Clara Buschmann geb. Cynamon

Verlegeort
Bleibtreustr. 33
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
24. September 2010
Geboren
19. Juli 1888 in Berlin
Deportation
am 02. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Clara Buschmann war die Tochter von Felix Cynamon und seiner Frau Friederike geb. Hurwitz. Clara kam am 19. Juli 1888 in der Berliner Auguststraße Nr. 85 zur Welt. Ihr Vater hatte eine 1878 gegründete Buchdruckerei in der Chausseestraße 2e, auf dem ehemaligen Borsig-Gelände in der Oranienburger Vorstadt, heute Berlin-Mitte. Dort wurden u.a. diverse lokale Zeitschriften verlegt, z.B. „Der Nordstern, Zeitung zur Wahrung der Interessen des Nordens von Berlin“. In den 1890er Jahren wurden bei ihm auch die „Blätter für die Kunst“ von Stephan George einige Jahre lang gedruckt, auch mindestens eins von Georges Gedichtbänden. <br />
<br />
Als Clara ein Jahr alt war, zog die Familie in eine Wohnung in unmittelbarer Nähe der Druckerei, Chausseestraße 2f, und zehn Jahre später in die einen Block von der Druckerei entfernte Friedrichstraße 114, so dass Clara ihre ganze Kindheit zwischen Chausseestraße und Linienstraße verbrachte. Im September 1903 starb Felix Cynamon. Er hatte inzwischen das Verlagsgeschäft aufgegeben und seinen Betrieb als Buch- und Kunstdruckerei bezeichnet. Seine Witwe verkaufte das Geschäft an den Hofbindemeister und Drucker Richard Gahl, der ebenfalls seit vielen Jahren seinen Betrieb in der Chausseestraße 2e hatte. Vermutlich hatten Cynamon und Gahl schon vorher beruflich miteinander zu tun. Friederike Cynamon blieb zunächst in der Friedrichstraße wohnen, 1904 zog sie jedoch um, weit weg - nach Schöneberg in die Regensburger Straße. Die 14-jährige Clara zog sicherlich mit. Vier Jahre später war Friederike in die Bamberger Straße umgezogen, möglich, dass Clara nun schon heiratete und eigene Wege ging.<br />
<br />
Über diese Wege wissen wir leider wenig. Nicht, wer der Herr Buschmann war, den sie heiratete, nicht, wo das Paar Wohnung nahm, nicht ob sie Kinder hatten. Das Jüdische Adressbuch von 1931 führte eine Clara Buschmann auf, die zur Untermiete bei Frau Bachner in der Kaiserallee (heute Bundesallee) 48a wohnte. Da keine anderen weiblichen Buschmann genannt werden, ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich um Clara, geb. Cynamon handelt. Zu diesem Zeitpunkt war sie dann wohl bereits geschieden und lebte daher zur Untermiete.<br />
<br />
Dokumentiert ist, dass Clara im Mai 1939 in der Bleibtreustraße 33 wohnte. Bei der Volkszählung vom 17. dieses Monats wurden alle Juden, auch Untermieter, auf gesonderten „Ergänzungskarten“ erfasst, eine Kartei, die wohl, trotz gültigem Statistikgeheimnisses, später für die Verpflichtung zur Zwangsarbeit benützt wurde. Auch Clara Buschmann wurde zwangsverpflichtet. Beim Kabelwerk Siemens & Schuckert in Gartenfeld (Spandau) musste sie „entgraten“, also Kanten von Werkstücken glattschleifen. In der Bleibtreustraße konnte sie auch nicht wohnen bleiben, sie wurde genötigt, in ein Leerzimmer bei Elsa Leschnitzer in der Bayerischen Straße 4 zu ziehen. Ende Februar 1943 wurde auch Clara Opfer der „Fabrikaktion“, bei der alle noch im Reich verbliebenen jüdischen Zwangsarbeiter direkt am Arbeitsplatz zur Deportation festgenommen werden sollten. Clara Buschmann kam in das Sammellager Große Hamburger Straße 26, wo sie, nachdem sie die obligate „Vermögenserklärung“ ausgefüllt hatte, am 28. Februar die ebenfalls übliche „Verfügung“ zugestellt bekam, laut der „das gesamte Vermögen zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen“ wurde. Ihr gesamtes Vermögen bestand nunmehr aus der spärlichen Einrichtung eines Zimmers, einigem Küchengeschirr und verschiedenen Kleidungsstücken, alles penibel aufgezählt. Auffallend nur die Angabe eines „Notenstativs“ – offenbar hatte Clara einst ein Instrument gespielt, das jedoch nicht mehr vorhanden war. Die spätere Vermögensschätzung der Oberfinanzdirektion wurde als „fruchtlos“ bezeichnet.<br />
<br />
Wenige Tage später, am 2. März 1943, wurde Clara Buschmann mit über 1500 weiteren Opfern – darunter auch ihre letzte Vermieterin, Elsa Leschnitzer, geb. Oppenheimer, wie Clara Jahrgang 1888 – nach Auschwitz deportiert. Vermutlich wurden beide auf Ankunft am 3. März in den Gaskammern ermordet, denn nur 45 Frauen stellten die NS-Schergen zur Arbeit zurück. Ganz sicher wissen wir Clara Buschmanns Todesdatum jedoch nicht.<br />

Clara Buschmann war die Tochter von Felix Cynamon und seiner Frau Friederike geb. Hurwitz. Clara kam am 19. Juli 1888 in der Berliner Auguststraße Nr. 85 zur Welt. Ihr Vater hatte eine 1878 gegründete Buchdruckerei in der Chausseestraße 2e, auf dem ehemaligen Borsig-Gelände in der Oranienburger Vorstadt, heute Berlin-Mitte. Dort wurden u.a. diverse lokale Zeitschriften verlegt, z.B. „Der Nordstern, Zeitung zur Wahrung der Interessen des Nordens von Berlin“. In den 1890er Jahren wurden bei ihm auch die „Blätter für die Kunst“ von Stephan George einige Jahre lang gedruckt, auch mindestens eins von Georges Gedichtbänden.

Als Clara ein Jahr alt war, zog die Familie in eine Wohnung in unmittelbarer Nähe der Druckerei, Chausseestraße 2f, und zehn Jahre später in die einen Block von der Druckerei entfernte Friedrichstraße 114, so dass Clara ihre ganze Kindheit zwischen Chausseestraße und Linienstraße verbrachte. Im September 1903 starb Felix Cynamon. Er hatte inzwischen das Verlagsgeschäft aufgegeben und seinen Betrieb als Buch- und Kunstdruckerei bezeichnet. Seine Witwe verkaufte das Geschäft an den Hofbindemeister und Drucker Richard Gahl, der ebenfalls seit vielen Jahren seinen Betrieb in der Chausseestraße 2e hatte. Vermutlich hatten Cynamon und Gahl schon vorher beruflich miteinander zu tun. Friederike Cynamon blieb zunächst in der Friedrichstraße wohnen, 1904 zog sie jedoch um, weit weg - nach Schöneberg in die Regensburger Straße. Die 14-jährige Clara zog sicherlich mit. Vier Jahre später war Friederike in die Bamberger Straße umgezogen, möglich, dass Clara nun schon heiratete und eigene Wege ging.

Über diese Wege wissen wir leider wenig. Nicht, wer der Herr Buschmann war, den sie heiratete, nicht, wo das Paar Wohnung nahm, nicht ob sie Kinder hatten. Das Jüdische Adressbuch von 1931 führte eine Clara Buschmann auf, die zur Untermiete bei Frau Bachner in der Kaiserallee (heute Bundesallee) 48a wohnte. Da keine anderen weiblichen Buschmann genannt werden, ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich um Clara, geb. Cynamon handelt. Zu diesem Zeitpunkt war sie dann wohl bereits geschieden und lebte daher zur Untermiete.

Dokumentiert ist, dass Clara im Mai 1939 in der Bleibtreustraße 33 wohnte. Bei der Volkszählung vom 17. dieses Monats wurden alle Juden, auch Untermieter, auf gesonderten „Ergänzungskarten“ erfasst, eine Kartei, die wohl, trotz gültigem Statistikgeheimnisses, später für die Verpflichtung zur Zwangsarbeit benützt wurde. Auch Clara Buschmann wurde zwangsverpflichtet. Beim Kabelwerk Siemens & Schuckert in Gartenfeld (Spandau) musste sie „entgraten“, also Kanten von Werkstücken glattschleifen. In der Bleibtreustraße konnte sie auch nicht wohnen bleiben, sie wurde genötigt, in ein Leerzimmer bei Elsa Leschnitzer in der Bayerischen Straße 4 zu ziehen. Ende Februar 1943 wurde auch Clara Opfer der „Fabrikaktion“, bei der alle noch im Reich verbliebenen jüdischen Zwangsarbeiter direkt am Arbeitsplatz zur Deportation festgenommen werden sollten. Clara Buschmann kam in das Sammellager Große Hamburger Straße 26, wo sie, nachdem sie die obligate „Vermögenserklärung“ ausgefüllt hatte, am 28. Februar die ebenfalls übliche „Verfügung“ zugestellt bekam, laut der „das gesamte Vermögen zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen“ wurde. Ihr gesamtes Vermögen bestand nunmehr aus der spärlichen Einrichtung eines Zimmers, einigem Küchengeschirr und verschiedenen Kleidungsstücken, alles penibel aufgezählt. Auffallend nur die Angabe eines „Notenstativs“ – offenbar hatte Clara einst ein Instrument gespielt, das jedoch nicht mehr vorhanden war. Die spätere Vermögensschätzung der Oberfinanzdirektion wurde als „fruchtlos“ bezeichnet.

Wenige Tage später, am 2. März 1943, wurde Clara Buschmann mit über 1500 weiteren Opfern – darunter auch ihre letzte Vermieterin, Elsa Leschnitzer, geb. Oppenheimer, wie Clara Jahrgang 1888 – nach Auschwitz deportiert. Vermutlich wurden beide auf Ankunft am 3. März in den Gaskammern ermordet, denn nur 45 Frauen stellten die NS-Schergen zur Arbeit zurück. Ganz sicher wissen wir Clara Buschmanns Todesdatum jedoch nicht.