Louis Hirsch wurde am 8. Juli 1873 in dem kleinen, damals westpreußischen Dorf Heinrichswalde (dem heutigen Uniechów in Polen) im Landkreis Schlochau geboren. Er war der Sohn des Kaufmanns Nathan Hirsch (1832–1895) und dessen Frau Bertha, geb. Blumenthal (1847–1918). Seine Eltern, beide in der Stadt Schlochau (Człuchów) geboren, waren nach ihrer Hochzeit in den 1860er-Jahren nach Heinrichswalde gezogen, wo Nathan als Kaufmann tätig war. Louis Hirsch hatte mindestens vier Geschwister: Seine ältere Schwester Flora (genannt Klara) war 1866 in Heinrichswalde geboren worden; seine Brüder Max und Salli folgten 1878 und 1885 geboren und seine Schwester Gertrud im Jahr 1890. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Louis und seinen Geschwistern in Heinrichswalde haben sich keine weiteren Informationen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde des Ortes.<br />
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Nach Abschluss des Gymnasiums schlug Louis Hirsch eine kaufmännische Laufbahn ein und wurde Buchhalter. Die meisten der Familienmitglieder zogen nach dem Tod des Vaters 1895 in Heinrichswalde nach Berlin, wo auch die verwitwete Mutter von Louis ihre letzten Lebensjahre verbrachte, bevor sie 1918 starb. Louis’ Bruder Salli promovierte an der juristischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und war Landesvorstand der Zionistischen Vereinigung für Deutschland (ZVfD) sowie Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Berlin, bevor er Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg wurde und sich in den 1920er-Jahren mit seiner Familie als Rechtsanwalt und Notar in Halberstadt in der damaligen Provinz Sachsen niederließ. Ob auch Louis Hirsch als Soldat am Ersten Weltkrieg teilnahm, ist nicht bekannt. Er wird in den Berliner Adressbücher erstmals in der Ausgabe 1921 geführt – und zwar als Buchhalter mit der Wohnadresse Altonaer Straße 12 im Hansaviertel. Das Haus existiert heute nicht mehr, es befand sich ungefähr an der Stelle der heutigen Nummer 26. Die Wohnung teilte er sich mit seiner jüngeren Schwester Gertrud, die als kaufmännische Angestellte tätig war. Sein Bruder Max Hirsch war Kaufmann und Weinhändler. Seine ältere Schwester Flora hatte 1893 den Unternehmer Max Freundlich geheiratet und lebte mit diesem und ihren Kindern in Schlochau (dem heutigen Człuchów). Louis Hirsch blieb unverheiratet und kinderlos. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in sein Leben im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Louis Hirsch und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre hatte die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zugenommen. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität; Erlasse und Sondergesetze drängten Louis Hirsch und seine Angehörigen zunehmend in die Position von Rechtlosen. Im November 1935 starb Louis’ Schwester Flora, ihr Mann Max Freundlich musste sein Geschäft in Schlochau 1937 veräußern, da es nach Boykotten nicht mehr zu halten war. Mit seinen Söhnen Walter und Wilhelm zog er Ende 1938 nach Berlin, wo sie bei Gertrud und Louis Hirsch Unterkunft in der Altonaer Straße 12 fanden. Mehrere Familienmitglieder konnten sich unterdessen in den 1930er-Jahren ins Exil retten: Salli Hirsch verließ das Land mit seiner Ehefrau, der Ärztin Edith Hirsch, geb. Henschel, und ihrem Sohn Jakob (*1924) im Jahr 1935. Ihnen gelang die Einreise ins britische Mandatsgebiet Palästina. Der jüngste Sohn von Max und Flora Freundlich, Gerhard (*1908) emigrierte 1936 nach Südamerika, ihre Tochter Elisabeth, verheiratete Zadek (*1893) flüchtete mit ihrem Mann und drei Töchtern Ende 1938 nach Palästina und Louis’ Bruder Max konnte sich noch 1939 ins Exil nach Palästina retten. Ob auch Louis Hirsch und seine Schwester Gertrud Pläne verfolgten, aus Deutschland zu entkommen, ist nicht bekannt. Sollten sie konkrete Schritte unternommen haben, so scheiterten diese. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre war das Leben für die in Berlin verbliebenen Familienmitglieder zum Existenzkampf geworden. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.<br />
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Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Louis und Gertrud Hirsch erhielten den Deportationsbescheid im Sommer 1942. Sie wurden zusammen mit Max Freundlich in einem der Berliner Sammellager interniert und am 24. Juli 1942 mit dem „29. Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Der 69-Jährige Louis Hirsch überlebte die unmenschlichen Bedingungen im Ghetto nur wenige Wochen, bevor er am 9. Oktober 1942 ermordet wurde – entweder durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung mittels planvoller Mangelernährung, versagter Medikamente, Kälte und körperlichen Misshandlungen. Kaum verlässlich ist die auf seinem Totenschein angegebene Todesursache „Darmkatarrh“, da die NS-Ärzte die tatsächlichen Todesursachen mit kaschierenden Sammelbegriffen verschleierten. Louis’ Schwager Max Freundlich wurde einen Tag später am 10. Oktober 1942 in Theresienstadt ermordet. Seine Schwester Gertrud wurde am 16. Oktober 1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo sie unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet wurde.<br />
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Louis’ Bruder Salli Hirsch überlebte die NS-Verfolgung mit seiner Familie im Exil in Palästina, genauso wie Elisabeth Zadek, geb. Freundlich, die später mit ihrer Familie in den USA in Seattle lebte, und Louis’ Bruder Max Hirsch, der 1946 in Palästina verstarb. Sein Neffe Gerhard Freundlich überlebte die NS-Verfolgung im Exil in Brasilien. Walter und Wilhelm Freundlich wurden im März 1943 aus Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Nach Abschluss des Gymnasiums schlug Louis Hirsch eine kaufmännische Laufbahn ein und wurde Buchhalter. Die meisten der Familienmitglieder zogen nach dem Tod des Vaters 1895 in Heinrichswalde nach Berlin, wo auch die verwitwete Mutter von Louis ihre letzten Lebensjahre verbrachte, bevor sie 1918 starb. Louis’ Bruder Salli promovierte an der juristischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und war Landesvorstand der Zionistischen Vereinigung für Deutschland (ZVfD) sowie Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Berlin, bevor er Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg wurde und sich in den 1920er-Jahren mit seiner Familie als Rechtsanwalt und Notar in Halberstadt in der damaligen Provinz Sachsen niederließ. Ob auch Louis Hirsch als Soldat am Ersten Weltkrieg teilnahm, ist nicht bekannt. Er wird in den Berliner Adressbücher erstmals in der Ausgabe 1921 geführt – und zwar als Buchhalter mit der Wohnadresse Altonaer Straße 12 im Hansaviertel. Das Haus existiert heute nicht mehr, es befand sich ungefähr an der Stelle der heutigen Nummer 26. Die Wohnung teilte er sich mit seiner jüngeren Schwester Gertrud, die als kaufmännische Angestellte tätig war. Sein Bruder Max Hirsch war Kaufmann und Weinhändler. Seine ältere Schwester Flora hatte 1893 den Unternehmer Max Freundlich geheiratet und lebte mit diesem und ihren Kindern in Schlochau (dem heutigen Człuchów). Louis Hirsch blieb unverheiratet und kinderlos. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in sein Leben im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Louis Hirsch und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre hatte die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zugenommen. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität; Erlasse und Sondergesetze drängten Louis Hirsch und seine Angehörigen zunehmend in die Position von Rechtlosen. Im November 1935 starb Louis’ Schwester Flora, ihr Mann Max Freundlich musste sein Geschäft in Schlochau 1937 veräußern, da es nach Boykotten nicht mehr zu halten war. Mit seinen Söhnen Walter und Wilhelm zog er Ende 1938 nach Berlin, wo sie bei Gertrud und Louis Hirsch Unterkunft in der Altonaer Straße 12 fanden. Mehrere Familienmitglieder konnten sich unterdessen in den 1930er-Jahren ins Exil retten: Salli Hirsch verließ das Land mit seiner Ehefrau, der Ärztin Edith Hirsch, geb. Henschel, und ihrem Sohn Jakob (*1924) im Jahr 1935. Ihnen gelang die Einreise ins britische Mandatsgebiet Palästina. Der jüngste Sohn von Max und Flora Freundlich, Gerhard (*1908) emigrierte 1936 nach Südamerika, ihre Tochter Elisabeth, verheiratete Zadek (*1893) flüchtete mit ihrem Mann und drei Töchtern Ende 1938 nach Palästina und Louis’ Bruder Max konnte sich noch 1939 ins Exil nach Palästina retten. Ob auch Louis Hirsch und seine Schwester Gertrud Pläne verfolgten, aus Deutschland zu entkommen, ist nicht bekannt. Sollten sie konkrete Schritte unternommen haben, so scheiterten diese. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre war das Leben für die in Berlin verbliebenen Familienmitglieder zum Existenzkampf geworden. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.
Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Louis und Gertrud Hirsch erhielten den Deportationsbescheid im Sommer 1942. Sie wurden zusammen mit Max Freundlich in einem der Berliner Sammellager interniert und am 24. Juli 1942 mit dem „29. Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Der 69-Jährige Louis Hirsch überlebte die unmenschlichen Bedingungen im Ghetto nur wenige Wochen, bevor er am 9. Oktober 1942 ermordet wurde – entweder durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung mittels planvoller Mangelernährung, versagter Medikamente, Kälte und körperlichen Misshandlungen. Kaum verlässlich ist die auf seinem Totenschein angegebene Todesursache „Darmkatarrh“, da die NS-Ärzte die tatsächlichen Todesursachen mit kaschierenden Sammelbegriffen verschleierten. Louis’ Schwager Max Freundlich wurde einen Tag später am 10. Oktober 1942 in Theresienstadt ermordet. Seine Schwester Gertrud wurde am 16. Oktober 1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo sie unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet wurde.
Louis’ Bruder Salli Hirsch überlebte die NS-Verfolgung mit seiner Familie im Exil in Palästina, genauso wie Elisabeth Zadek, geb. Freundlich, die später mit ihrer Familie in den USA in Seattle lebte, und Louis’ Bruder Max Hirsch, der 1946 in Palästina verstarb. Sein Neffe Gerhard Freundlich überlebte die NS-Verfolgung im Exil in Brasilien. Walter und Wilhelm Freundlich wurden im März 1943 aus Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.