Fanny Selzer geb. Alembik

Verlegeort
Knaackstr. 58
Historischer Name
Tresckowstr. 43
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
10. Mai 2023
Geboren
08. November 1910 in Berlin
Beruf
Kontoristin, Hausfrau
Deportation
am 19. Juni 1942 von Berlin nach Theresienstadt
Später deportiert
am 12. Oktober 1944 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Fanny Alembik wurde am 8. Novembr 1910 im Berliner Scheunenviertel als älteste Tochter des Kaufmanns Salomon Alembik und dessen Ehefrau Chaja geb. Gelbgras geboren. Ihre Eltern kamen aus Warschau in Polen um die Jahrhundertwende nach Berlin. 1914 kam die zweite Tochter Regina in Berlin zur Welt.

Fanny heiratete im Oktober 1932 in Berlin den 1893 in Zagrobela bei Zastawia (Ukraine heute Polen) geborenen Adolf Selzer. Die Berufsangaben in ihrer Eheurkunde lauten: Kaufmann und Kontoristin. Bereits 2 Monate vor der Eheschließung - am 30. August 1932 war ihr erstes Kind, der Sohn Manfred geboren worden. Vier Jahre später – am 20. Januar 1936 - folgte diesem die Tochter Brigitte.

Die Familie wohnte seit 1933 in der Tresckowstraße 43 (heute Knaackstraße 58) in Prenzlauer Berg in 2 Stuben und Küche. Im Adressbuch von 1934 wird Adolf mit der Berufsangabe Kaufmann genannt.

In den Unterlagen der im Mai 1939 im Deutschen Reich durchgeführten Volkszählung werden alle vier Selzer`s sowie ihre Untermieterin Amalie Rotherosen unter dieser Anschrift genannt.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse hatten sich infolge der NS-Repressalien gegen jüdische Menschen so verschlechtert, dass die 4-köpfige Familie in einen Raum zusammenrücken musste.

Am 13. September 1939 wurde Adolf Selzer verhaftet und in sogenannte „Schutzhaft“ im KZ Sachsenhausen inhaftiert, da er im NS-Deutschland als polnischer Staatsbürger und Fannys Staatsbürgerschaft sogar als ungeklärt galt. Sie hatte allerdings einen Fremdenpass.

Während Fanny trotz der beiden kleinen Kinder (8 und 4 Jahre) ab etwa 1940 zu Zwangsarbeit bei Siemens & Halske verpflichtet war, wurde Adolf Selzer weiter im KZ Sachsenhausen inhaftiert und ausgebeutet.

Nachdem im Mai 1942 die jüdisch-kommunistische Widerstandsgruppe um Herbert Baum einen Brandanschlag auf die antisowjetische Ausstellung im Berliner Lustgarten verübt hatte, nahmen die Nazis blutige Rache.

Am 28. Mai 1942 wurden im KZ Sachsenhausen 250 willkürlich ausgewählte jüdische Männer als Vergeltungsaktion erschossen – darunter auch Adolf Selzer.

Nur drei Wochen später wurden seine Frau Fanny und die Kinder Manfred und Brigitte am 19. Juni 1942 mit dem 8. Alterstransport ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Mehr als zwei Jahre „lebten“ sie dort unter entsetzlichen Umständen – bevor sie am 12. Oktober 1944 nach Auschwitz „verlegt“ und dort ermordet wurden.

Ihre Untermieterin, Amalie Rotherosen, war bereits im Oktober 1941 nach Litzmannstadt/Lodz deportiert worden. Auch sie hat nicht überlebt.

Für sie und ihre drei Schwestern liegen seit 2018 Stolpersteine in der Schwedter Straße 47.