Manfred Selzer

Verlegeort
Knaackstr. 58
Historischer Name
Tresckowstr. 43
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
10. Mai 2023
Geboren
30. August 1932 in Berlin
Deportation
am 19. Juni 1942 von Berlin nach Theresienstadt
Später deportiert
am 12. Oktober 1944 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Manfred Selzer kam am 30. August 1932 in Berlin als Sohn des Kaufmanns Adolf Selzer und dessen Ehefrau Fanny geb. Alembik zur Welt. Seine Eltern heirateten im Oktober 1932 in Berlin. Vier Jahre später – am 20. Januar 1936 – wurde die Schwester Brigitte geboren.

Die Familie wohnte seit 1933 in der Tresckowstraße 43 (heute Knaackstraße 58) in Prenzlauer Berg in 2 Stuben und Küche. Im Adressbuch von 1934 wird der Vater Adolf mit der Berufsangabe Kaufmann genannt.

In den Unterlagen der im Mai 1939 im Deutschen Reich durchgeführten Volkszählung werden alle vier Selzer`s sowie ihre Untermieterin Amalie Rotherosen unter dieser Anschrift genannt.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse hatten sich infolge der NS-Repressalien gegen jüdische Menschen so verschlechtert, dass die 4-köpfige Familie in einen Raum zusammenrücken musste.

Am 13. September 1939 wurde Adolf Selzer verhaftet und in sogenannte „Schutzhaft“ im KZ Sachsenhausen inhaftiert, da er im NS-Deutschland als polnischer Staatsbürger und Fannys Staatsbürgerschaft sogar als ungeklärt galt. Sie hatte allerdings einen Fremdenpass.

Während Mutter Fanny trotz der beiden kleinen Kinder (8 und 4 Jahre) ab etwa 1940 zu Zwangsarbeit bei Siemens & Halske verpflichtet war, wurde Adolf Selzer weiter im KZ Sachsenhausen inhaftiert und ausgebeutet.

Nachdem im Mai 1942 die jüdisch-kommunistische Widerstandsgruppe um Herbert Baum einen Brandanschlag auf die antisowjetische Ausstellung im Berliner Lustgarten verübt hatte, nahmen die Nazis blutige Rache.

Am 28. Mai 1942 wurden im KZ Sachsenhausen 250 willkürlich ausgewählte jüdische Männer als Vergeltungsaktion erschossen – darunter auch Adolf Selzer.

Nur drei Wochen später wurden seine Frau Fanny und die Kinder Manfred und Brigitte am 19. Juni 1942 mit dem 8. Alterstransport ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Mehr als zwei Jahre „lebten“ sie dort unter entsetzlichen Umständen – bevor sie am 12. Oktober 1944 nach Auschwitz „verlegt“ und dort ermordet wurden.