Harry Petzal

Der 1908 geborene Harry besuchte wie sein älterer Bruder Werner die Kirschner Oberrealschule nebst Realgymnasium F.S. in Berlin. Später wurde Harry, ein zartes Kind mit Asthma, in die 600 km entfernte Odenwaldschule in Heppenheim geschickt. Eine alternative, fortschrittliche Schule, die von dem charismatischen Ehepaar Paul und Edith Geheeb geleitet wurde.

1928 bis 1939 arbeitete er in Deutschland in der Metallindustrie. Dank dieses Berufs war es ihm möglich, geschäftlich ins Ausland zu reisen und genug Geld zu verdienen und auf ein Studium verzichten zu können.

Harry lebte gerne in Berlin, wo er einen engen und treuen Freundeskreis hatte. Seine erfolgreiche Geschäftskarriere führte ihn ins Ausland, unter anderem 1936 nach Amerika. Er war ein begeisterter Fotograf und Sportler, insbesondere in den Bereichen Segeln und Wintersport.

Im Jahr 1939 floh Harry mit Hilfe seiner zukünftigen Frau mit falschen Papieren nach Großbritannien und meldete sich sofort freiwillig zur britischen Armee.

Aufgrund seiner Kenntnisse in der Metallurgie wurde er 1943 zur Arbeit an Flugzeug-Projekten versetzt.

Im Jahr 1943 heiratete Harry in London Hannalore Isakowitz, eine deutsche Jüdin, die er 1932 in Dresden kennengelernt hatte.

Nach dem Krieg unternahm Harry mehrere Reisen in die Niederlande und nach Deutschland, um herauszufinden, was mit seiner Familie geschehen war. Sein Bruder Werner, dessen Frau Fanny und ihre drei kleinen Kinder wurden von den Deutschen und ihren Helfern ebenso ermordet, wie seine Mutter Selma.

Der Verlust seiner engsten Familie erschütterte Harry zutiefst. Er praktizierte nie wieder seinen jüdischen Glauben. Doch unterstützte er Israel und besuchte das Land. Er sprach nie über die Zeit zwischen 1933 und 1945 oder über die Familie, die er verloren hatte.