Margarete Holländer geb. Wachsmann

Verlegeort
Seesener Straße 50
Bezirk/Ortsteil
Halensee
Verlegedatum
28. April 2015
Geboren
30. Januar 1884 in Breslau / Wrocław
Beruf
Stenotypistin
Flucht in den Tod
31. Mai 1942 in Berlin

Hubert Holländer wurde am 7. Dezember 1877 in Leobschütz bei Oppeln in Oberschlesien geboren. Verheiratet war er mit Margarete Holländer geb. Wachsmann, geboren am 30. Januar 1884 in Breslau,<br />
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Hubert und Grete Holländer lebten seit 1. April 1939 in der Seesener Straße 50 des Eigentümers Moses Mendelsohn zur Miete. Eines ihrer Zimmer hatten die Holländers an die Brüder Berthold und Salo Weissenberg untervermietet, seit wann ist nicht bekannt. Laut Hausverwaltung waren sie im September 1942 noch in der Wohnung. Die Wohnung von Holländers wurde am 2.9.42 geräumt. Die Inventarliste wurde an die Händlerfirma Alfred Borneleit in Mitte weitergeleitet, die die gesamten Möbel und das Inventar am 12.9.42 weit unter ihrem eigentlichen Wert übernahm.<br />
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Zum Verbleib der Brüder Weissenberg schrieb Hausverwalter Walter Schauer am 16.12.42 an den Oberfinanz-Präsidenten (OFP Verwaltung jüd. Vermögen): Berthold sei Ende September 1942 evakuiert worden, Salo laut Mitteilung am 15.10.42 ausgezogen. Ab 1. November wurde die Wohnung an die Eheleute Freund weitervermietet. Es ist davon auszugehen, dass die nächsten Mieter dort eingewiesen wurden, wie es auch in anderen Wohnungen im Haus geschah, wenn Bewohner deportiert wurden. Diese letzten Mieter bezogen das Haus nicht freiwillig, was darauf schließen lässt, dass es sich um ein sogenanntes Judenhaus gehandelt hat.<br />
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Über Hubert Holländer gibt es in den alten Akten wenige Informationen. Es wurde kein Beruf genannt und auch keine Tätigkeit. Die von allen Juden vor der Deportation verlangte „Vermögenserklärung“ ließ er seine Frau machen, der das Familienvermögen gehörte. Er selbst gab nur einige wenige Herrensachen an, darunter Uniformen und Skikleidung.<br />
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Grete Holländer stammte aus einer wohlhabenden Akademikerfamilie. Sie hatte einen Beruf gelernt und war Stenotypistin. Grete hatte drei Brüder: Oskar, Rechtsanwalt und Notar, Paul, Ingenieur und Konstrukteur und Karl, Kaufmann. Den Brüdern gelang es zu emigrieren, Oskar im März 1939 nach Brüssel, wo er mit seiner schwer kranken und zunehmend dementen Frau von der Wohlfahrt leben musste, da er alles zurücklassen und auch noch einen Schmuggler für die Ausreise bezahlen musste. Carl floh nach Barcelona, wo er mit einem Stand für Schnürsenkel, Hosenträger und Bücher in der Markthalle am Existenzminimum zu überleben versuchte, da auch wertvolle deutsche Bücher in Spanien nach dem Krieg auf wenig Interesse stießen. Paul war schon nach seiner Kündigung 1933 bei der Berliner Firma in der Brunnenstraße, wo er nach 17 Jahren als Ingenieur und Konstrukteur als Jude nicht mehr arbeiten durfte, zu deren Schwestergesellschaft nach Mailand gegangen. Von November 1940 bis Kriegsende war er in Süditalien interniert und starb bald darauf an den Folgeschäden. Er ließ seine Witwe Elfriede mittellos zurück. Ihre Möbel und ihr Vermögen waren 1940 von der Gestapo konfisziert worden.<br />
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Über Gretes Aussteuer und Wohnung berichtete ihr Bruder Oskar in seinen späteren Anträgen auf Entschädigung. Er war als ältester Sohn von seiner Mutter in die Pflicht genommen worden, bei der Hochzeit seiner einzigen Schwester für alles aufzukommen. Sie sollte mindestens so eine hochwertige Einrichtung haben wie er, der erfolgreiche Anwalt, der eine gediegene Kanzlei in der Friedrichstraße/Ecke Mohrenstraße führte. Konten und Bargeld gehörten Grete aus dem Erbe eines Onkels, des Geheimrats Dr. Samuel Knopf aus Breslau. Oskar musste auf seinen Anteil verzichten, weil er als ausgewanderter Jude ausgebürgert war, Grete bekam seinen Anteil dazu. Gold, Silber und der wertvolle Familienschmuck, den Grete als einzige Tochter von ihrer Mutter zur Hochzeit erhalten hatte, mussten gegen Entschädigung an das städtische Leihhaus Berlin abgegeben werden. Eine sehr wertvolle Sammlung von Gold- und Silbermünzen musste der Reichsbank entschädigungslos abgeliefert werden. Grete Holländer hatte dem Finanzamt auch eine Judenvermögensabgabe von geschätzt 13 500 RM zahlen müssen.<br />
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Grete Holländer musste zuletzt als Zwangsarbeiterin in der Schneekettenfabrik Nordland, Kurfürstenstraße 14 in Schöneberg, arbeiten.<br />
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Als sie im Mai 1942 ihren Deportationsbescheid bekamen, füllten sie noch die geforderte „Vermögenserklärung“ aus, nahmen sich aber, bevor sie verschleppt werden können, zusammen das Leben. Am 31. Mai 1942 wurden sie tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Ihre Rechnungen hatten sie vorher alle noch beglichen, die Miete bis Ende Mai bezahlt.

Hubert Holländer wurde am 7. Dezember 1877 in Leobschütz bei Oppeln in Oberschlesien geboren. Verheiratet war er mit Margarete Holländer geb. Wachsmann, geboren am 30. Januar 1884 in Breslau,

Hubert und Grete Holländer lebten seit 1. April 1939 in der Seesener Straße 50 des Eigentümers Moses Mendelsohn zur Miete. Eines ihrer Zimmer hatten die Holländers an die Brüder Berthold und Salo Weissenberg untervermietet, seit wann ist nicht bekannt. Laut Hausverwaltung waren sie im September 1942 noch in der Wohnung. Die Wohnung von Holländers wurde am 2.9.42 geräumt. Die Inventarliste wurde an die Händlerfirma Alfred Borneleit in Mitte weitergeleitet, die die gesamten Möbel und das Inventar am 12.9.42 weit unter ihrem eigentlichen Wert übernahm.

Zum Verbleib der Brüder Weissenberg schrieb Hausverwalter Walter Schauer am 16.12.42 an den Oberfinanz-Präsidenten (OFP Verwaltung jüd. Vermögen): Berthold sei Ende September 1942 evakuiert worden, Salo laut Mitteilung am 15.10.42 ausgezogen. Ab 1. November wurde die Wohnung an die Eheleute Freund weitervermietet. Es ist davon auszugehen, dass die nächsten Mieter dort eingewiesen wurden, wie es auch in anderen Wohnungen im Haus geschah, wenn Bewohner deportiert wurden. Diese letzten Mieter bezogen das Haus nicht freiwillig, was darauf schließen lässt, dass es sich um ein sogenanntes Judenhaus gehandelt hat.

Über Hubert Holländer gibt es in den alten Akten wenige Informationen. Es wurde kein Beruf genannt und auch keine Tätigkeit. Die von allen Juden vor der Deportation verlangte „Vermögenserklärung“ ließ er seine Frau machen, der das Familienvermögen gehörte. Er selbst gab nur einige wenige Herrensachen an, darunter Uniformen und Skikleidung.

Grete Holländer stammte aus einer wohlhabenden Akademikerfamilie. Sie hatte einen Beruf gelernt und war Stenotypistin. Grete hatte drei Brüder: Oskar, Rechtsanwalt und Notar, Paul, Ingenieur und Konstrukteur und Karl, Kaufmann. Den Brüdern gelang es zu emigrieren, Oskar im März 1939 nach Brüssel, wo er mit seiner schwer kranken und zunehmend dementen Frau von der Wohlfahrt leben musste, da er alles zurücklassen und auch noch einen Schmuggler für die Ausreise bezahlen musste. Carl floh nach Barcelona, wo er mit einem Stand für Schnürsenkel, Hosenträger und Bücher in der Markthalle am Existenzminimum zu überleben versuchte, da auch wertvolle deutsche Bücher in Spanien nach dem Krieg auf wenig Interesse stießen. Paul war schon nach seiner Kündigung 1933 bei der Berliner Firma in der Brunnenstraße, wo er nach 17 Jahren als Ingenieur und Konstrukteur als Jude nicht mehr arbeiten durfte, zu deren Schwestergesellschaft nach Mailand gegangen. Von November 1940 bis Kriegsende war er in Süditalien interniert und starb bald darauf an den Folgeschäden. Er ließ seine Witwe Elfriede mittellos zurück. Ihre Möbel und ihr Vermögen waren 1940 von der Gestapo konfisziert worden.

Über Gretes Aussteuer und Wohnung berichtete ihr Bruder Oskar in seinen späteren Anträgen auf Entschädigung. Er war als ältester Sohn von seiner Mutter in die Pflicht genommen worden, bei der Hochzeit seiner einzigen Schwester für alles aufzukommen. Sie sollte mindestens so eine hochwertige Einrichtung haben wie er, der erfolgreiche Anwalt, der eine gediegene Kanzlei in der Friedrichstraße/Ecke Mohrenstraße führte. Konten und Bargeld gehörten Grete aus dem Erbe eines Onkels, des Geheimrats Dr. Samuel Knopf aus Breslau. Oskar musste auf seinen Anteil verzichten, weil er als ausgewanderter Jude ausgebürgert war, Grete bekam seinen Anteil dazu. Gold, Silber und der wertvolle Familienschmuck, den Grete als einzige Tochter von ihrer Mutter zur Hochzeit erhalten hatte, mussten gegen Entschädigung an das städtische Leihhaus Berlin abgegeben werden. Eine sehr wertvolle Sammlung von Gold- und Silbermünzen musste der Reichsbank entschädigungslos abgeliefert werden. Grete Holländer hatte dem Finanzamt auch eine Judenvermögensabgabe von geschätzt 13 500 RM zahlen müssen.

Grete Holländer musste zuletzt als Zwangsarbeiterin in der Schneekettenfabrik Nordland, Kurfürstenstraße 14 in Schöneberg, arbeiten.

Als sie im Mai 1942 ihren Deportationsbescheid bekamen, füllten sie noch die geforderte „Vermögenserklärung“ aus, nahmen sich aber, bevor sie verschleppt werden können, zusammen das Leben. Am 31. Mai 1942 wurden sie tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Ihre Rechnungen hatten sie vorher alle noch beglichen, die Miete bis Ende Mai bezahlt.