Herbert Less

Verlegeort
Mollstraße 29
Historischer Name
Gollnowstraße 37
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
11. Mai 2023
Geboren
09. Februar 1924 in Berlin
Deportation
am 28. März 1942 nach Piaski
Ermordet

Herbert Less kam am 9. Februar 1924 in Berlin als Sohn des Packers Arthur Less und dessen Ehefrau Gertrude, geb. Preuss, zur Welt. Seine Eltern, die der jüdischen Religionsgemeinschaft angehörten, hatten 1920 geheiratet. Die Familie lebte in der Georgenkirchstraße 21 zusammen mit den Großeltern mütterlicherseits. 

Herbert Less wurde zu Ostern 1930 in die 161. Volksschule in der Georgenkirchstraße eingeschult. 

Sein Vater verstarb am 17. März 1931 im Rudolf-Virchow-Krankenhaus im Alter von nur 36 Jahren an Tuberkulose. Im Jahr darauf starb Herberts Großmutter Cäcilie, 1936 sein Großvater Moses Preuss. Die Familie war inzwischen in die Gollnowstraße 37 gezogen. Diese Straße, die die Bezirksgrenze zwischen Mitte und Friedrichshain bildete, existiert seit 1963 nicht mehr. Sie begann an der Neuen Königstraße (heute Otto-Braun-Straße) und verlief in etwa dort, wo sich heute die Mollstraße befindet.

Herberts Mutter Gertrude Less heiratete am 8. Juli 1941 Bruno Striem. Vermutlich lebte er schon einige Jahre vor der Heirat zusammen mit Gertrude und Herbert Less in der Wohnung in der Gollnowstraße 37. Im Keller desselben Hauses betrieb Bruno Striem sein Geschäft, den An- und Verkauf von Fellen und Pelzabfällen, bis er 1938/39 gezwungen war, sein Gewerbe einzustellen und Zwangsarbeit in einer Bürstenfabrik zu verrichten. 

Herbert Less hatte 1938 die Volksschule beendet, doch es war ihm als Juden nicht mehr möglich, eine Ausbildung zu beginnen. Wahrscheinlich musste auch er Zwangsarbeit leisten.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Der 18-jährige Herbert Less wurde mit seiner Mutter Gertrude und seinem Stiefvater Bruno Striem am 28. März 1942 mit dem 11. Osttransport nach Piaski deportiert. Hier verliert sich ihre Spur. 

Der kleine Ort Piaski, 23 km südöstlich von Lublin gelegen, war nach der deutschen Besetzung Polens Teil des Generalgouvernements geworden. Im Schtetl in Piaski wurde Anfang 1940 ein Ghetto eingerichtet, in das u.a. mehrere tausend Juden aus dem Deutschen Reich deportiert wurden.

Die wenigen sanitären Anlagen des Ghettos waren in einem katastrophalen Zustand, die Grundversorgung mit Nahrung und Trinkwasser absolut unzureichend. Das Ghetto, bestehend aus kleinen, hauptsächlich eingeschossigen Holzhäusern, war nicht für so viele Personen ausgelegt. Zwischen 10 und 20 Menschen mussten sich in der Regel einen Wohnraum teilen. Wer nicht bald an Hunger, Entkräftung oder Krankheiten starb, wurde in eins der Vernichtungslager deportiert und ermordet.