Martin Lwowski

Verlegeort
Pestalozzistr. 15
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
26. April 2012
Geboren
27. Mai 1923 in Zwickau
Deportation
am 06. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Martin Lwowski war knapp 16 Jahre alt, als er bei der Volkszählung vom 17. Mai 1939 in der „Ergänzungskartei“ als jüdischer Untermieter der Familie Reisner in der Pestalozzistraße 15 erfasst wurde. Er war am 25. Mai 1923 in Zwickau zur Welt gekommen. Laut – allerdings sehr ungenauen – Angaben von Verwandten auf Gedenkblättern in Yad Vashem waren seine Eltern der Kaufmann Srul (vielleicht: Smul) Lwowski aus Plesno und Dora, geb. Loew aus Krosno. Das Ehepaar lebte in Zwickau in der Leipziger Straße 15. Im Januar 1931 wurde die Tochter Frieda (auch Friedel genannt) geboren, im August 1941 die Tochter Rachel.<br />
<br />
Warum der junge Martin nach Berlin geschickt wurde, wissen wir nicht. Vielleicht hofften die Eltern, ihn zu retten durch eine Auswanderung nach England oder nach Palästina. Möglicherweise sollte er einen Hachschara-Kurs machen, eine handwerkliche Ausbildung zur Vorbereitung auf die Auswanderung nach Palästina. Verwandte namens Lwowski weist das Adressbuch nicht auf. Sicherlich nahm sich die Jüdische Gemeinde seiner an und vermittelte das Zimmer zur Untermiete bei dem Angestellten der Gemeinde Alfred Reisner. <br />
<br />
Als Alfred und Lilly Reisner im November 1942 zur Deportation abgeholt wurden, wohnten bereits andere Untermieter bei Reisners. Martin Lwowski war inzwischen in die Lottumer Straße 6 in Prenzlauer Berg (Ecke Christinenstraße) gezogen. Mit Sicherheit wurde der inzwischen 19-Jährige zum Arbeitsdienst in der Rüstungsindustrie gezwungen. Im Frühjahr 1943 traf ihn dann das gleiche Schicksal wie alle anderen noch in Berlin verbliebenen jüdischen Zwangsarbeiter: Am 27. Februar 1943 wurden in der sogenannten „Fabrikaktion“ sämtliche Zwangsarbeiter direkt am Arbeitsplatz festgenommen, insgesamt etwa 7000 Menschen, und in zum Teil für diese Aktion improvisierte Sammellager gebracht. Martin Lwowski kam sehr wahrscheinlich in eine als Lager notdürftig umfunktionierte Fahrzeughalle der Göring-Kaserne in Reinickendorf. Dort wurde er unter katastrophalen und chaotischen Bedingungen festgehalten, bis er am 6. März nach Auschwitz deportiert wurde. Von den 665 Deportationsopfern im gleichen Zug, dem fünten aus Berlin nach der „Fabrikaktion“, wurden in Auschwitz nur 153 Männer und 65 Frauen zur Arbeit ausgesucht, alle anderen kurz darauf ermordet. Gut möglich, dass der junge Martin zunächst zur Zwangsarbeit bestimmt wurde, überlebt hat er dennoch nicht, er ist wohl der „Vernichtung durch Arbeit“ zum Opfer gefallen. Sein Todesdatum kennen wir nicht.<br />
<br />
Zu diesem Zeitpunkt waren Dora und Srul Lwowski und ihre Töchter Friedel und Rachel bereits deportiert worden. Sie wurden am 10. Mai 1942 – Rachel war noch kein Jahr alt - in Chemnitz mit 13 weiteren Zwickauer Juden in einen von Weimar und Leipzig kommenden Zug gepfercht, in dem bereits knapp 1000 Juden aus Thüringen und Sachsen waren. Sie alle wurden in das Ghetto Belzyce im Distrikt Lublin verschleppt. Wenige Monate später wurde das Ghetto aufgelöst und die Überlebenden nach Majdanek und andere Lager geschickt oder direkt ermordet. Dora, Srul, Friedel und Rachel Lwowski sind nicht wiedergekommen. Für sie liegen in Zwickau seit 2004 vor der Leipziger Straße 15 vier Stolpersteine.<br />
<br />

Martin Lwowski war knapp 16 Jahre alt, als er bei der Volkszählung vom 17. Mai 1939 in der „Ergänzungskartei“ als jüdischer Untermieter der Familie Reisner in der Pestalozzistraße 15 erfasst wurde. Er war am 25. Mai 1923 in Zwickau zur Welt gekommen. Laut – allerdings sehr ungenauen – Angaben von Verwandten auf Gedenkblättern in Yad Vashem waren seine Eltern der Kaufmann Srul (vielleicht: Smul) Lwowski aus Plesno und Dora, geb. Loew aus Krosno. Das Ehepaar lebte in Zwickau in der Leipziger Straße 15. Im Januar 1931 wurde die Tochter Frieda (auch Friedel genannt) geboren, im August 1941 die Tochter Rachel.

Warum der junge Martin nach Berlin geschickt wurde, wissen wir nicht. Vielleicht hofften die Eltern, ihn zu retten durch eine Auswanderung nach England oder nach Palästina. Möglicherweise sollte er einen Hachschara-Kurs machen, eine handwerkliche Ausbildung zur Vorbereitung auf die Auswanderung nach Palästina. Verwandte namens Lwowski weist das Adressbuch nicht auf. Sicherlich nahm sich die Jüdische Gemeinde seiner an und vermittelte das Zimmer zur Untermiete bei dem Angestellten der Gemeinde Alfred Reisner.

Als Alfred und Lilly Reisner im November 1942 zur Deportation abgeholt wurden, wohnten bereits andere Untermieter bei Reisners. Martin Lwowski war inzwischen in die Lottumer Straße 6 in Prenzlauer Berg (Ecke Christinenstraße) gezogen. Mit Sicherheit wurde der inzwischen 19-Jährige zum Arbeitsdienst in der Rüstungsindustrie gezwungen. Im Frühjahr 1943 traf ihn dann das gleiche Schicksal wie alle anderen noch in Berlin verbliebenen jüdischen Zwangsarbeiter: Am 27. Februar 1943 wurden in der sogenannten „Fabrikaktion“ sämtliche Zwangsarbeiter direkt am Arbeitsplatz festgenommen, insgesamt etwa 7000 Menschen, und in zum Teil für diese Aktion improvisierte Sammellager gebracht. Martin Lwowski kam sehr wahrscheinlich in eine als Lager notdürftig umfunktionierte Fahrzeughalle der Göring-Kaserne in Reinickendorf. Dort wurde er unter katastrophalen und chaotischen Bedingungen festgehalten, bis er am 6. März nach Auschwitz deportiert wurde. Von den 665 Deportationsopfern im gleichen Zug, dem fünten aus Berlin nach der „Fabrikaktion“, wurden in Auschwitz nur 153 Männer und 65 Frauen zur Arbeit ausgesucht, alle anderen kurz darauf ermordet. Gut möglich, dass der junge Martin zunächst zur Zwangsarbeit bestimmt wurde, überlebt hat er dennoch nicht, er ist wohl der „Vernichtung durch Arbeit“ zum Opfer gefallen. Sein Todesdatum kennen wir nicht.

Zu diesem Zeitpunkt waren Dora und Srul Lwowski und ihre Töchter Friedel und Rachel bereits deportiert worden. Sie wurden am 10. Mai 1942 – Rachel war noch kein Jahr alt - in Chemnitz mit 13 weiteren Zwickauer Juden in einen von Weimar und Leipzig kommenden Zug gepfercht, in dem bereits knapp 1000 Juden aus Thüringen und Sachsen waren. Sie alle wurden in das Ghetto Belzyce im Distrikt Lublin verschleppt. Wenige Monate später wurde das Ghetto aufgelöst und die Überlebenden nach Majdanek und andere Lager geschickt oder direkt ermordet. Dora, Srul, Friedel und Rachel Lwowski sind nicht wiedergekommen. Für sie liegen in Zwickau seit 2004 vor der Leipziger Straße 15 vier Stolpersteine.