Leo Segall

Verlegeort
Kurfürstendamm 101
Historischer Name
Joachim-Friedrich Str. 43
Bezirk/Ortsteil
Halensee
Verlegedatum
20. September 2011
Geboren
03. Juni 1886 in Groß Lonk / Polskie Łąkie
Beruf
Justizrat
Deportation
am 29. Januar 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Das Studium der im Brandenburgischen Landeshauptarchiv vorhandenen Akten, die Leo und Marie Segall zugeordnet werden können, ergibt ein recht aufschlussreiches Bild der Lebensumstände, unter denen diese beiden Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft leben mussten.<br />
<br />
Der Justizrat Leo Segall wurde am 3. Juni 1886 in Groß Lonk (Polskie Łąkie) geboren; seine Ehefrau Marie, geborene Falksohn, wurde am 26. Januar 1888 in Moskau geboren. Zum Zeitpunkt ihrer Deportation am 29. Januar 1943 waren sie 57 beziehungsweise 55 Jahre alt. Gottwaldt/Schulle schreiben in ihrem Buch „Die ‚Judendeportationen‘ aus dem Deutschen Reich 1941-1945“, dass „der Zug den Güterbahnhof Berlin-Moabit am 29.1.1943 um 17.20 verlassen (sollte) und den Güterbahnhof von Auschwitz am folgenden Tag um 10.48 Uhr erreichen. Für die etwa 570 km lange Strecke benötigte er 17,5 Stunden planmäßige Fahrzeit.“ Von den mehr als 1000 Menschen, die mit diesem Zug nach Auschwitz transportiert wurden, sind nach der „Selektion“ an der Bahnhofsrampe 724 Menschen sogleich in den alten Gaskammern von Birkenau getötet worden. Leo und Marie Segall waren unter ihnen.<br />
<br />
Leo Segall fiel unter die Bestimmungen des „Gesetztes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom April 1933, mit denen jüdische Beamte aus dem Staatsdienst entlassen wurden. Seit 1934 lebte das Ehepaar in einer 3 ½ Zimmer-Wohnung in der Joachim-Friedrich-Str. 43. 1943 betrug die Miete für diese Wohnung betrug 98,60 RM, was aus den Nachforderungen des Hauseigentümers Griesche hervorgeht, die er für die Monate Februar bis Juni 1943 stellte.<br />
<br />
Als letzten Beruf trug Leo Segall in seine Vermögenserklärung ein: Straßenreiniger bei der Berliner Stadtreinigung. Ein Beruf, der in deutlichem Widerspruch zu dem Charakter der Wohnungseinrichtung stand, der sich aus der Inventarliste erschließt. So vermerkt der Gerichtsvollzieher am 17. März 1943 mehrfach den guten Zustand des vorgefundenen Mobiliars, das dann für insgesamt fast 2000 RM versteigert wurde.<br />
<br />
Eine Sonderstellung im Inventar nimmt der Bronzeleuchter ein, den der Gerichtsvollzieher für die „Landesverteidigung“ reklamiert.<br />
<br />
Leo und Marie Segall wurden aus ihrer Wohnung in das Sammellager im Jüdischen Altersheim in der Großen Hamburger Straße gebracht, um von dort zum Güterbahnhof Berlin-Moabit an der Putlitzbrücke gebracht zu werden.

Das Studium der im Brandenburgischen Landeshauptarchiv vorhandenen Akten, die Leo und Marie Segall zugeordnet werden können, ergibt ein recht aufschlussreiches Bild der Lebensumstände, unter denen diese beiden Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft leben mussten.

Der Justizrat Leo Segall wurde am 3. Juni 1886 in Groß Lonk (Polskie Łąkie) geboren; seine Ehefrau Marie, geborene Falksohn, wurde am 26. Januar 1888 in Moskau geboren. Zum Zeitpunkt ihrer Deportation am 29. Januar 1943 waren sie 57 beziehungsweise 55 Jahre alt. Gottwaldt/Schulle schreiben in ihrem Buch „Die ‚Judendeportationen‘ aus dem Deutschen Reich 1941-1945“, dass „der Zug den Güterbahnhof Berlin-Moabit am 29.1.1943 um 17.20 verlassen (sollte) und den Güterbahnhof von Auschwitz am folgenden Tag um 10.48 Uhr erreichen. Für die etwa 570 km lange Strecke benötigte er 17,5 Stunden planmäßige Fahrzeit.“ Von den mehr als 1000 Menschen, die mit diesem Zug nach Auschwitz transportiert wurden, sind nach der „Selektion“ an der Bahnhofsrampe 724 Menschen sogleich in den alten Gaskammern von Birkenau getötet worden. Leo und Marie Segall waren unter ihnen.

Leo Segall fiel unter die Bestimmungen des „Gesetztes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom April 1933, mit denen jüdische Beamte aus dem Staatsdienst entlassen wurden. Seit 1934 lebte das Ehepaar in einer 3 ½ Zimmer-Wohnung in der Joachim-Friedrich-Str. 43. 1943 betrug die Miete für diese Wohnung betrug 98,60 RM, was aus den Nachforderungen des Hauseigentümers Griesche hervorgeht, die er für die Monate Februar bis Juni 1943 stellte.

Als letzten Beruf trug Leo Segall in seine Vermögenserklärung ein: Straßenreiniger bei der Berliner Stadtreinigung. Ein Beruf, der in deutlichem Widerspruch zu dem Charakter der Wohnungseinrichtung stand, der sich aus der Inventarliste erschließt. So vermerkt der Gerichtsvollzieher am 17. März 1943 mehrfach den guten Zustand des vorgefundenen Mobiliars, das dann für insgesamt fast 2000 RM versteigert wurde.

Eine Sonderstellung im Inventar nimmt der Bronzeleuchter ein, den der Gerichtsvollzieher für die „Landesverteidigung“ reklamiert.

Leo und Marie Segall wurden aus ihrer Wohnung in das Sammellager im Jüdischen Altersheim in der Großen Hamburger Straße gebracht, um von dort zum Güterbahnhof Berlin-Moabit an der Putlitzbrücke gebracht zu werden.