Karl-Heinz Schlesinger

Location 
Giesebrechtstr. 18
District
Charlottenburg
Stone was laid
22 September 2010
Born
06 April 1917 in Berlin
Deportation
on 12 January 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Karl-Heinz Schlesinger ist am 6. April 1917 in Berlin geboren. Mit seiner Frau Ursula Schlesinger, geb. Goldstein, geboren am 7. März 1919 in Hannover, sowie den beiden Töchtern Tana, geboren am 13. August 1940, und Reha, geboren am 9. August 1942, beide in Berlin, lebte er in der Giesebrechtstraße 18 im 3. Stock in der geräumigen Familienwohnung, wo auch die Mutter Margarete Schlesinger, geb. Fabian, geboren am 2. September 1885 in Berlin, und der jüngere Bruder Gert mit seiner Familie lebten.<br />
<br />
Zu der Zeit, als sie auf ihre Deportation vorbereitet wurden, war Karl- Heinz Schlesinger Zwangsarbeiter im Siemens-Kabelwerk für einen Wochenlohn von 25 Reichsmark. Das war alles, was die Familie zur Verfügung hatte, denn Ursula Schlesinger konnte wegen ihrer beiden kleinen Kinder nicht arbeiten. Im April 1942 mussten sie die Wohnung in der Giesebrechtstraße verlassen und in die Marburger Straße 8 umziehen, wo sie bei der im Hochparterre wohnenden Margarete Aufrichtig in 1½ Zimmern für 60 RM Miete Unterschlupf fanden.<br />
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Am 1.10.1942 wurden vier Verfügungen der Geheimen Staatspolizei erlassen, dass „das gesamte Vermögen ... zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen“ werde. Merkwürdigerweise wurden diese Schriftstücke an Ursula und Tana Schlesinger mit der Adresse Marburger Straße 5 ausgefertigt, dabei kann es sich allerdings um einen Schreibfehler handeln. Am 7.1.1943 bekam Karl-Heinz Schlesinger dann vier Vermögenserklärungen vorgelegt, das waren 16seitige Fragebögen, die von allen zur Deportation vorgesehenen Juden beantwortet werden mussten. Er füllte den Vordruck aus, seine Frau schrieb außer ihren Personendaten nur: „s. mein Mann!“ Absurd ist, dass auch für die zweijährige Tana und die fünf Monate alte Reha solche Vermögenserklärungen abgegeben werden mussten. Karl-Heinz Schlesinger unterschrieb die sinnlosen Papiere brav mit dem Zusatz „als Vater“.<br />
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Zu den wenigen Habseligkeiten, die als „Vermögen“ auszuweisen waren, gehörten ein Kinderbett, ein Kinderkörbchen und eine Wickelkommode sowie „etwas Kinderbekleidung“. Außerdem trug Karl-Heinz Schlesinger in die Inventarliste ein: „deutscher Teppich, teilweise abgetreten“. Alles in allem wurde der Wert des ärmlichen Familienbesitzes auf 203 Reichsmark geschätzt und brachte beim Verkauf oder bei Versteigerungen 156 RM ein. Dieser Erlös wurde zusammen mit 19 RM Lohn, die noch vom Siemens-Kabelwerk ausstanden, von der Oberfinanzkasse verrechnet. Am 17.3.1944 notierte die Vermögensverwertungsstelle: „Die Akten wurden geschlossen.“<br />
<br />
Am 12. Januar 1943 waren Karl-Heinz Schlesinger, seine Frau Ursula mit den beiden Töchterchen Tana und Reha und seine Mutter Margarete von der Sammelstelle Große Hamburger Straße 26 zum Bahnhof Grunewald transportiert worden, von wo ein Zug nach Auschwitz in den Tod fuhr.

Karl-Heinz Schlesinger ist am 6. April 1917 in Berlin geboren. Mit seiner Frau Ursula Schlesinger, geb. Goldstein, geboren am 7. März 1919 in Hannover, sowie den beiden Töchtern Tana, geboren am 13. August 1940, und Reha, geboren am 9. August 1942, beide in Berlin, lebte er in der Giesebrechtstraße 18 im 3. Stock in der geräumigen Familienwohnung, wo auch die Mutter Margarete Schlesinger, geb. Fabian, geboren am 2. September 1885 in Berlin, und der jüngere Bruder Gert mit seiner Familie lebten.

Zu der Zeit, als sie auf ihre Deportation vorbereitet wurden, war Karl- Heinz Schlesinger Zwangsarbeiter im Siemens-Kabelwerk für einen Wochenlohn von 25 Reichsmark. Das war alles, was die Familie zur Verfügung hatte, denn Ursula Schlesinger konnte wegen ihrer beiden kleinen Kinder nicht arbeiten. Im April 1942 mussten sie die Wohnung in der Giesebrechtstraße verlassen und in die Marburger Straße 8 umziehen, wo sie bei der im Hochparterre wohnenden Margarete Aufrichtig in 1½ Zimmern für 60 RM Miete Unterschlupf fanden.

Am 1.10.1942 wurden vier Verfügungen der Geheimen Staatspolizei erlassen, dass „das gesamte Vermögen ... zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen“ werde. Merkwürdigerweise wurden diese Schriftstücke an Ursula und Tana Schlesinger mit der Adresse Marburger Straße 5 ausgefertigt, dabei kann es sich allerdings um einen Schreibfehler handeln. Am 7.1.1943 bekam Karl-Heinz Schlesinger dann vier Vermögenserklärungen vorgelegt, das waren 16seitige Fragebögen, die von allen zur Deportation vorgesehenen Juden beantwortet werden mussten. Er füllte den Vordruck aus, seine Frau schrieb außer ihren Personendaten nur: „s. mein Mann!“ Absurd ist, dass auch für die zweijährige Tana und die fünf Monate alte Reha solche Vermögenserklärungen abgegeben werden mussten. Karl-Heinz Schlesinger unterschrieb die sinnlosen Papiere brav mit dem Zusatz „als Vater“.

Zu den wenigen Habseligkeiten, die als „Vermögen“ auszuweisen waren, gehörten ein Kinderbett, ein Kinderkörbchen und eine Wickelkommode sowie „etwas Kinderbekleidung“. Außerdem trug Karl-Heinz Schlesinger in die Inventarliste ein: „deutscher Teppich, teilweise abgetreten“. Alles in allem wurde der Wert des ärmlichen Familienbesitzes auf 203 Reichsmark geschätzt und brachte beim Verkauf oder bei Versteigerungen 156 RM ein. Dieser Erlös wurde zusammen mit 19 RM Lohn, die noch vom Siemens-Kabelwerk ausstanden, von der Oberfinanzkasse verrechnet. Am 17.3.1944 notierte die Vermögensverwertungsstelle: „Die Akten wurden geschlossen.“

Am 12. Januar 1943 waren Karl-Heinz Schlesinger, seine Frau Ursula mit den beiden Töchterchen Tana und Reha und seine Mutter Margarete von der Sammelstelle Große Hamburger Straße 26 zum Bahnhof Grunewald transportiert worden, von wo ein Zug nach Auschwitz in den Tod fuhr.