Siegfried Zehden

Verlegeort
Güntzelstr. 49
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
26. September 2006
Geboren
29. September 1883 in Landsberg a. d. Warthe / Gorzów Wielkopolsk
Deportation
am 02. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Siegfried Zehden kam am 29. September 1883 in Landsberg/Warthe (heute: Gorzów Wielkopolski / Polen) als Sohn des Kaufmanns Julius Zehden (1847–1913) und seiner Ehefrau Henriette, geb. Wolff, (1855–1929) zur Welt. Sein in Stettin (heute Szczecin in Polen) geborener Vater besaß ein Geschäft für Rohhäute und Felle. Der Großvater von Siegfried Zehden, Cohn Zehden, hatte in Stettin am zentralen Heumarkt ein großes Geschäftshaus mit Fabrikation und Lager von Leinen, Wäsche, Betten- und Bettfedern besessen. <br />
Siegfried Zehden verbrachte seine Kindheit in Landsberg. Er hatte sechs Geschwister: Sein zehn Jahre jüngerer Bruder Kurt starb 1914 als Soldat im Ersten Weltkrieg. Fast 30 Jahre später kam sein deportierter älterer Bruder Arthur im Ghetto von Lodz um, und seine 1886 geborene Schwester Martha wurde im Vernichtungslager Sobibor ermordet. <br />
1906/1907 zog Siegfried Zehdens Vater Julius mit seiner Familie von Landsberg nach Berlin. In Berlin-Charlottenburg lebte sein älterer Bruder Max, Kaufmann in Stettin und Berlin. Dieser hatte neun Kinder, Siegfried Zehden hatte also neben seinen sechs Geschwistern noch zahlreiche Vettern und Cousinen. Sein Vetter Hugo handelte wie Siegfrieds Vater mit Häuten und Fellen, andere waren Arzt oder Ingenieur, die Cousinen heirateten. <br />
Siegfried Zehden findet sich erst spät als „Haushaltsvorstand“ im Berliner Adressbuch. Es scheint, dass er bei seinen Eltern und später bei der verwitweten Mutter gelebt hat. Die Eltern lebten bis zum Tod des Vaters 1913 in der Allensteinerstraße 4 (heute Liselotte-Hermann-Straße) in Prenzlauer Berg. Die verwitwete Mutter lebte danach als Rentiere gemeinsam mit ihren Söhnen Walter und/oder Siegfried weiter in Charlottenburg, zuerst in der Kantstraße und dann in der Schlossstraße 32. <br />
Beide Söhne waren Kaufleute geworden. Nach dem Tod der Mutter im Jahr 1929 zog Bruder Walter nach Schöneberg, Siegfried Zehden lebte weiter in der Schlossstraße. 1934 übernahm er als Inhaber den 1900 gegründeten Getreidehandel von Max Wolff in der Mommsenstraße 14. Siegfried Zehden wohnte nun in der Bayerischen Straße 7 in der Nähe des Olivaer Platzes. Ob er bis dahin bei der Firma Wolff beschäftigt war? – Da seine Mutter eine geborene Wolff war, könnte Max Wolff ein Verwandter gewesen sein. Die Firma wurde 1939 liquidiert. <br />
In die Güntzelstraße 49 gezogen, heiratete er während des Zweiten Weltkriegs (wahrscheinlich 1941) Lucie Sarner, die seit 1935 in diesem Haus wohnte. <br />
Siegfried Zehden musste als Zwangsarbeiter in einer Abteilung der Firma Warnecke & Böhm AG, einer Fabrik für Lacke und Farben, arbeiten. Der Firmensitz war in Weißensee, die Abteilung in der Greifswalder Straße 140/141. Die Fabrik lieferte Speziallacke für die Luftwaffe. Mitinhaber war Heinrich Richard Brinn gewesen, ein Jude, der nach 1933 aus der Firma gedrängt wurde. (Er wurde 1943 in Auschwitz ermordet.) Nun beschäftigte die Firma jüdische Zwangsarbeiter. Und als diese während der sogenannten Fabrikaktion im Februar 1943 deportiert worden waren, folgten „Ostarbeiter“. <br />
Nach der Deportation seiner Ehefrau Lucie am 26. Oktober 1942 musste Siegfried Zehden die gemeinsame Wohnung verlassen. Er zog als Untermieter zu Hans und Doris Breslauer in die Güntzelstraße 53. Hier wohnte er nur wenig mehr als vier Monate.<br />
Siegfried Zehden wurde am 2. März 1943 mit einem Transport von über 1750 Menschen nach Auschwitz deportiert. 535 Männer und 45 Frauen wurden zur Sklavenarbeit in das Lager selektiert, die anderen ermordet. Siegfried Zehden, fast 60 Jahre alt, war ohne Chance.<br />
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Siegfried Zehden kam am 29. September 1883 in Landsberg/Warthe (heute: Gorzów Wielkopolski / Polen) als Sohn des Kaufmanns Julius Zehden (1847–1913) und seiner Ehefrau Henriette, geb. Wolff, (1855–1929) zur Welt. Sein in Stettin (heute Szczecin in Polen) geborener Vater besaß ein Geschäft für Rohhäute und Felle. Der Großvater von Siegfried Zehden, Cohn Zehden, hatte in Stettin am zentralen Heumarkt ein großes Geschäftshaus mit Fabrikation und Lager von Leinen, Wäsche, Betten- und Bettfedern besessen.
Siegfried Zehden verbrachte seine Kindheit in Landsberg. Er hatte sechs Geschwister: Sein zehn Jahre jüngerer Bruder Kurt starb 1914 als Soldat im Ersten Weltkrieg. Fast 30 Jahre später kam sein deportierter älterer Bruder Arthur im Ghetto von Lodz um, und seine 1886 geborene Schwester Martha wurde im Vernichtungslager Sobibor ermordet.
1906/1907 zog Siegfried Zehdens Vater Julius mit seiner Familie von Landsberg nach Berlin. In Berlin-Charlottenburg lebte sein älterer Bruder Max, Kaufmann in Stettin und Berlin. Dieser hatte neun Kinder, Siegfried Zehden hatte also neben seinen sechs Geschwistern noch zahlreiche Vettern und Cousinen. Sein Vetter Hugo handelte wie Siegfrieds Vater mit Häuten und Fellen, andere waren Arzt oder Ingenieur, die Cousinen heirateten.
Siegfried Zehden findet sich erst spät als „Haushaltsvorstand“ im Berliner Adressbuch. Es scheint, dass er bei seinen Eltern und später bei der verwitweten Mutter gelebt hat. Die Eltern lebten bis zum Tod des Vaters 1913 in der Allensteinerstraße 4 (heute Liselotte-Hermann-Straße) in Prenzlauer Berg. Die verwitwete Mutter lebte danach als Rentiere gemeinsam mit ihren Söhnen Walter und/oder Siegfried weiter in Charlottenburg, zuerst in der Kantstraße und dann in der Schlossstraße 32.
Beide Söhne waren Kaufleute geworden. Nach dem Tod der Mutter im Jahr 1929 zog Bruder Walter nach Schöneberg, Siegfried Zehden lebte weiter in der Schlossstraße. 1934 übernahm er als Inhaber den 1900 gegründeten Getreidehandel von Max Wolff in der Mommsenstraße 14. Siegfried Zehden wohnte nun in der Bayerischen Straße 7 in der Nähe des Olivaer Platzes. Ob er bis dahin bei der Firma Wolff beschäftigt war? – Da seine Mutter eine geborene Wolff war, könnte Max Wolff ein Verwandter gewesen sein. Die Firma wurde 1939 liquidiert.
In die Güntzelstraße 49 gezogen, heiratete er während des Zweiten Weltkriegs (wahrscheinlich 1941) Lucie Sarner, die seit 1935 in diesem Haus wohnte.
Siegfried Zehden musste als Zwangsarbeiter in einer Abteilung der Firma Warnecke & Böhm AG, einer Fabrik für Lacke und Farben, arbeiten. Der Firmensitz war in Weißensee, die Abteilung in der Greifswalder Straße 140/141. Die Fabrik lieferte Speziallacke für die Luftwaffe. Mitinhaber war Heinrich Richard Brinn gewesen, ein Jude, der nach 1933 aus der Firma gedrängt wurde. (Er wurde 1943 in Auschwitz ermordet.) Nun beschäftigte die Firma jüdische Zwangsarbeiter. Und als diese während der sogenannten Fabrikaktion im Februar 1943 deportiert worden waren, folgten „Ostarbeiter“.
Nach der Deportation seiner Ehefrau Lucie am 26. Oktober 1942 musste Siegfried Zehden die gemeinsame Wohnung verlassen. Er zog als Untermieter zu Hans und Doris Breslauer in die Güntzelstraße 53. Hier wohnte er nur wenig mehr als vier Monate.
Siegfried Zehden wurde am 2. März 1943 mit einem Transport von über 1750 Menschen nach Auschwitz deportiert. 535 Männer und 45 Frauen wurden zur Sklavenarbeit in das Lager selektiert, die anderen ermordet. Siegfried Zehden, fast 60 Jahre alt, war ohne Chance.