Zerel Lucie Hanff kam am 9. August 1883 als Tochter des jüdischen Kaufmanns Lippmann Hanff und seiner Ehefrau Klara Neuendorf in Berlin auf die Welt. Ihr 1845 geborener Vater stammte aus Schwerin. Er hatte 1882 in Berlin die zwölf Jahre jüngere Tochter eines evangelischen Hammerschmiedes geheiratet, die zum Judentum konvertierte. 1885 wurde Zerel Lucies Schwester Johanna geboren, 1890 ihr Bruder Leo. Die Familie lebte anfangs in der Turmstraße 6 im Arbeiterbezirk Berlin-Moabit. Wie damals üblich, lernte Zerel Lucie Hanff keinen Beruf und lebte bis zu ihrer Hochzeit bei den Eltern. <br />
Am 22. Oktober 1914 heiratete sie den 1870 im schlesischen Frankenstein (heute Ząbkowice Śląnskie/Polen) geborenen Kaufmann Löbel Wagner. Die Trauung fand in der Synagoge statt. <br />
Die Familie Hanff war in der Zwischenzeit des Öfteren umgezogen und wohnte 1914 im Hochparterre der Friedrich-Wilhelm-Straße 17 (heute Klingelhöferstraße) im vornehmen Bezirk Tiergarten. (Lippmann Hanff nannte sich längst „Louis“.) Ein Jahr später zog sie in die nahe Von-der-Heydt-Straße 7. Die Familie Wagner besaß in Schlesien eine große Getreidehandlung. Löbel Wagners Vater Markus Wagner war Kaufmann in Frankenstein, seine fünf Söhne zogen nach Breslau und Berlin. Gemeinsamer Besitz, enge Familien- und gleichzeitig Geschäftsbeziehungen wurden zur Basis ihres Wohlstandes. In Berlin lebten zwei Brüder von Löbel Wagner: Louis (1877–1943 London) und Waldemar (1880–1943 Auschwitz).<br />
Zerel Lucies Ehemann handelte seit 1910 mit Getreide und besaß zusätzlich ein Bankgeschäft. Seine Geschäftsräume waren an der Neuen Promenade 8 in Berlin-Mitte. Nach der Hochzeit zogen Zerel Lucie und Löbel Wagner in ein repräsentatives Bürgerhaus in der ruhigen Giesebrechtstraße 18, damals noch Charlottenburg bei Berlin. Am 14. Mai 1916 wurde der Sohn Hans Markus geboren. Er blieb ihr einziges Kind. <br />
Nach dem Ersten Weltkrieg kaufte Löbel Wagner das Haus. Zerel Lucie Wagner lebte als gutsituierte bürgerliche Hausfrau in einer 6-Zimmer-Wohnung, in der es ein Herrenzimmer und ein Musikzimmer mit einem Flügel gab. Und einen Dienstbotenaufgang: Selbstverständlich beschäftigte das Ehepaar Dienstpersonal und für den Sohn eine ebenfalls dort wohnende Erzieherin. Ehemann Löbel Wagner besaß einen PKW und wurde von einem Chauffeur gefahren.<br />
In der Nähe, Giesebrechtstraße 15, wohnte seit 1927 die Familie von Lucies Schwager Waldemar Wagner. Auch der Schwager Louis und die Schwägerin Regina, verheiratete Deutsch, wohnten nicht weit. Die Geschäftsräume des Ehemannes befanden sich für ein paar Jahre in der Hardenbergstraße 12 in Charlottenburg. <br />
Im Mai 1934 starb Löbel Wagner. Zerel Lucie Wagner und ihr Sohn Hans Markus erbten das Haus. Das Getreide-Geschäft wurde 1937 liquidiert. Zerel Lucie Wagner besaß nach dem Tod ihres Ehemannes laut Berliner Adressbuch einen Zigarrenladen in der Giesebrechtstraße 18.<br />
Das Mietshaus verkauften Mutter und Sohn 1938(?) unter Zwang. Im Januar 1939 emigrierte der Sohn Hans Markus nach Shanghai, im Februar 1939 rettete sich Schwager Louis Wagner mit seiner Ehefrau nach Großbritannien. Zerel Lucie Wagner musste sechs Untermieterinnen aufnehmen, sie selbst wohnte im ehemaligen Dienstbotenzimmer der Wohnung.<br />
Mitte Dezember 1942 wurde Zerel Lucie Wagner „abgeholt“, wie man es nannte. Die Portiersfrau berichtete 1959, dass Zerel Lucie Wagner sich im Keller versteckt hatte, sich dann aber stellte. Am 17. Dezember 1942 wurde sie in das Ghettolager Theresienstadt deportiert und von dort am 23. Januar 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt. Zerel Lucie Wagner wurde in der Gaskammer ermordet. <br />
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Am 22. Oktober 1914 heiratete sie den 1870 im schlesischen Frankenstein (heute Ząbkowice Śląnskie/Polen) geborenen Kaufmann Löbel Wagner. Die Trauung fand in der Synagoge statt.
Die Familie Hanff war in der Zwischenzeit des Öfteren umgezogen und wohnte 1914 im Hochparterre der Friedrich-Wilhelm-Straße 17 (heute Klingelhöferstraße) im vornehmen Bezirk Tiergarten. (Lippmann Hanff nannte sich längst „Louis“.) Ein Jahr später zog sie in die nahe Von-der-Heydt-Straße 7. Die Familie Wagner besaß in Schlesien eine große Getreidehandlung. Löbel Wagners Vater Markus Wagner war Kaufmann in Frankenstein, seine fünf Söhne zogen nach Breslau und Berlin. Gemeinsamer Besitz, enge Familien- und gleichzeitig Geschäftsbeziehungen wurden zur Basis ihres Wohlstandes. In Berlin lebten zwei Brüder von Löbel Wagner: Louis (1877–1943 London) und Waldemar (1880–1943 Auschwitz).
Zerel Lucies Ehemann handelte seit 1910 mit Getreide und besaß zusätzlich ein Bankgeschäft. Seine Geschäftsräume waren an der Neuen Promenade 8 in Berlin-Mitte. Nach der Hochzeit zogen Zerel Lucie und Löbel Wagner in ein repräsentatives Bürgerhaus in der ruhigen Giesebrechtstraße 18, damals noch Charlottenburg bei Berlin. Am 14. Mai 1916 wurde der Sohn Hans Markus geboren. Er blieb ihr einziges Kind.
Nach dem Ersten Weltkrieg kaufte Löbel Wagner das Haus. Zerel Lucie Wagner lebte als gutsituierte bürgerliche Hausfrau in einer 6-Zimmer-Wohnung, in der es ein Herrenzimmer und ein Musikzimmer mit einem Flügel gab. Und einen Dienstbotenaufgang: Selbstverständlich beschäftigte das Ehepaar Dienstpersonal und für den Sohn eine ebenfalls dort wohnende Erzieherin. Ehemann Löbel Wagner besaß einen PKW und wurde von einem Chauffeur gefahren.
In der Nähe, Giesebrechtstraße 15, wohnte seit 1927 die Familie von Lucies Schwager Waldemar Wagner. Auch der Schwager Louis und die Schwägerin Regina, verheiratete Deutsch, wohnten nicht weit. Die Geschäftsräume des Ehemannes befanden sich für ein paar Jahre in der Hardenbergstraße 12 in Charlottenburg.
Im Mai 1934 starb Löbel Wagner. Zerel Lucie Wagner und ihr Sohn Hans Markus erbten das Haus. Das Getreide-Geschäft wurde 1937 liquidiert. Zerel Lucie Wagner besaß nach dem Tod ihres Ehemannes laut Berliner Adressbuch einen Zigarrenladen in der Giesebrechtstraße 18.
Das Mietshaus verkauften Mutter und Sohn 1938(?) unter Zwang. Im Januar 1939 emigrierte der Sohn Hans Markus nach Shanghai, im Februar 1939 rettete sich Schwager Louis Wagner mit seiner Ehefrau nach Großbritannien. Zerel Lucie Wagner musste sechs Untermieterinnen aufnehmen, sie selbst wohnte im ehemaligen Dienstbotenzimmer der Wohnung.
Mitte Dezember 1942 wurde Zerel Lucie Wagner „abgeholt“, wie man es nannte. Die Portiersfrau berichtete 1959, dass Zerel Lucie Wagner sich im Keller versteckt hatte, sich dann aber stellte. Am 17. Dezember 1942 wurde sie in das Ghettolager Theresienstadt deportiert und von dort am 23. Januar 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt. Zerel Lucie Wagner wurde in der Gaskammer ermordet.