Friedrich Friedemann

Verlegeort
Cosimaplatz 5
Bezirk/Ortsteil
Friedenau
Verlegedatum
16. Oktober 2014
Geboren
23. Dezember 1889 in Koszalin / Köslin (Pommern)
Beruf
Buchhändler
Zwangsarbeit
Arbeiter (den Pertrix-Werken, Niederschöneweide)
Deportation
am 02. April 1942 nach Warschau
Ermordet
in Warschau

Friedrich Friedemann wurde am 23. Dezember 1889 als Sohn von Louis Friedemann und Bertha Friedemann, geborene Frank, in Köslin/Pommern geboren. Der Vater war Kaufmann und besaß einen Laden in Köslin, Am Markt 15. Friedrich Friedemann besuchte das Königliche Gymnasium in Köslin und begann nach dem Abitur ein Jurastudium in Halle, Berlin und Greifswald. Dann begann der Erste Weltkrieg und er wurde eingezogen. Er kämpfte in einem Jägerbataillon bis Ende des Krieges. Dabei wurde er zwei Mal verwundet, einmal davon schwer. Nach dem Ende des Krieges versuchte er mit Hilfe seines Halbbruders, des Justizrates Dr. Gustav Friedemann, sein Jurastudium wieder aufzunehmen und mit dem Referendarexamen zum Abschluss zu bringen, scheiterte aber. Sein elterliches Erbteil war außerdem aufgebraucht und er hatte den Ehrgeiz, so bald wie möglich sein eigenes Geld zu verdienen. So trat er in eine Buchhandlung in der Kantstraße ein und arbeitete sich dort aufgrund seiner besonderen Fähigkeiten langsam hoch. In der Buchhandlung lernte er auch seine zukünftige Frau Else Marcuse kennen und heiratete sie Anfang der 1920er Jahre. Er wurde Vater der Tochter Ruth Gisela, geboren am 12. September 1921, und der am 26. Oktober 1922 zur Welt gekommenen Tochter Ursula Brigitte. Friedrich Friedemann und seine Kinder waren evangelisch getauft. Wann sie aber zum Christentum übertraten, ist nicht bekannt. Möglicherweise waren er und seine beiden Töchter bereits vor seiner Frau konvertiert, denn Else Friedemann wurde erst 1939 in der Messiaskapelle in der Kastanienallee 22 /Prenzlauer Berg in die Gemeinschaft evangelischer Christen aufgenommen. Die Friedemanns lebten privat in der Brünhildestraße 1 in der vierten Etage. Mitte der 1920er Jahre eröffneten sie mithilfe der Mitgift von Else Friedemann eine eigene Buchhandlung. Aufgrund der Auswirkungen durch die Inflation und der damit einhergehenden Geldentwertung brach das Geschäft aber zusammen. Friedrich Friedemann konnte jedoch noch einige kostbare Bücher retten. Diese bildeten den Grundstock für ein eigenes Antiquariat. Wegen der Geldentwertung hatten sich zudem viele Menschen von ihren wertvollen Büchern trennen müssen. Mit diesen Geschäften ernährte er seine Familie sehr gut, zumal er über ausgezeichnete Kundenkontakte und beste Fachkenntnisse verfügte. Seine Schwägerin, die die Tochter Ursula Brigitte nach dem Krieg in ihrer Entschädigungsantragsangelegenheit unterstützte, schätzte später, dass er monatlich etwa 500,-- bis 600,-- RM verdiente. Im Oktober 1932 allerdings war die Familie gezwungen, die Wohnung in der Brünhildestraße 1 aufzugeben und in eine Zweieinhalbzimmer-Wohnung am Cosimaplatz 5 (bis 1935: Wagnerplatz), Parterre, umzuziehen. Sie zahlte dafür 40,-- RM. Im Jahre 1935 wurde Friederich Friedemann darüber hinaus aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Dadurch verminderten sich die Einnahmen erheblich. Er sah sich deshalb gezwungen, als Bauarbeiter zu arbeiten und damit den Unterhalt seiner Familie zu sichern. Bald aber schon wurde er zur Zwangsarbeit verpflichtet. Er arbeitete in den Pertrix-Werken in Niederschöneweide und verdiente dort wöchentlich 24,-- RM. Die jüngere Tochter Ursula wanderte am 27. Juni 1939 nach England aus, die Tochter Ruth hingegen blieb in Berlin. Else Friedemann, die ebenfalls zur Zwangsarbeit herangezogen worden war, beantragte aus Gründen, die wir nicht kennen, zu Beginn der 1940er Jahre die Scheidung von ihrem Mann. Im März 1942 wurde die Scheidung rechtskräftig, das Paar lebte aber nach wie vor zusammen. Am 31. März 1942 unterschrieb Friederich Friedemann eine Erklärung, dass man ihn über die Beschlagnahmung seines gesamten Vermögens unterrichtet und er "bei einem Verstoß gegen diese Anordnung auf keine Nachsicht zu rechnen habe." Am 1. April 1942 füllte er seine Vermögenserklärung aus. Sein Gesamtvermögen gab er darin mit 5,-- RM an. Darüber hinaus schuldete er dem Bezirksamt Schöneberg noch eine Geldbuße in Höhe von 110,-- RM und der Gerichtskasse 100,-- RM an Gerichtskosten für die Ehescheidung. Er führte auch an, dass er zur Zahlung eines Unterhalts an seine geschiedene Frau verpflichtet war. <br />
Mit dem 12. Transport vom 2. April 1942 überführte man Friedrich und Else Friedemann in das Warschauer Ghetto. Der Zeitpunkt ihres Todes ist unbekannt. <br />
Unmittelbar nach der Deportation der Eltern heiratete die Tochter Ruth am 8. April 1942 den Bäcker Manfred Kaliski. Das Eheglück währte genau sechs Tage. Am 14. April 1942 holte man auch sie ab und verfrachtete sie Richtung Trawniki, wo sie jedoch niemals ankamen. Die Deportierten wurden auf mehrere Ghettos verteilt und Ruth und Manfred Kaliski kamen wie Ruths Eltern in das Warschauer Ghetto. Ob Ruth dort noch ihre Eltern angetroffen hat, ist nicht bekannt. <br />
Nachdem die Friedemanns deportiert worden waren, berechnete die GASAG der Vermögensverwertungsstelle noch 8,40 RM, die BEWAG forderte 9,60 RM und die Gerichtskasse 100,82 RM. Die Veräußerung des Wohnungsinventars ergab einen Betrag in Höhe von 255,11 RM. <br />
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Friedrich Friedemann wurde am 23. Dezember 1889 als Sohn von Louis Friedemann und Bertha Friedemann, geborene Frank, in Köslin/Pommern geboren. Der Vater war Kaufmann und besaß einen Laden in Köslin, Am Markt 15. Friedrich Friedemann besuchte das Königliche Gymnasium in Köslin und begann nach dem Abitur ein Jurastudium in Halle, Berlin und Greifswald. Dann begann der Erste Weltkrieg und er wurde eingezogen. Er kämpfte in einem Jägerbataillon bis Ende des Krieges. Dabei wurde er zwei Mal verwundet, einmal davon schwer. Nach dem Ende des Krieges versuchte er mit Hilfe seines Halbbruders, des Justizrates Dr. Gustav Friedemann, sein Jurastudium wieder aufzunehmen und mit dem Referendarexamen zum Abschluss zu bringen, scheiterte aber. Sein elterliches Erbteil war außerdem aufgebraucht und er hatte den Ehrgeiz, so bald wie möglich sein eigenes Geld zu verdienen. So trat er in eine Buchhandlung in der Kantstraße ein und arbeitete sich dort aufgrund seiner besonderen Fähigkeiten langsam hoch. In der Buchhandlung lernte er auch seine zukünftige Frau Else Marcuse kennen und heiratete sie Anfang der 1920er Jahre. Er wurde Vater der Tochter Ruth Gisela, geboren am 12. September 1921, und der am 26. Oktober 1922 zur Welt gekommenen Tochter Ursula Brigitte. Friedrich Friedemann und seine Kinder waren evangelisch getauft. Wann sie aber zum Christentum übertraten, ist nicht bekannt. Möglicherweise waren er und seine beiden Töchter bereits vor seiner Frau konvertiert, denn Else Friedemann wurde erst 1939 in der Messiaskapelle in der Kastanienallee 22 /Prenzlauer Berg in die Gemeinschaft evangelischer Christen aufgenommen. Die Friedemanns lebten privat in der Brünhildestraße 1 in der vierten Etage. Mitte der 1920er Jahre eröffneten sie mithilfe der Mitgift von Else Friedemann eine eigene Buchhandlung. Aufgrund der Auswirkungen durch die Inflation und der damit einhergehenden Geldentwertung brach das Geschäft aber zusammen. Friedrich Friedemann konnte jedoch noch einige kostbare Bücher retten. Diese bildeten den Grundstock für ein eigenes Antiquariat. Wegen der Geldentwertung hatten sich zudem viele Menschen von ihren wertvollen Büchern trennen müssen. Mit diesen Geschäften ernährte er seine Familie sehr gut, zumal er über ausgezeichnete Kundenkontakte und beste Fachkenntnisse verfügte. Seine Schwägerin, die die Tochter Ursula Brigitte nach dem Krieg in ihrer Entschädigungsantragsangelegenheit unterstützte, schätzte später, dass er monatlich etwa 500,-- bis 600,-- RM verdiente. Im Oktober 1932 allerdings war die Familie gezwungen, die Wohnung in der Brünhildestraße 1 aufzugeben und in eine Zweieinhalbzimmer-Wohnung am Cosimaplatz 5 (bis 1935: Wagnerplatz), Parterre, umzuziehen. Sie zahlte dafür 40,-- RM. Im Jahre 1935 wurde Friederich Friedemann darüber hinaus aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Dadurch verminderten sich die Einnahmen erheblich. Er sah sich deshalb gezwungen, als Bauarbeiter zu arbeiten und damit den Unterhalt seiner Familie zu sichern. Bald aber schon wurde er zur Zwangsarbeit verpflichtet. Er arbeitete in den Pertrix-Werken in Niederschöneweide und verdiente dort wöchentlich 24,-- RM. Die jüngere Tochter Ursula wanderte am 27. Juni 1939 nach England aus, die Tochter Ruth hingegen blieb in Berlin. Else Friedemann, die ebenfalls zur Zwangsarbeit herangezogen worden war, beantragte aus Gründen, die wir nicht kennen, zu Beginn der 1940er Jahre die Scheidung von ihrem Mann. Im März 1942 wurde die Scheidung rechtskräftig, das Paar lebte aber nach wie vor zusammen. Am 31. März 1942 unterschrieb Friederich Friedemann eine Erklärung, dass man ihn über die Beschlagnahmung seines gesamten Vermögens unterrichtet und er "bei einem Verstoß gegen diese Anordnung auf keine Nachsicht zu rechnen habe." Am 1. April 1942 füllte er seine Vermögenserklärung aus. Sein Gesamtvermögen gab er darin mit 5,-- RM an. Darüber hinaus schuldete er dem Bezirksamt Schöneberg noch eine Geldbuße in Höhe von 110,-- RM und der Gerichtskasse 100,-- RM an Gerichtskosten für die Ehescheidung. Er führte auch an, dass er zur Zahlung eines Unterhalts an seine geschiedene Frau verpflichtet war.
Mit dem 12. Transport vom 2. April 1942 überführte man Friedrich und Else Friedemann in das Warschauer Ghetto. Der Zeitpunkt ihres Todes ist unbekannt.
Unmittelbar nach der Deportation der Eltern heiratete die Tochter Ruth am 8. April 1942 den Bäcker Manfred Kaliski. Das Eheglück währte genau sechs Tage. Am 14. April 1942 holte man auch sie ab und verfrachtete sie Richtung Trawniki, wo sie jedoch niemals ankamen. Die Deportierten wurden auf mehrere Ghettos verteilt und Ruth und Manfred Kaliski kamen wie Ruths Eltern in das Warschauer Ghetto. Ob Ruth dort noch ihre Eltern angetroffen hat, ist nicht bekannt.
Nachdem die Friedemanns deportiert worden waren, berechnete die GASAG der Vermögensverwertungsstelle noch 8,40 RM, die BEWAG forderte 9,60 RM und die Gerichtskasse 100,82 RM. Die Veräußerung des Wohnungsinventars ergab einen Betrag in Höhe von 255,11 RM.