Sarah Franziska Löwenthal geb. Michaelis

Verlegeort
Nikolsburger Platz 4
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
29. April 2012
Geboren
13. Februar 1869 in Seelow
Deportation
am 05. November 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
24. November 1943 in Theresienstadt

Arthur Löwenthal wurde am 19. Juli 1870 im ostpreußischen Wormditt (heute: Orneta/Polen) geboren. „Jüdisch“ ist als Religion in der Personenakte angegeben. Zuletzt ausgeübter Beruf: Bücherrevisor. Buchprüfer oder Buchhalter, würde man heute sagen.<br />
<br />
Im Februar 1941 mussten er und seine Familie ihre Wohnung am Nikolsburger Platz 4 verlassen und zwangsweise in eine „Judenwohnung“ ziehen: Am Hansaufer 8 bezog er in der Wohnung der Jüdin Elisabeth Cohn zwei Zimmer, für die er als Untermieter 100 RM Miete zu zahlen hatte. Zu Arthur Löwenthals Familie, die sich zwei Zimmer am Hansaufer teilen musste, gehörten seine am 13. Februar 1869 in Seelow geborene jüdische Ehefrau Franziska Löwenthal, geb. Michaelis, und ihr gemeinsamer Sohn, Dr. jur. Heinz Löwenthal, geboren am 9. September 1902 in Berlin.<br />
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In der Vermögenserklärung des Vaters, Arthur Löwenthal, die er am 29. Oktober 1942 unterschrieben hatte, findet sich hinter akademischem Doktortitel und Namen des Sohnes der handschriftliche Zusatz: „Abgewandert nach dem Osten, 26.10.42“. In der Übersetzung des perfiden, verschleiernden Nazi-Jargons heißt „abgewandert“: deportiert in den Tod. Drei Tage bevor der Vater für sich und seine Ehefrau die Vermögenserklärung ausfüllen musste, in Vorbereitung auf die eigene Deportation, wurde ihr Sohn nach Riga ins Ghetto verbracht. Drei Tage später, also an dem Tag, als sein Vater in Berlin über der Vermögenserklärung saß, wurde Dr. Heinz Löwenthal von den Nazis in Riga ermordet. Er war 40 Jahre alt.<br />
<br />
Arthur Löwenthal hatte beim Zwangsumzug in die „Judenwohnung“ offenbar versucht, einige seiner Sachen aus der gutbürgerlichen Wohnung am Nikolsburger Platz zu retten. So sind, zusätzlich zu Hausrat und Möbelstücke des täglichen Bedarfs, in seiner Vermögenserklärung aufgeführt: „2 Bilder (Kunstgegenstände), Bücher, Küchenschrank mit Porzellangeschirr, Wäscheschrank mit Wäsche, 1 Cut“.<br />
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Die „Zustellungsurkunde über Einziehung des Vermögens des Juden Löwenthal“, ausgestellt von der Gestapo, erreichte Arthur Löwenthal am 4. November 1942. Am Tag darauf, dem 5. November 1942, wurden Arthur und Franziska Löwenstein mit dem „72. Alterstransport“ vom Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald in das KZ Theresienstadt deportiert. Dort wurde Arthur Löwenthal am 3. Februar 1943 ermordet, seine Frau Franziska am 24. November 1943 am selben Ort.<br />
<br />
Am 8. März 1943 betrat ein Gerichtsvollzieher die „Judenwohnung“ am Hansaufer 8, um die Wertgegenstände zu schätzen. In einem handschriftlichen Vermerk hielt der Beamte fest: „Die ganze Wohnung ist bereits geräumt. Es wurden keine Gegenstände der Löwenthals vorgefunden.“ Ein amtliches Schreiben der Oberfinanzdirektion Berlin, das der Akte beiliegt, erklärt warum:<br />
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„Vermögen eingezogen. Das gesamte Vermögen verfällt dem Reich.“ In der Übersetzung heißt das: Staatlich organisierter Diebstahl. Es waren beamtete Diebe am Werk, „die nur ihre Pflicht getan haben“ – aber von nichts gewusst haben?

Arthur Löwenthal wurde am 19. Juli 1870 im ostpreußischen Wormditt (heute: Orneta/Polen) geboren. „Jüdisch“ ist als Religion in der Personenakte angegeben. Zuletzt ausgeübter Beruf: Bücherrevisor. Buchprüfer oder Buchhalter, würde man heute sagen.

Im Februar 1941 mussten er und seine Familie ihre Wohnung am Nikolsburger Platz 4 verlassen und zwangsweise in eine „Judenwohnung“ ziehen: Am Hansaufer 8 bezog er in der Wohnung der Jüdin Elisabeth Cohn zwei Zimmer, für die er als Untermieter 100 RM Miete zu zahlen hatte. Zu Arthur Löwenthals Familie, die sich zwei Zimmer am Hansaufer teilen musste, gehörten seine am 13. Februar 1869 in Seelow geborene jüdische Ehefrau Franziska Löwenthal, geb. Michaelis, und ihr gemeinsamer Sohn, Dr. jur. Heinz Löwenthal, geboren am 9. September 1902 in Berlin.

In der Vermögenserklärung des Vaters, Arthur Löwenthal, die er am 29. Oktober 1942 unterschrieben hatte, findet sich hinter akademischem Doktortitel und Namen des Sohnes der handschriftliche Zusatz: „Abgewandert nach dem Osten, 26.10.42“. In der Übersetzung des perfiden, verschleiernden Nazi-Jargons heißt „abgewandert“: deportiert in den Tod. Drei Tage bevor der Vater für sich und seine Ehefrau die Vermögenserklärung ausfüllen musste, in Vorbereitung auf die eigene Deportation, wurde ihr Sohn nach Riga ins Ghetto verbracht. Drei Tage später, also an dem Tag, als sein Vater in Berlin über der Vermögenserklärung saß, wurde Dr. Heinz Löwenthal von den Nazis in Riga ermordet. Er war 40 Jahre alt.

Arthur Löwenthal hatte beim Zwangsumzug in die „Judenwohnung“ offenbar versucht, einige seiner Sachen aus der gutbürgerlichen Wohnung am Nikolsburger Platz zu retten. So sind, zusätzlich zu Hausrat und Möbelstücke des täglichen Bedarfs, in seiner Vermögenserklärung aufgeführt: „2 Bilder (Kunstgegenstände), Bücher, Küchenschrank mit Porzellangeschirr, Wäscheschrank mit Wäsche, 1 Cut“.

Die „Zustellungsurkunde über Einziehung des Vermögens des Juden Löwenthal“, ausgestellt von der Gestapo, erreichte Arthur Löwenthal am 4. November 1942. Am Tag darauf, dem 5. November 1942, wurden Arthur und Franziska Löwenstein mit dem „72. Alterstransport“ vom Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald in das KZ Theresienstadt deportiert. Dort wurde Arthur Löwenthal am 3. Februar 1943 ermordet, seine Frau Franziska am 24. November 1943 am selben Ort.

Am 8. März 1943 betrat ein Gerichtsvollzieher die „Judenwohnung“ am Hansaufer 8, um die Wertgegenstände zu schätzen. In einem handschriftlichen Vermerk hielt der Beamte fest: „Die ganze Wohnung ist bereits geräumt. Es wurden keine Gegenstände der Löwenthals vorgefunden.“ Ein amtliches Schreiben der Oberfinanzdirektion Berlin, das der Akte beiliegt, erklärt warum:

„Vermögen eingezogen. Das gesamte Vermögen verfällt dem Reich.“ In der Übersetzung heißt das: Staatlich organisierter Diebstahl. Es waren beamtete Diebe am Werk, „die nur ihre Pflicht getan haben“ – aber von nichts gewusst haben?