Hermann Sandmann

Verlegeort
Pariser Str. 11
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
22. Juni 2014
Geboren
30. Juni 1886 in Lötzen / Giżycko
Verhaftet
in Sachsenhausen
Ermordet
25. September 1942 in Sachsenhausen

Hermann Sandmann, geboren am 30.Juni 1886 im ostpreußischen Lötzen, war der Sohn von Julius und Paula Sandmann. Seine älteren Geschwister hießen Siegfried, geb. am 7.Dezember 1884 und Rosa, geb. am 2. April 1881. Die Familie lebte später in Berlin, wo Hermann als Generalvertreter der „Fa.Puls, Burg Kunstadt, Lederwaren, Schuhe“ tätig war und Siegfried als Konfektionskontrolleur bei „Kleinman & Wolff“ arbeitete. Die Schwester Rosa wurde Buchhalterin und heiratete den protestantischen Kaufmann Kurt Emil Laudien. Damit war ihr ein anderes Schicksal beschieden als ihren Brüdern.<br />
<br />
Am 27. Januar 1910 heirateten Hermann Sandmann und die am 12.April 1887 geborene Regina Grün, Tochter von Josef und Rebecca Grün. Am 7. November 1910 wurde die Tochter Ruth geboren und zehn Jahre später, am 25. Oktober 1920, der Sohn Hans.<br />
<br />
Die Brüder Sandmann wohnten mit ihren Familien in enger Nachbarschaft in Prenzlauer Berg, Siegfried zunächst in der Hufelandstraße, Raabestraße 15 und zuletzt in der Wehlauer Straße (heute Eugen-Schönhaar-Straße), Hermann in der Raabestraße 12. Hermann und Regina Sandmann lebten in einer 4-Zimmerwohnung mit wertvollem Inventar, wie aus der Akte des Entschädigungsamtes hervorgeht. Im Berliner Adressbuch war der Name Hermann Sandmann mit dem Zusatz „Direktor“ versehen. Er bezog nach Angaben aus der Entschädigungsakte ein jährliches Einkommen von 40 000 Reichsmark.<br />
Nach 1937 fand sich im Adressbuch kein Eintrag mehr in der Raabestr.12 für Hermann Sandmann. In der Vermögenserklärung, die Regina Sandmann vor ihrer Deportation abgeben musste, gab sie an, 1937 in die Pariser Straße 11 gezogen zu sein. Sie bewohnten zusammen mit ihrem Sohn Hans im Gartenhaus eine 3-Zimmerwohnung.<br />
<br />
In seiner Firma war Hermann Sandmann ab Januar 1935 als Jude beruflich degradiert worden. 1936 verlor er die Stellung endgültig. Er war somit auf die finanzielle Unterstützung seiner Kinder Ruth und Hans angewiesen. <br />
<br />
Hermann Sandmann wurde im Mai 1942 von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Er trug die Häftlingsnummer 042787 und wurde im Häftlingsblock 39 gefangen gehalten. In den Baracken 38 und 39 pferchte die SS bis Oktober 1942 alle jüdischen Häftlinge zusammen. Danach wurden sie in die Vernichtungslager in Osteuropa deportiert. Noch vorher, am 25. September 1942, starb Hermann Sandmann in den frühen Morgenstunden an den Folgen der Ruhr. <br />
<br />
Sein Bruder Siegfried hatte am 23.Dezember 1919 die in der Raabestraße 8 wohnende Rosa Meyer geheiratet. Das kinderlose Ehepaar lebte in einer 3-Zimmerwohnung in der Wehlauer Straße 2 oder 4. Nach seiner Entlassung aus dem Angestelltenverhältnis bei der jüdischen Firma Kleinmann & Wolff musste Siegfried Sandmann ein Zimmer der Wohnung abgeben – in der Akte des Entschädigungsamtes hieß es „verkaufen“ –, um den notdürftigsten Lebensunterhalt zu bestreiten.<br />
Er wurde zusammen mit seiner Ehefrau Rosa am 1. November 1941 in das Ghetto Lodz deportiert. Dort wurden kriegswichtige Waren wie z.B. Uniformen von den im Ghetto gefangenen Menschen gefertigt. Sicherlich beutete man Siegfrieds Kenntnisse als Textilfachmann in diesen Fabriken aus. Rosa und Siegfried Sandmann wurden am 11.Mai 1942 in das 55 km entfernte Chelmno geschafft. Dort hatte seit Dezember 1941 der Massenmord an Juden durch den Einsatz von Kohlenmonoxid stattgefunden. Das Ehepaar wurde in einem speziell zu diesem Zwecke umgebauten LKW vergast.<br />
<br />
Hermann und Siegfrieds Schwester Rosa überlebte die Shoah. Ihr Ehemann Kurt Emil Laudien war kein Jude und sie selbst erklärte im Juli 1940 ihren Austritt aus der jüdischen Gemeinde zu Berlin. Ihre 1907 geborene Tochter Lieselotte heiratete den Schauspieler, Schriftsteller und Kabarettisten Walter Lieck. Dieser trat zusammen mit Werner Finck und Walter Gross im Kabarett Tingeltangel auf. Auf Anweisung von Goebbels wurde er 1935 verhaftet und ins Konzentrationslager Esterwege eingeliefert. Im Olympiajahr 1936 wurde mit Rücksichtnahme auf das Ausland seine Haftstrafe in ein einjähriges Berufsverbot umgewandelt. Seine jüdische Schwiegermutter Rosa lebte mit in seinem Haushalt. Sie hatte ihm in schlechten Zeiten geholfen und so nahm er sie jetzt in Schutz, kaufte ihr außerhalb Berlins ein Haus und ermöglichte ihr das Überleben. Er selbst starb 1944 an einer verschleppten Blutvergiftung aus der KZ – Haft. Rosa Laudien, geb. Sandmann lebte bis März 1951. Lieselotte wurde eine bekannte Schauspielerin, die nach dem Zweiten Weltkrieg in einigen Defa-Spielfilmen mitwirkte: z.B. „Die Buntkarierten“, „Ehe im Schatten“. Sie stellte 1958 Anträge auf Wiedergutmachung und Entschädigung für ihre ermordeten Familienangehörigen.<br />

Hermann Sandmann, geboren am 30.Juni 1886 im ostpreußischen Lötzen, war der Sohn von Julius und Paula Sandmann. Seine älteren Geschwister hießen Siegfried, geb. am 7.Dezember 1884 und Rosa, geb. am 2. April 1881. Die Familie lebte später in Berlin, wo Hermann als Generalvertreter der „Fa.Puls, Burg Kunstadt, Lederwaren, Schuhe“ tätig war und Siegfried als Konfektionskontrolleur bei „Kleinman & Wolff“ arbeitete. Die Schwester Rosa wurde Buchhalterin und heiratete den protestantischen Kaufmann Kurt Emil Laudien. Damit war ihr ein anderes Schicksal beschieden als ihren Brüdern.

Am 27. Januar 1910 heirateten Hermann Sandmann und die am 12.April 1887 geborene Regina Grün, Tochter von Josef und Rebecca Grün. Am 7. November 1910 wurde die Tochter Ruth geboren und zehn Jahre später, am 25. Oktober 1920, der Sohn Hans.

Die Brüder Sandmann wohnten mit ihren Familien in enger Nachbarschaft in Prenzlauer Berg, Siegfried zunächst in der Hufelandstraße, Raabestraße 15 und zuletzt in der Wehlauer Straße (heute Eugen-Schönhaar-Straße), Hermann in der Raabestraße 12. Hermann und Regina Sandmann lebten in einer 4-Zimmerwohnung mit wertvollem Inventar, wie aus der Akte des Entschädigungsamtes hervorgeht. Im Berliner Adressbuch war der Name Hermann Sandmann mit dem Zusatz „Direktor“ versehen. Er bezog nach Angaben aus der Entschädigungsakte ein jährliches Einkommen von 40 000 Reichsmark.
Nach 1937 fand sich im Adressbuch kein Eintrag mehr in der Raabestr.12 für Hermann Sandmann. In der Vermögenserklärung, die Regina Sandmann vor ihrer Deportation abgeben musste, gab sie an, 1937 in die Pariser Straße 11 gezogen zu sein. Sie bewohnten zusammen mit ihrem Sohn Hans im Gartenhaus eine 3-Zimmerwohnung.

In seiner Firma war Hermann Sandmann ab Januar 1935 als Jude beruflich degradiert worden. 1936 verlor er die Stellung endgültig. Er war somit auf die finanzielle Unterstützung seiner Kinder Ruth und Hans angewiesen.

Hermann Sandmann wurde im Mai 1942 von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Er trug die Häftlingsnummer 042787 und wurde im Häftlingsblock 39 gefangen gehalten. In den Baracken 38 und 39 pferchte die SS bis Oktober 1942 alle jüdischen Häftlinge zusammen. Danach wurden sie in die Vernichtungslager in Osteuropa deportiert. Noch vorher, am 25. September 1942, starb Hermann Sandmann in den frühen Morgenstunden an den Folgen der Ruhr.

Sein Bruder Siegfried hatte am 23.Dezember 1919 die in der Raabestraße 8 wohnende Rosa Meyer geheiratet. Das kinderlose Ehepaar lebte in einer 3-Zimmerwohnung in der Wehlauer Straße 2 oder 4. Nach seiner Entlassung aus dem Angestelltenverhältnis bei der jüdischen Firma Kleinmann & Wolff musste Siegfried Sandmann ein Zimmer der Wohnung abgeben – in der Akte des Entschädigungsamtes hieß es „verkaufen“ –, um den notdürftigsten Lebensunterhalt zu bestreiten.
Er wurde zusammen mit seiner Ehefrau Rosa am 1. November 1941 in das Ghetto Lodz deportiert. Dort wurden kriegswichtige Waren wie z.B. Uniformen von den im Ghetto gefangenen Menschen gefertigt. Sicherlich beutete man Siegfrieds Kenntnisse als Textilfachmann in diesen Fabriken aus. Rosa und Siegfried Sandmann wurden am 11.Mai 1942 in das 55 km entfernte Chelmno geschafft. Dort hatte seit Dezember 1941 der Massenmord an Juden durch den Einsatz von Kohlenmonoxid stattgefunden. Das Ehepaar wurde in einem speziell zu diesem Zwecke umgebauten LKW vergast.

Hermann und Siegfrieds Schwester Rosa überlebte die Shoah. Ihr Ehemann Kurt Emil Laudien war kein Jude und sie selbst erklärte im Juli 1940 ihren Austritt aus der jüdischen Gemeinde zu Berlin. Ihre 1907 geborene Tochter Lieselotte heiratete den Schauspieler, Schriftsteller und Kabarettisten Walter Lieck. Dieser trat zusammen mit Werner Finck und Walter Gross im Kabarett Tingeltangel auf. Auf Anweisung von Goebbels wurde er 1935 verhaftet und ins Konzentrationslager Esterwege eingeliefert. Im Olympiajahr 1936 wurde mit Rücksichtnahme auf das Ausland seine Haftstrafe in ein einjähriges Berufsverbot umgewandelt. Seine jüdische Schwiegermutter Rosa lebte mit in seinem Haushalt. Sie hatte ihm in schlechten Zeiten geholfen und so nahm er sie jetzt in Schutz, kaufte ihr außerhalb Berlins ein Haus und ermöglichte ihr das Überleben. Er selbst starb 1944 an einer verschleppten Blutvergiftung aus der KZ – Haft. Rosa Laudien, geb. Sandmann lebte bis März 1951. Lieselotte wurde eine bekannte Schauspielerin, die nach dem Zweiten Weltkrieg in einigen Defa-Spielfilmen mitwirkte: z.B. „Die Buntkarierten“, „Ehe im Schatten“. Sie stellte 1958 Anträge auf Wiedergutmachung und Entschädigung für ihre ermordeten Familienangehörigen.