Charlotte Auerbach geb. Borchardt

Verlegeort
Güntzelstr. 49
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
März 2007
Geboren
08. Dezember 1902 in Memel (Ostpreußen) / Klaipėda
Deportation
am 03. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
30. Juni 1943 in Auschwitz

Max Auerbach wurde am 1. April 1890 in Rawitsch (Rawicz) im Bezirk Posen (Poznan) geboren. Er war Ingenieur und Patentanwalt und ein großbürgerlich liberaler Intellektueller, der nicht glauben wollte, dass die Nationalsozialisten an der Macht blieben.<br />
Verheiratet war er mit Charlotte Nora Auerbach geb. Borchardt, geboren am 12. August 1902 in Memel (Klaipeda). Sie studierte Kunst.<br />
Am 29. April 1931 wurde der Sohn Frank in Berlin geboren. 1939 schickten ihn die Eltern nach Großbritannien. Er war noch keine acht Jahre alt, als er mit fünf weiteren jüdischen Kindern mit dem Schiff nach England fuhr und so gerettet wurde. Er wurde dort ein berühmter Maler mit einem eigenwilligen Stil, der keiner Kunstrichtung zuzuordnen ist.<br />
<br />
Bis 1.8.1941 wohnten sie in der Güntzelstraße 49, dann mussten sie kurzfristig zwangsweise in die Nestorstraße 34 umziehen, danach sind sie in ein Leerzimmer in die Fasanenstraße 54 bei Davidsohn gezogen. Max musste als Zwangsarbeiter bei der Firma Riedel in Britz für einen Wochenlohn von ca. 25 RM, Charlotte bei der Firma Elektrolux in der Oberlandstraße in Tempelhof Rüstungsgüter herstellen. Bei der sogenannten Fabrikaktion am 27. Februar 1943, als Juden von ihren Arbeitsplätzen weg verhaftet wurden, sind auch Max und Charlotte Auerbach abgeholt und ins Sammellager Große Hamburger Straße verschleppt worden. Am 1. März 1943 wurde Max Auerbach vom Berliner Güterbahnhof Moabit ins 720 Kilometer entfernte Konzentrationslager Auschwitz in Polen deportiert. Ihm folgte Charlotte Auerbach am 3. März 1943 ebenfalls nach Auschwitz. In dem ersten Zug drängten sich 1722 Menschen, in dem zweiten 1726. Beide sind dort ermordet worden – Max Auerbach zu einem unbekannten Zeitpunkt, Charlotte Auerbach am 30. Juni 1943.<br />
<br />
Ihr letztes Inventar, das sie in die Fasanenstraße hinüberretten konnten, wurde am 8.5.1943 vom Obergerichtsvollzieher Neumann auf 1.482 RM geschätzt und im Februar 1944 für 1.305 RM verkauft<br />
<br />
Der nebenan in der Güntzelstraße 53 wohnende Schüler Marcel Reich-Ranicki, der einer der bedeutendsten deutschen Literaturkritiker war, ist von Max und Charlotte Auerbauch gelegentlich als Babysitter des Sohns Frank engagiert worden. Sie waren Cousins. Auch für Reich-Ranickis Eltern, David und Helene Reich, sind Stolpersteine verlegt.<br />
<br />
Siehe Beiträge im Berliner Tagesspiegel: http://www.tagesspiegel.de/berlin/… und http://www.tagesspiegel.de/berlin/… <br />
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Hinweis von Stefan Fuhrmann:<br />
Neuere Recherchen zeigen, dass Max und Charlotte Auerbach nach ihrer Verhaftung nicht in das allgemeine Sammellager Große Hamburger Straße gebracht wurden. Wegen der großen Anzahl der im Rahmen der "Fabrikaktion" am Arbeitsplatz Festgenommenen, hatte die Gestapo mehrere provisorische Sammellager eingerichtet. Max Auerbach wurde in der Fahrzeughalle der Göring-Kaserne in Reinickendorf bis zu seiner Deportation festgehalten, Charlotte im umfunktionierten Tanzsaal "Clou" in der Mauerstraße in Mitte.<br />
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Max Auerbach wurde am 1. April 1890 in Rawitsch (Rawicz) im Bezirk Posen (Poznan) geboren. Er war Ingenieur und Patentanwalt und ein großbürgerlich liberaler Intellektueller, der nicht glauben wollte, dass die Nationalsozialisten an der Macht blieben.
Verheiratet war er mit Charlotte Nora Auerbach geb. Borchardt, geboren am 12. August 1902 in Memel (Klaipeda). Sie studierte Kunst.
Am 29. April 1931 wurde der Sohn Frank in Berlin geboren. 1939 schickten ihn die Eltern nach Großbritannien. Er war noch keine acht Jahre alt, als er mit fünf weiteren jüdischen Kindern mit dem Schiff nach England fuhr und so gerettet wurde. Er wurde dort ein berühmter Maler mit einem eigenwilligen Stil, der keiner Kunstrichtung zuzuordnen ist.

Bis 1.8.1941 wohnten sie in der Güntzelstraße 49, dann mussten sie kurzfristig zwangsweise in die Nestorstraße 34 umziehen, danach sind sie in ein Leerzimmer in die Fasanenstraße 54 bei Davidsohn gezogen. Max musste als Zwangsarbeiter bei der Firma Riedel in Britz für einen Wochenlohn von ca. 25 RM, Charlotte bei der Firma Elektrolux in der Oberlandstraße in Tempelhof Rüstungsgüter herstellen. Bei der sogenannten Fabrikaktion am 27. Februar 1943, als Juden von ihren Arbeitsplätzen weg verhaftet wurden, sind auch Max und Charlotte Auerbach abgeholt und ins Sammellager Große Hamburger Straße verschleppt worden. Am 1. März 1943 wurde Max Auerbach vom Berliner Güterbahnhof Moabit ins 720 Kilometer entfernte Konzentrationslager Auschwitz in Polen deportiert. Ihm folgte Charlotte Auerbach am 3. März 1943 ebenfalls nach Auschwitz. In dem ersten Zug drängten sich 1722 Menschen, in dem zweiten 1726. Beide sind dort ermordet worden – Max Auerbach zu einem unbekannten Zeitpunkt, Charlotte Auerbach am 30. Juni 1943.

Ihr letztes Inventar, das sie in die Fasanenstraße hinüberretten konnten, wurde am 8.5.1943 vom Obergerichtsvollzieher Neumann auf 1.482 RM geschätzt und im Februar 1944 für 1.305 RM verkauft

Der nebenan in der Güntzelstraße 53 wohnende Schüler Marcel Reich-Ranicki, der einer der bedeutendsten deutschen Literaturkritiker war, ist von Max und Charlotte Auerbauch gelegentlich als Babysitter des Sohns Frank engagiert worden. Sie waren Cousins. Auch für Reich-Ranickis Eltern, David und Helene Reich, sind Stolpersteine verlegt.

Siehe Beiträge im Berliner Tagesspiegel: http://www.tagesspiegel.de/berlin/… und http://www.tagesspiegel.de/berlin/…

Hinweis von Stefan Fuhrmann:
Neuere Recherchen zeigen, dass Max und Charlotte Auerbach nach ihrer Verhaftung nicht in das allgemeine Sammellager Große Hamburger Straße gebracht wurden. Wegen der großen Anzahl der im Rahmen der "Fabrikaktion" am Arbeitsplatz Festgenommenen, hatte die Gestapo mehrere provisorische Sammellager eingerichtet. Max Auerbach wurde in der Fahrzeughalle der Göring-Kaserne in Reinickendorf bis zu seiner Deportation festgehalten, Charlotte im umfunktionierten Tanzsaal "Clou" in der Mauerstraße in Mitte.