Laut dem „Register der Juden und Dissidenten im Regierungsbezirk Münster“ im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen wurde Sigismund Rosenthal am 13. Juni 1873 in Münster als Sohn des Handelsmannes Salomon Rosenthal und seiner Frau Jettchen (Henriette) geb. Cahnfeld (Kahnfeld) geboren. Allerdings sind die Angaben in anderen Quellen widersprüchlich und verwirrend. Möglicherweise sind die Daten zu verschiedenen Familien durcheinander gekommen, denn in Münster und Umgebung war der Name Rosenthal sehr häufig. So ist Sigismund in den späteren Einwohnermeldeunterlagen von Münster unter den Kindern von Salomon und Jettchen Rosenthal nicht aufgeführt, dafür aber ein Sohn namens Otto, geboren einen Monat nach Sigismund, am 22. Juli 1873. Die spätere Heiratsurkunde von Sigismund bestätigt jedoch sein Geburtsdatum und -ort. Hier bestehen also Ungereimtheiten, die sich nicht mehr auflösen lassen.<br />
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Auch als 1879 Salomon und Jettchen von Münster nach Hamm zogen, war laut dem dortigen Bürgerbuch Sigismund nicht unter den Kindern des Paares, wohl aber Otto. Dementsprechend wissen wir nicht genau, wo und wie Sigismund aufwuchs und inwieweit er in der Kindheit Kontakt zu seinen Eltern und Geschwistern hatte.<br />
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Als er später in Berlin lebte - er hatte den Beruf des Kaufmannes erlernt - wohnte er der Heiratsurkunde von 1924 zufolge in der Richthofenstraße 17 (heute Auerstraße). Dies war auch die Adresse des Schuhwarenhändlers Otto Rosenthal. Ein Name, der häufiger vorkommt. Dieser Otto Rosenthal war über ein Jahr älter als Sigismund, also nicht identisch mit dem Kind, das seinerzeit mit Salomon und Jettchen nach Hamm zog. Dennoch war er vermutlich ein Verwandter, vielleicht ein Cousin, mit dem Sigismund zusammen wohnte.<br />
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Am 7. August 1924 heiratete Sigismund die Witwe Anna Martha Koppe, geb. Jung, als Fleischbeschauerin bezeichnet - vielleicht war das auch der Beruf ihres ersten Mannes. Einer der Trauzeugen war der Ehemann von Sigismunds Schwester Else, Martin Weisz, auch er Schuhwarenhändler und Schuhmachermeister.<br />
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Ob Sigismund (selten auch Siegismund geschrieben) mit seiner Frau in der Richthofenstraße wohnen blieb oder anderswo zur Untermiete zog, vielleicht auch aus Berlin wegging, bleibt unklar. Nur einmal, 1930, verzeichnet das Adressbuch einen Sigismund Rosenthal, Kaufmann, in der Hildegardstraße 10. Aber auch hier ist nicht sicher, ob es sich um die selbe Person handelt. Gesichert ist nur, dass er zum Zeitpunkt der Volkszählung vom 17. Mai 1939 bei seiner Schwester Else Weisz in der Giesebrechtsstraße 18 gemeldet war. Er lebte zu der Zeit wohl bereits getrennt von seiner Frau, von der er am 13. August desselben Jahres geschieden wurde. Sehr wahrscheinlich war Anna Martha Rosenthal geb. Jung nicht Jüdin - ob die Scheidung von ihrem jüdischen Mann ihrerseits unter Druck der NS-Behörden oder freiwillig geschah, bleibt offen. <br />
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1942 wohnte Sigismund nicht mehr bei seiner Schwester, sondern zur Untermiete in der Straßburger Straße 58. Am 8. Mai dieses Jahres wurde im Berliner Lustgarten die Propagandaausstellung „Das Sowjet-Paradies“ eröffnet, die „Armut, Elend, Verkommenheit und Not“ - so der Katalog - in der Sowjetunion zeigen und damit zur Rechtfertigung des Krieges gegen Russland beitragen sollte. Am 18. Mai verübten Widerstandskämpfer der Gruppe Baum einen Brandanschlag auf die Ausstellung. Der Sachschaden war gering, die Reaktion enorm: 500 Berliner Juden, auch Sigismund Rosenthal, wurden am 27. Mai verhaftet und in das KZ Sachsenhausen verbracht. Goebbels hatte sich eigens dafür von Hitler die Erlaubnis geholt. „Für den Gauleiter von Berlin war der Brandanschlag vor allem ein willkommener Anlass, um sein ehrgeiziges Ziel zu erreichen, Berlin als erste Großstadt des Deutschen Reiches „judenfrei“ zu machen.“ schrieb 2012 der damalige Leiter der Gedenkstätte Sachsenhausen, Prof. Günter Morsch. Es wurde beschlossen, die Hälfte, also 250, dieser am Brandanschlag völlig unbeteiligten Geiseln sofort zu erschießen. In kürzester Zeit wurde eine Liste mit 404 Opfern zusammengestellt, unter ihnen Sigismund Rosenthal. 94 Todeskandidaten sollten unter bereits inhaftierten Insassen ausgesucht werden.<br />
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Der Massenmord fand in der erst kürzlichen fertiggestellten „Station Z“ statt. Es handelte sich um ein Krematorium mit angeschlossener Genick-Erschießungsanlage, die nun erstmals getestet wurde. Die Opfer wurden am 28. und 29. Mai 1942 einzeln per Genickschuss ermordet. Auch Sigismund Rosenthal. Prof. Morsch: "Wie wenig Scheu die Nationalsozialisten hatten, sich zu diesem Massenmord zu bekennen, belegt auch die Praxis des Standesamtes in Oranienburg. Dort trugen die städtischen Beamten in die Totenscheine als Todesursache ungeschminkt ein: 'Auf Befehl erschossen'." Keiner der Täter und der für die Ausführung der Morde Verantwortlichen wurde nach dem Krieg verurteilt, mehrere Verfahren wurden „aus Mangel an Beweisen“ eingestellt.<br />
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Auch als 1879 Salomon und Jettchen von Münster nach Hamm zogen, war laut dem dortigen Bürgerbuch Sigismund nicht unter den Kindern des Paares, wohl aber Otto. Dementsprechend wissen wir nicht genau, wo und wie Sigismund aufwuchs und inwieweit er in der Kindheit Kontakt zu seinen Eltern und Geschwistern hatte.
Als er später in Berlin lebte - er hatte den Beruf des Kaufmannes erlernt - wohnte er der Heiratsurkunde von 1924 zufolge in der Richthofenstraße 17 (heute Auerstraße). Dies war auch die Adresse des Schuhwarenhändlers Otto Rosenthal. Ein Name, der häufiger vorkommt. Dieser Otto Rosenthal war über ein Jahr älter als Sigismund, also nicht identisch mit dem Kind, das seinerzeit mit Salomon und Jettchen nach Hamm zog. Dennoch war er vermutlich ein Verwandter, vielleicht ein Cousin, mit dem Sigismund zusammen wohnte.
Am 7. August 1924 heiratete Sigismund die Witwe Anna Martha Koppe, geb. Jung, als Fleischbeschauerin bezeichnet - vielleicht war das auch der Beruf ihres ersten Mannes. Einer der Trauzeugen war der Ehemann von Sigismunds Schwester Else, Martin Weisz, auch er Schuhwarenhändler und Schuhmachermeister.
Ob Sigismund (selten auch Siegismund geschrieben) mit seiner Frau in der Richthofenstraße wohnen blieb oder anderswo zur Untermiete zog, vielleicht auch aus Berlin wegging, bleibt unklar. Nur einmal, 1930, verzeichnet das Adressbuch einen Sigismund Rosenthal, Kaufmann, in der Hildegardstraße 10. Aber auch hier ist nicht sicher, ob es sich um die selbe Person handelt. Gesichert ist nur, dass er zum Zeitpunkt der Volkszählung vom 17. Mai 1939 bei seiner Schwester Else Weisz in der Giesebrechtsstraße 18 gemeldet war. Er lebte zu der Zeit wohl bereits getrennt von seiner Frau, von der er am 13. August desselben Jahres geschieden wurde. Sehr wahrscheinlich war Anna Martha Rosenthal geb. Jung nicht Jüdin - ob die Scheidung von ihrem jüdischen Mann ihrerseits unter Druck der NS-Behörden oder freiwillig geschah, bleibt offen.
1942 wohnte Sigismund nicht mehr bei seiner Schwester, sondern zur Untermiete in der Straßburger Straße 58. Am 8. Mai dieses Jahres wurde im Berliner Lustgarten die Propagandaausstellung „Das Sowjet-Paradies“ eröffnet, die „Armut, Elend, Verkommenheit und Not“ - so der Katalog - in der Sowjetunion zeigen und damit zur Rechtfertigung des Krieges gegen Russland beitragen sollte. Am 18. Mai verübten Widerstandskämpfer der Gruppe Baum einen Brandanschlag auf die Ausstellung. Der Sachschaden war gering, die Reaktion enorm: 500 Berliner Juden, auch Sigismund Rosenthal, wurden am 27. Mai verhaftet und in das KZ Sachsenhausen verbracht. Goebbels hatte sich eigens dafür von Hitler die Erlaubnis geholt. „Für den Gauleiter von Berlin war der Brandanschlag vor allem ein willkommener Anlass, um sein ehrgeiziges Ziel zu erreichen, Berlin als erste Großstadt des Deutschen Reiches „judenfrei“ zu machen.“ schrieb 2012 der damalige Leiter der Gedenkstätte Sachsenhausen, Prof. Günter Morsch. Es wurde beschlossen, die Hälfte, also 250, dieser am Brandanschlag völlig unbeteiligten Geiseln sofort zu erschießen. In kürzester Zeit wurde eine Liste mit 404 Opfern zusammengestellt, unter ihnen Sigismund Rosenthal. 94 Todeskandidaten sollten unter bereits inhaftierten Insassen ausgesucht werden.
Der Massenmord fand in der erst kürzlichen fertiggestellten „Station Z“ statt. Es handelte sich um ein Krematorium mit angeschlossener Genick-Erschießungsanlage, die nun erstmals getestet wurde. Die Opfer wurden am 28. und 29. Mai 1942 einzeln per Genickschuss ermordet. Auch Sigismund Rosenthal. Prof. Morsch: "Wie wenig Scheu die Nationalsozialisten hatten, sich zu diesem Massenmord zu bekennen, belegt auch die Praxis des Standesamtes in Oranienburg. Dort trugen die städtischen Beamten in die Totenscheine als Todesursache ungeschminkt ein: 'Auf Befehl erschossen'." Keiner der Täter und der für die Ausführung der Morde Verantwortlichen wurde nach dem Krieg verurteilt, mehrere Verfahren wurden „aus Mangel an Beweisen“ eingestellt.