Emma Silbermann wurde am 27. September 1876 in Warschau (Warszawa, Polen) geboren. Ihre Mutter hieß Thekla (Gitla) Silbermann geborene Heymann. Ihr Vater, der 24-jährige Kaufmann Oscar (Ascher) Silbermann, war am 26. Juli 1852 im schlesischen Brzenskowitz bei Myslowitz (Brzęczkowice ist ein heutiger Stadtteil von Mysłowice, Polen) geboren. Auch Emmas jüngere Schwester Flora (geb. 24. Februar 1878) und ihr jüngerer Bruder Samuel (geb. 22. Juli 1881) kamen in Warschau zur Welt.
Am 20. Oktober 1887 verstarb ihre Mutter in Warschau. Emma, auch Emmy genannt, war zu dem Zeitpunkt 11, Flora 9 und Samuel 6 Jahre alt. Ihr Vater wurde mit 35 Jahren Witwer. Er ging mit seinen drei Kindern nach Breslau (Wrocław, Polen). Am 7. Mai 1896, acht Jahre nach dem Tod seiner Frau, heiratete ihr Vater dort die 27-jährige Marie Silberberg (geb. am 27. November 1868) aus Gleiwitz. Emma war damals knapp 20 Jahre alt, deshalb war ihre Stiefmutter wohl eher eine Freundin als eine Mutter für sie.
Oscar Silbermann bekam mit Marie noch zwei weitere Kinder. Der Sohn Herbert kam am 28. Juni 1897 in Breslau zur Welt. Drei Jahre später wurde Alice geboren, die aber schon als Baby im gleichen Jahr starb.
Wann Emma und Flora nach Berlin gingen, ist nicht bekannt. Flora heiratete dort am 11. September 1913 den Kaufmann Justus Siegmund Pintus (geb. am 23. August 1878 in Havelberg/Westprignitz). Ihr Vater Oscar war Trauzeuge und damals in der Nassauischen Straße 24 wohnhaft. Da Emma unverheiratet blieb, lebte sie mit Vater und Stiefmutter zusammen. Ihr Bruder Samuel studierte Zahnmedizin an den Universitäten Breslau, Berlin und Würzburg. Nach dem Ablegen des zahnärztlichen Staatsexamens im Dezember 1903 in Würzburg, studierte er ab Januar 1904 Naturwissenschaften (Zoologie, Botanik und Geologie) an der Universität Rostock. Am 28. Juni 1906 wurde er dort mit seiner Dissertation „Untersuchungen über den feineren Bau von Alcyonidium mytili“ in Zoologie zum Dr. phil. promoviert. Danach ließ er sich in Berlin als Zahnarzt nieder, mit einer Praxis zunächst in der Uhlandstraße und später in der Wilmersdorfer Straße.
Emmas Halbbruder Herbert absolvierte sein Abitur und ging dann zum Film. Er erlernte das Filmgeschäft von der Pike auf und wurde Filmproduzent und Herstellungsleiter. Am 24. Dezember 1919 heiratete er die Dramaturgin Elly Schulvater. Sein 67-jähriger Vater war bei der Hochzeit Trauzeuge und wohnte in der Nassauischen Straße 27. Die Ehe von Herbert und Elly Silbermann wurde am 11. August 1928 geschieden. Herbert Silbermann heiratete am 21. August 1930 zum zweiten Mal, diesmal Charlotte Emma Berta Wolf (geb. 4. Juli 1903 in Berlin-Lichtenberg). Aus dieser Ehe ging die Tochter Ruth (geb. 6. Februar 1931 in Berlin-Tempelhof) hervor.
Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, verlor Herbert seine beiden Firmen in Berlin-Mitte, die Splendid-Film-Company GmbH, Friedrichstraße 228, und die Phoebus-Tonfilm-Produktions-GmbH, Friedrichstraße 30. Er flüchtete daraufhin zusammen mit seiner Ehefrau Charlotte und seinem 2-jährigen Töchterchen Ruth nach Wien.
Am 29. Mai 1936 starb der Vater Oscar mit 83 Jahren in seiner Wohnung in Wilmersdorf, Nassauische Str. 27. Den Tod meldete Gottfried Gossels, ein Nachbar aus dem Haus.
Etwa einen Monat später, am 4. Juli 1936, starb Herberts Ehefrau Charlotte an Magen- und Darmtuberkulose und Unterernährung.
Herbert überdauerte die Zeit des Nationalsozialismus in der westeuropäischen Emigration und überlebte, wie auch seine Tochter Ruth, den Holocaust.
Die 62-jährige Emma und ihre 70-jährige Stiefmutter Marie wohnten weiterhin in der Nassauischen Straße 27 und waren dort auch bei der „Minderheiten-Volkszählung“ im Mai 1939 gemeldet. Als kurze Zeit später, am 7. Juni 1939, Emmas 60-jähriger Schwager Justus Siegmund Pintus starb, zog Emma zu ihrer Schwester Flora in die Wexstraße 30.
Hier bekamen die beiden Schwestern im Oktober 1941 den Deportationsbefehl für den Osten. Am 16. Oktober 1941 hatten sie sich im Sammellager in der von der Gestapo entweihten Synagoge in der Levetzowstraße 7- 8 einzufinden. Sie wurden registriert und ihr Gepäck penibel kontrolliert.
Zwei Tage später, am 18. Oktober, mussten sie zu Fuß in strömendem Regen für jeden sichtbar zum Güterbahnhof Berlin-Grunewald gehen, von wo aus der erste Deportationszug insgesamt 1.251 Personen in den „Osten“ transportierte. Das Ziel der Reise wurde ihnen verheimlicht. Es war die polnische Industriestadt Łódź, 478 km von Berlin entfernt. Die deutschen Besatzer hatten Łódź nach dem Überfall auf Polen 1939 zu Ehren des preußischen Generals und NSDAP-Mitgliedes Karl Litzmann am 11. April 1940 in Litzmannstadt umbenannt. Ein Teil des Stadtgebietes hatte die Gestapo als Ghetto abgeriegelt. Dort wurden Emma Silbermann und ihre Schwester Flora Pintus im Hanseatenweg 70 in der Wohnung Nr. 8 einquartiert. In erbärmlichen Verhältnissen verbrachten sie hier den Herbst und Winter 1941/42.
Ihre Stiefmutter Marie Silbermann blieb allein in Berlin in der Nassauischen Straße 27 zurück. Am 27. November 1941 konnte sie noch ihren 73. Geburtstag feiern. Schon zwei Monate später, am 28. Januar 1942, starb sie im Jüdischen Krankenhaus angeblich an Herzmuskelschwäche. Diese Todesursache wurde häufig auf den Totenschein geschrieben, um einen Selbstmord zu vertuschen.
Als Anfang Mai 1942 in Litzmannstadt die Transporte in das siebzig Kilometer entfernte Dorf Chełmno, von den Deutschen in Kulmhof umbenannt, zusammengestellt wurden, erhielten auch Emma und Flora einen „Ausreisebefehl“ für den 8. Mai 1942. In der Vernichtungsstätte Kulmhof wurden sie kurz nach ihrer Ankunft in einem Gaswagen ermordet. Der gemeinsame Bruder Samuel verstarb am 6. Dezember 1942 in Shanghai und der Halbbruder Herbert am 15. Oktober 1957 in Freiburg im Breisgau.
Emma Silbermann starb mit 66 Jahren aufgrund von antisemitischem Rassenwahn, Verschwörungstheorien und Unmenschlichkeit.