14. September 1942 von dort aus mit dem „zweiten großen Alterstransport" nach Theresienstadt deportiert. Emil Jacobsohn wurde am 5. Oktober ermordet; Käthe überlebte. Sie emigrierte nach dem Krieg zu Bruder Walter und Nichte Inge nach Peru, wo sie 1974 hochbetagt starb. 

Fritz' und Ediths ältere Tochter Inge heiratete 1940 in Lima den Peruaner Antonio Cavero. Das Ehepaar hatte sechs Kinder. Inges Todesdatum war nicht herauszufinden.

Die jüngere Tochter, Ursula Blumenfeld verh. Michaeli, lebte später in den Vereinigten Staaten. Sie starb am 25. Juni 2000 in Nassau / NY.