Susanne von Schüching geb. Friedemann

Verlegeort
Stierstr. 19
Bezirk/Ortsteil
Friedenau
Verlegedatum
19. März 2014
Geboren
07. Mai 1906 in Berlin
Zwangsarbeit
Arbeiterin (Scherb & Schwer, Lehderstr. 34-35)
Überlebt
16. Januar 1990
Susanne Friedemann wurde am 7. Mai 1906 als Tochter des Justizrats, Rechtsanwalts und Notars Gustav Friedemann und dessen Ehefrau Elfriede Friedemann (s. dort) in Berlin geboren. Die Familie lebte in der Potsdamer Straße 35, wo Gustav Friedemann auch seine Praxis hatte. Gustav Friedemann starb im Jahr 1933. Nach dem Tod ihres Ehemannes zog Elfriede Friedemann mit ihrer Tochter und deren Ehemann, Dr. Botho Holländer (s. dort), in das Mietshaus in der Stierstraße 19. Elfriede Friedemann war als alleinige Mehrheitsgesellschafterin und Geschäftsführerin der Hausfrieden-Grundstücks-GmbH, der das Haus gehörte, Eigentümerin der Stierstraße 19. Susanne Friedemann hatte den Chemiker Dr. Botho Holländer in den 1930er Jahren geheiratet. Das Paar bewohnte in der Stierstraße 19 eine Sechszimmer-Wohnung. Um 1941 wurde die Ehe wieder geschieden. Dr. Botho Holländer zog in die Innsbrucker Straße 38 in eine Wohnung von „Süßkind/Süßkind (Mischehe)“, 1942 in die Innsbrucker Straße 25 bei Hertzberg und ab 1943 in Wilmersdorf in die Saalfelder und die Detmolder Straße. Susanne Holländer hingegen lebte bis zu ihrem Untertauchen im Mai 1942 weiterhin in der Stierstraße 19 in einem Zimmer der Sechs-Zimmerwohnung, zusammen mit Charlotte Salomon, geborene Thurmann, deren jüdischer Ehemann Erich Salomon am 1. Februar 1943 „abwanderte“, mit dem Ehepaar Ewarth und Dr. Gertrud Löhmer. Susanne Holländer war zu Beginn der 1940er Jahre als Arbeiterin bei der Firma Scherb & Schwer, Lehderstraße 34-35, zwangsverpflichtet worden. Im März 1942 tauchte ihre Mutter Elfriede Friedemann unter. Sie hatte einen fingierten Brief hinterlassen, in dem sie ihren Selbstmord ankündigte. Susanne Holländer ging daraufhin zu der Polizei und meldete ihre Mutter als vermisst. Zwei Monate, nachdem ihre Mutter Elfriede Friedemann untergetaucht war, teilte ihr der Pförtner von Scherb & Schwer mit, die Gestapo habe ihretwegen angerufen, sie solle sofort nach Hause kommen. Sie erkannte sofort die Gefahr und fuhr nicht in die Stierstraße, sondern zu ihrem Freund Bernhard von Schüching nach Groß-Glienicke, der sie aufnahm und versteckte. Auch die Mutter Elfriede Friedemann wurde von ihm und seinem Vater Heinrich von Schüching zeitweise aufgenommen. Elfriede Friedemann flüchtete später nach Stuttgart und tauchte dort unter. Bernhard von Schüching war 1940 und 1941 mehrfach von der Gestapo verhört worden, weil man seine jüdische Frau Ruth Goetz von Schüching bei ihm vermutete. Man zwang ihn schließlich zur Scheidung. Susanne Holländer wohnte unter dem Namen Petri bei ihm. Die Situation wurde zunehmend gefährlich. Beide kamen zunächst in einem Raum der Prüssingwerft in Kladow unter. Dort mussten sie auf dem Fußboden schlafen, bis Bernhard von Schüching ein Haus in Glienicke mieten konnte. Einen Monat nach ihrem Einzug erschien der SS-Standartenführer Bredow bei ihnen, stellte Susanne Holländer und befahl ihr, am nächsten Tag bei ihm in der Wohnung zu erscheinen. Sie nahm sofort mit ihrem Freund Zuflucht bei Bekannten. Dennoch besprach man auch die Möglichkeit eines gemeinsamen Selbstmordes. Am nächsten Morgen ging Susanne Holländer in die Wohnung des SS-Standartenführers und erkaufte sein Schweigen mit der Zahlung einer großen Summe, die man aber in zwei Raten pro Monat an ihn zu zahlen vereinbarte. Bredow kam Ende des Krieges in Russland um. In den Gestapo-Akten wurde Susanne Holländer bis zur Befreiung als "Reichsfeindin" geführt, es gelang ihr aber, die schlimmen Zeiten zu überstehen. Die spätere Wohnungsinhaberin der Wohnung in der Stierstraße 19, Charlotte Salomon, bat am 16. Februar 1943 um einen Mietzuschuss und um Aufhebung der Versiegelung des Zimmers von Frau Holländer, um es an „Arier“ weitervermieten zu können. Für den „Flüchtling“ Susanne Holländer wurde zwar kein „Abwesenheitspfleger“ bestellt, ihr Besitz aber geschätzt, mit 811,-- RM bewertet und das Zimmer geräumt. Am 9. Juli 1943 sprach Charlotte Salomon persönlich bei der Amtsstelle vor und bat um Erstattung der ausgefallenen Miete für den Zeitraum Juni 1942 bis März 1943. Am 19. August 1943 teilte die Vermögensverwertungsstelle mit, dass das Zimmer ab dem 16. Dezember 1942 als „Judenwohnung“ wieder vermietet worden sei. Nach dem Krieg heirateten Susanne Holländer und Bernhard von Schüching und bezogen wieder sein Haus im Sakrower Kirchweg 55 in Kladow. Die Mutter Elfriede zog dort nach ihrer Rückkehr nach Berlin ebenfalls ein. Susanne von Schüching starb am 16. januar 1990 im Alter von 83 Jahren in Berlin. Sie wurde auf dem Landschaftsfriedhof in Gatow bestattet.
Dr. Botho Holländer, der nach der "Fabrikaktion" ebenfalls in die Illegalität untertauchte, suchte sieben Monate lang Zuflucht in den unterschiedlichsten Unterkünften. Letztlich wurde er aber denunziert oder durch Spitzel der Gestapo entlarvt und verhaftet.
Seit seiner Deportation mit dem 45. Transport nach Auschwitz am 29. Oktober 1943 gibt es von ihm kein Lebenszeichen mehr.
Susanne Friedemann wurde am 7. Mai 1906 als Tochter des Justizrats, Rechtsanwalts und Notars Gustav Friedemann und dessen Ehefrau Elfriede Friedemann (s. dort) in Berlin geboren. Die Familie lebte in der Potsdamer Straße 35, wo Gustav Friedemann auch seine Praxis hatte. Gustav Friedemann starb im Jahr 1933. Nach dem Tod ihres Ehemannes zog Elfriede Friedemann mit ihrer Tochter und deren Ehemann, Dr. Botho Holländer (s. dort), in das Mietshaus in der Stierstraße 19. Elfriede Friedemann war als alleinige Mehrheitsgesellschafterin und Geschäftsführerin der Hausfrieden-Grundstücks-GmbH, der das Haus gehörte, Eigentümerin der Stierstraße 19. Susanne Friedemann hatte den Chemiker Dr. Botho Holländer in den 1930er Jahren geheiratet. Das Paar bewohnte in der Stierstraße 19 eine Sechszimmer-Wohnung. Um 1941 wurde die Ehe wieder geschieden. Dr. Botho Holländer zog in die Innsbrucker Straße 38 in eine Wohnung von „Süßkind/Süßkind (Mischehe)“, 1942 in die Innsbrucker Straße 25 bei Hertzberg und ab 1943 in Wilmersdorf in die Saalfelder und die Detmolder Straße. Susanne Holländer hingegen lebte bis zu ihrem Untertauchen im Mai 1942 weiterhin in der Stierstraße 19 in einem Zimmer der Sechs-Zimmerwohnung, zusammen mit Charlotte Salomon, geborene Thurmann, deren jüdischer Ehemann Erich Salomon am 1. Februar 1943 „abwanderte“, mit dem Ehepaar Ewarth und Dr. Gertrud Löhmer. Susanne Holländer war zu Beginn der 1940er Jahre als Arbeiterin bei der Firma Scherb & Schwer, Lehderstraße 34-35, zwangsverpflichtet worden. Im März 1942 tauchte ihre Mutter Elfriede Friedemann unter. Sie hatte einen fingierten Brief hinterlassen, in dem sie ihren Selbstmord ankündigte. Susanne Holländer ging daraufhin zu der Polizei und meldete ihre Mutter als vermisst. Zwei Monate, nachdem ihre Mutter Elfriede Friedemann untergetaucht war, teilte ihr der Pförtner von Scherb & Schwer mit, die Gestapo habe ihretwegen angerufen, sie solle sofort nach Hause kommen. Sie erkannte sofort die Gefahr und fuhr nicht in die Stierstraße, sondern zu ihrem Freund Bernhard von Schüching nach Groß-Glienicke, der sie aufnahm und versteckte. Auch die Mutter Elfriede Friedemann wurde von ihm und seinem Vater Heinrich von Schüching zeitweise aufgenommen. Elfriede Friedemann flüchtete später nach Stuttgart und tauchte dort unter. Bernhard von Schüching war 1940 und 1941 mehrfach von der Gestapo verhört worden, weil man seine jüdische Frau Ruth Goetz von Schüching bei ihm vermutete. Man zwang ihn schließlich zur Scheidung. Susanne Holländer wohnte unter dem Namen Petri bei ihm. Die Situation wurde zunehmend gefährlich. Beide kamen zunächst in einem Raum der Prüssingwerft in Kladow unter. Dort mussten sie auf dem Fußboden schlafen, bis Bernhard von Schüching ein Haus in Glienicke mieten konnte. Einen Monat nach ihrem Einzug erschien der SS-Standartenführer Bredow bei ihnen, stellte Susanne Holländer und befahl ihr, am nächsten Tag bei ihm in der Wohnung zu erscheinen. Sie nahm sofort mit ihrem Freund Zuflucht bei Bekannten. Dennoch besprach man auch die Möglichkeit eines gemeinsamen Selbstmordes. Am nächsten Morgen ging Susanne Holländer in die Wohnung des SS-Standartenführers und erkaufte sein Schweigen mit der Zahlung einer großen Summe, die man aber in zwei Raten pro Monat an ihn zu zahlen vereinbarte. Bredow kam Ende des Krieges in Russland um. In den Gestapo-Akten wurde Susanne Holländer bis zur Befreiung als "Reichsfeindin" geführt, es gelang ihr aber, die schlimmen Zeiten zu überstehen. Die spätere Wohnungsinhaberin der Wohnung in der Stierstraße 19, Charlotte Salomon, bat am 16. Februar 1943 um einen Mietzuschuss und um Aufhebung der Versiegelung des Zimmers von Frau Holländer, um es an „Arier“ weitervermieten zu können. Für den „Flüchtling“ Susanne Holländer wurde zwar kein „Abwesenheitspfleger“ bestellt, ihr Besitz aber geschätzt, mit 811,-- RM bewertet und das Zimmer geräumt. Am 9. Juli 1943 sprach Charlotte Salomon persönlich bei der Amtsstelle vor und bat um Erstattung der ausgefallenen Miete für den Zeitraum Juni 1942 bis März 1943. Am 19. August 1943 teilte die Vermögensverwertungsstelle mit, dass das Zimmer ab dem 16. Dezember 1942 als „Judenwohnung“ wieder vermietet worden sei. Nach dem Krieg heirateten Susanne Holländer und Bernhard von Schüching und bezogen wieder sein Haus im Sakrower Kirchweg 55 in Kladow. Die Mutter Elfriede zog dort nach ihrer Rückkehr nach Berlin ebenfalls ein. Susanne von Schüching starb am 16. januar 1990 im Alter von 83 Jahren in Berlin. Sie wurde auf dem Landschaftsfriedhof in Gatow bestattet.
Dr. Botho Holländer, der nach der "Fabrikaktion" ebenfalls in die Illegalität untertauchte, suchte sieben Monate lang Zuflucht in den unterschiedlichsten Unterkünften. Letztlich wurde er aber denunziert oder durch Spitzel der Gestapo entlarvt und verhaftet.
Seit seiner Deportation mit dem 45. Transport nach Auschwitz am 29. Oktober 1943 gibt es von ihm kein Lebenszeichen mehr.