Sally Gross (Groß) kam am 16. Juli 1874 in dem Ort Schlochau in Westpreußen (heute Człuchów in Polen) als Sohn des Kaufmanns Louis Gross und seiner Ehefrau Rosa (Rochle) geb. Weile auf die Welt. Der Ort besaß zu jener Zeit eine große jüdische Gemeinde mit eigener Synagoge und Friedhof. Eine eigene Schule hatte es nur kurz gegeben, während der Kindheit und Jugend von Sally Gross besuchten die jüdischen Kinder die städtische Schule. <br />
Sally Gross hatte vier jüngere Geschwister: die beiden Brüder Alex (*1876) und Leopold (*1881) sowie die beiden Schwestern Ernestine (*1877) und Bertha (*1879). Die Eltern verbrachten ihr ganzes Leben in Schlochau. Nach dem Tod der Mutter blieb der jüngste Sohn Leopold bei dem verwitweten Vater. Die anderen Kinder gingen um die Jahrhundertwende nach Berlin. <br />
Sally Gross wird anfangs als Untermieter gelebt haben: So gab er im Jahr 1905 als Trauzeuge bei der Hochzeit seines Bruders Alex mit der ebenfalls aus Schlochau stammenden Rosa Dora Salinger als Anschrift die Alte Jakobstraße 56 in Berlin-Mitte an, ohne im Berliner Adressbuch verzeichnet zu sein. – Vor Alex hatte bereits 1902 die Schwester Ernestine geheiratet, den Kunstmaler Bernhard Jellinek. 1909 heiratete die Schwester Bertha den Kaufmann Isaak London. Beide Schwestern waren Schneiderinnen. Der Bruder Leopold blieb ledig. <br />
Sally Gross wohnte von 1907 bis 1917 in der Alten Jakobstraße 48. – Nun war er als „Haushaltsvorstand“ im Berliner Adressbuch eingetragen. Er hatte ebenfalls geheiratet. Seine Ehefrau war die 1884 geborene Martha Silbermann aus Nikolaiken im südlichen Ostpreußen, dem Ermland (heute Mikołajki in Polen). Das Ehepaar blieb ohne Kinder. <br />
Nach der Erinnerung seines Neffen Yehuda Gross war Sally Gross Schneidermeister und Kaufmann. Seit 1907 gehörte ihm gemeinsam mit dem Kaufmann Felix Bojanower die seit 1870 bestehende Firma J. Horwitz & Co., Herrenmoden, eine der exklusivsten Berliner Maßschneidereien. Sie hatte anfangs den Brüdern Jacob (ca. 1838–1898) und Heinrich Horwitz (ca. 1840–1914) gehört, dann allein Heinrich Horwitz, dessen Ehefrau eine geborene Bojanower war. Die Geschäftsräume waren zuerst im ersten Stock der Leipziger Straße 87, dann in der Leipziger Straße 91 und schließlich in der Mohrenstraße 25. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Peter Paul Juhnke der dritte Mitinhaber. <br />
Sally und Martha Gross zogen gegen Ende des Kriegs in den Berliner Westen, in die Augsburger Straße 27, nicht weit vom KaDeWe. Aber hier wohnte das Ehepaar nur kurze Zeit. Wohlhabend geworden, zog es weiter In den Villenbezirk Dahlem: Sally Gross war von 1922 bis 1930 Besitzer einer neu gebauten Villa in der Hittorfstraße 10. <br />
1931 folgte die Übernahme der Firma, die bis 1934/1935 weiterhin den Firmennamen Horwitz trug, aber in die Charlottenstraße 59, Ecke Mohrenstraße, zog. Die Maßschneiderei arbeitete während der folgenden Jahre als OHG und dann KG unter Peter Paul Juhnkes Namen weiter, d.h. es gab neben P. Juhnke mindestens einen weiteren Inhaber. Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs war der Firmensitz der Peter Paul Juhnke KG, begr. 1870 (!) in der Französischen Straße 49, Ecke Friedrichstraße. – Nach dem Ende der NS-Diktatur ging es am schicken Kurfürstendamm weiter, nun mit dem neuen Inhaber Carl Ahrberg. Eine Arisierungsgeschichte? Nach der Erinnerung seines Neffen blieb Sally Gross bis zum Herbst 1938 Miteigentümer, war nach dem Tod von Peter Paul Juhnke sogar für ein paar Monate Alleineigentümer. <br />
Sally Gross und seine Ehefrau waren Anfang der 1930er-Jahre in eine Wohnung in der 2. Etage des Hauses Güntzelstraße 49 gezogen. Sally Gross war nicht mehr berufstätig, lebte aber noch immer in sicheren Verhältnissen. Dies änderte sich nach dem Herbst 1938. Im März 1939 musste das Ehepaar Gold, Silber und Schmuck bei der Städtischen Pfandleihanstalt in der Jägerstraße abliefern, ein Guthaben bei der Deutschen Bank wurde eingezogen. Alle Emigrationsversuche scheiterten. Verwandte der Ehefrau von Sallyl Gross hatten in den USA gebürgt und Geld hinterlegt – vergebens.<br />
Mitte Oktober 1941 begannen die Deportationen aus Berlin in den Osten. Der Bruder Alex Gross und seine Ehefrau Rosa Dora wurden am 13. Januar 1942 nach Riga deportiert. Die Schwestern Bertha und Ernestine, ohne Kinder und inzwischen verwitwet, wurden aus der gemeinsamen Wohnung in der Schönhauser Allee 174 in Prenzlauer Berg am 19. Januar 1942 ebenfalls nach Riga deportiert. – Niemand kehrte zurück.<br />
Am 22. Januar 1942 setzten Sally Gross und seine Ehefrau Martha ein gemeinschaftliches Testament auf, in dem sie die jüdische Kultusvereinigung als Erben einsetzten. Dann beendeten sie ihr Leben: Ehefrau Martha Gross starb am 24. Januar 1942, Sally Gross am 25. Januar 1942 im Jüdischen Krankenhaus. Ihr Grab ist in Weißensee. <br />
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Der Bruder Leopold Gross wurde am 29. November 1942 aus Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Überlebt hat allein der Sohn von Alex und Rosa Dora Gross, der 1909 geborene Heinz Gross, der 1935 nach Palästina emigriert war und sich dort Yehuda Gross nannte. <br />
Sally Gross hatte vier jüngere Geschwister: die beiden Brüder Alex (*1876) und Leopold (*1881) sowie die beiden Schwestern Ernestine (*1877) und Bertha (*1879). Die Eltern verbrachten ihr ganzes Leben in Schlochau. Nach dem Tod der Mutter blieb der jüngste Sohn Leopold bei dem verwitweten Vater. Die anderen Kinder gingen um die Jahrhundertwende nach Berlin.
Sally Gross wird anfangs als Untermieter gelebt haben: So gab er im Jahr 1905 als Trauzeuge bei der Hochzeit seines Bruders Alex mit der ebenfalls aus Schlochau stammenden Rosa Dora Salinger als Anschrift die Alte Jakobstraße 56 in Berlin-Mitte an, ohne im Berliner Adressbuch verzeichnet zu sein. – Vor Alex hatte bereits 1902 die Schwester Ernestine geheiratet, den Kunstmaler Bernhard Jellinek. 1909 heiratete die Schwester Bertha den Kaufmann Isaak London. Beide Schwestern waren Schneiderinnen. Der Bruder Leopold blieb ledig.
Sally Gross wohnte von 1907 bis 1917 in der Alten Jakobstraße 48. – Nun war er als „Haushaltsvorstand“ im Berliner Adressbuch eingetragen. Er hatte ebenfalls geheiratet. Seine Ehefrau war die 1884 geborene Martha Silbermann aus Nikolaiken im südlichen Ostpreußen, dem Ermland (heute Mikołajki in Polen). Das Ehepaar blieb ohne Kinder.
Nach der Erinnerung seines Neffen Yehuda Gross war Sally Gross Schneidermeister und Kaufmann. Seit 1907 gehörte ihm gemeinsam mit dem Kaufmann Felix Bojanower die seit 1870 bestehende Firma J. Horwitz & Co., Herrenmoden, eine der exklusivsten Berliner Maßschneidereien. Sie hatte anfangs den Brüdern Jacob (ca. 1838–1898) und Heinrich Horwitz (ca. 1840–1914) gehört, dann allein Heinrich Horwitz, dessen Ehefrau eine geborene Bojanower war. Die Geschäftsräume waren zuerst im ersten Stock der Leipziger Straße 87, dann in der Leipziger Straße 91 und schließlich in der Mohrenstraße 25. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Peter Paul Juhnke der dritte Mitinhaber.
Sally und Martha Gross zogen gegen Ende des Kriegs in den Berliner Westen, in die Augsburger Straße 27, nicht weit vom KaDeWe. Aber hier wohnte das Ehepaar nur kurze Zeit. Wohlhabend geworden, zog es weiter In den Villenbezirk Dahlem: Sally Gross war von 1922 bis 1930 Besitzer einer neu gebauten Villa in der Hittorfstraße 10.
1931 folgte die Übernahme der Firma, die bis 1934/1935 weiterhin den Firmennamen Horwitz trug, aber in die Charlottenstraße 59, Ecke Mohrenstraße, zog. Die Maßschneiderei arbeitete während der folgenden Jahre als OHG und dann KG unter Peter Paul Juhnkes Namen weiter, d.h. es gab neben P. Juhnke mindestens einen weiteren Inhaber. Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs war der Firmensitz der Peter Paul Juhnke KG, begr. 1870 (!) in der Französischen Straße 49, Ecke Friedrichstraße. – Nach dem Ende der NS-Diktatur ging es am schicken Kurfürstendamm weiter, nun mit dem neuen Inhaber Carl Ahrberg. Eine Arisierungsgeschichte? Nach der Erinnerung seines Neffen blieb Sally Gross bis zum Herbst 1938 Miteigentümer, war nach dem Tod von Peter Paul Juhnke sogar für ein paar Monate Alleineigentümer.
Sally Gross und seine Ehefrau waren Anfang der 1930er-Jahre in eine Wohnung in der 2. Etage des Hauses Güntzelstraße 49 gezogen. Sally Gross war nicht mehr berufstätig, lebte aber noch immer in sicheren Verhältnissen. Dies änderte sich nach dem Herbst 1938. Im März 1939 musste das Ehepaar Gold, Silber und Schmuck bei der Städtischen Pfandleihanstalt in der Jägerstraße abliefern, ein Guthaben bei der Deutschen Bank wurde eingezogen. Alle Emigrationsversuche scheiterten. Verwandte der Ehefrau von Sallyl Gross hatten in den USA gebürgt und Geld hinterlegt – vergebens.
Mitte Oktober 1941 begannen die Deportationen aus Berlin in den Osten. Der Bruder Alex Gross und seine Ehefrau Rosa Dora wurden am 13. Januar 1942 nach Riga deportiert. Die Schwestern Bertha und Ernestine, ohne Kinder und inzwischen verwitwet, wurden aus der gemeinsamen Wohnung in der Schönhauser Allee 174 in Prenzlauer Berg am 19. Januar 1942 ebenfalls nach Riga deportiert. – Niemand kehrte zurück.
Am 22. Januar 1942 setzten Sally Gross und seine Ehefrau Martha ein gemeinschaftliches Testament auf, in dem sie die jüdische Kultusvereinigung als Erben einsetzten. Dann beendeten sie ihr Leben: Ehefrau Martha Gross starb am 24. Januar 1942, Sally Gross am 25. Januar 1942 im Jüdischen Krankenhaus. Ihr Grab ist in Weißensee.
Der Bruder Leopold Gross wurde am 29. November 1942 aus Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Überlebt hat allein der Sohn von Alex und Rosa Dora Gross, der 1909 geborene Heinz Gross, der 1935 nach Palästina emigriert war und sich dort Yehuda Gross nannte.