Klara Pich geb. Weck

Verlegeort
Nassauische Str. 27
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
22. Oktober 2009
Geboren
12. Januar 1882 in Hammerstein
Deportation
am 26. Februar 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz
Biografie

Klara Weck wurde am 12. Januar 1882 in Hammerstein, Kreis Schlochau (heute Czarne, Człuchowski, Polen) geboren. Die Stadt Hammerstein lag im ehemaligen Westpreußen am linken Ufer des Flusses Zahne (Czernica) in einem ausgedehnten Waldgebiet. Schlochau war ein preußischer Landkreis, der zwischen 1818 und 1945 bestand.

Ihr Vater war der 29-jährige Kaufmann und Kürschnermeister Salomon (auch Samuel) Weck (*1853), der aus Wronke (Wronki), ehemals Kreis Samter, kam. Ihre Mutter hieß Friederike, genannt Fritze, Weck geborene Weck. Gut ein Jahr nach Klaras Geburt, am 18. Mai 1883,  kam ihre Schwester Marta zur Welt.

Über Klaras Kindheit und Jugend konnte nichts recherchiert werden. Am 9. Juni 1908 heiratete sie in ihrem Geburtsort Hammerstein den ein Jahr jüngeren Kaufmann Leo Pich. Sie zog zu ihm nach Bütow (Bytów). Hier wurde am 5. März 1909 ihr Sohn Werner geboren.

Ihre Schwester Marta heiratete am 11. November 1911 den Kaufmann Max Smoliansky (geboren am 19. Juli 1885) aus Heydekrug (Šilutė) in Ostpreußen (heute Klaipėda, Litauen).

Sie zogen nach Rackwitz (Rakoniewice) im Landkreis Bornst in der preußischen Provinz Posen. Hier wurde am 11. Mai 1912 ihr Sohn Helmut und am 10. August 1915 ihre Tochter Erika geboren.

Zwei Monate nach Erikas Geburt starb am 1. Oktober 1915 Klaras und Martas Vater Salomon Weck mit 62 Jahren in Hammerstein. 

Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1919, welcher am 10. Januar 1920 in Kraft trat, musste die Stadt Bütow, wie auch Rackwitz, an die Zweite Polnische Republik abgetreten werden. Ob Klaras und Martas Familien trotzdem dort blieben oder wegzogen, ist nicht bekannt.

Mit 54 Jahren, 1936, zog Klara mit ihrer Familie in eine 2-Zimmer-Parterre-Wohnung im Gartenhaus der Nassauischen Straße 27 in Berlin-Wilmersdorf. Ihr Sohn Werner war damals 27 Jahre alt und Kaufmann von Beruf. Auch bei der „Minderheiten-Volkszählung“ am 17. Mai 1939 war die Familie Pich hier gemeldet.

Die Familie ihrer Schwester war bei der „Minderheiten-Volkszählung“ in der Halskestraße 34 in Berlin-Steglitz gemeldet. Sie wollte ursprünglich nach Chile auswandern. Noch im Mai 1939 bot sich ihnen die Gelegenheit zur Flucht nach Shanghai, China, die sie wahrnahmen.

Es ist anzunehmen, dass Klaras Sohn Werner ca. 1940 Käthe Wolffberg heiratete. Sie zog zu ihnen in die Nassauische Straße 27. Ab 1941 wurden Klaras Ehemann Leo, ihr Sohn und ihre Schwiegertochter zur Zwangsarbeit herangezogen. Klara blieb als Hausfrau allein in der Wohnung zurück. 

Am 22. Februar 1943 holte die Gestapo Klara und Familie in der Nassauischen Straße 27 ab und brachten sie in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26. Hier trafen sie auch Leos älteren Bruder Willy und dessen Ehefrau Elly geborene Josephsohn (*1885) aus der Schmidtstraße 4 in Berlin-Mitte, die mit ihnen deportiert werden sollten. Einen Tag später mussten sie ihre Vermögenserklärungen ausfüllen. 

Am 26. Februar 1943 wurden sie mit dem 30. Osttransport gemeinsam mit noch weiteren 1.096 gelisteten Personen nach Auschwitz-Birkenau deportiert.

Klara und Leo Pich sowie Elly und Willy wurden vermutlich sofort nach Ankunft des Transports in Auschwitz in den Gaskammern ermordet. 

Klara Pich geborene Weck musste aufgrund von antisemitischem Rassenwahn und Verschwörungstheorien mit 61 Jahren sterben.

Ihre Schwester Marta und Familie überlebten den Holocaust in Shanghai und emigrierten 1947 nach San Antonio in Texas, USA, wo Marta im Dezember 1961, zehn Monate nach ihrem Ehemann, mit 78 Jahren starb.

 

 

 

 

 

Text und Recherche: Gundula Meiering, Dezember 2024