Willy Holz

Verlegeort
Rochstr. 1
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
Oktober 2011
Geboren
10. November 1908 in Berlin
Beruf
Bautechniker
Deportation
am 12. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet

Willy Holz kam am 10. November 1908 in der Lenbachstraße 11 zur Welt. Sein Geburtsort befand sich in der damaligen Landgemeinde Boxhagen-Rummelsburg und liegt heute in Friedrichshain. Seine Eltern Hedwig (geb. Korytowski) und Ernst Siegfried Holz waren 1905 mit Willys älterem Bruder Herbert aus Schlesien nach Mariendorf gezogen, das damals ebenfalls noch nicht Teil von Berlin war und erst bei der Gründung von Groß-Berlin 1920 eingemeindet wurde. Dort wurde im Frühjahr 1906 Willys ältere Schwester Alice geboren. <br />
Willys Vater war als Handelsvertreter tätig und auch Willys Bruder Herbert machte eine kaufmännische Lehre. Die Familie zog 1928 nach Mahlsdorf. Im gleichen Jahr begann Willy eine Ausbildung zum Bautechniker. Er besuchte vier Jahre lang die Höhere Technische Staatslehranstalt für Hoch- und Tiefbau in der Leinestraße in Neukölln (heute befindet sich dort die Carl-Legien-Schule). Ab 1932 war er bei den Berliner Bausteinwerken in der Stralauer Straße angestellt. Zu seinen Aufgaben gehörte es, Konstruktionsentwürfe anzufertigen und Baustellen zu leiten. In Mahlsdorf wohnte er mit seinen Eltern in der Treskowstraße. Sein Bruder und seine Schwägerin Liselotte lebten gleich um die Ecke in der Hönower Straße. Seine Schwester Alice, verheiratete Laufer, emigrierte in den 1930er-Jahren nach Palästina. <br />
Ende der 1930er-Jahre war Willy Holz gezwungen, seine Arbeit bei den Bausteinwerken aufzugeben. Ein ehemaliger Kollege berichtete 1959 im Entschädigungsverfahren, was sich damals ereignete: „Bei der Einreichung der Steuerkarte für das Jahr 1938 wurde durch den damaligen Buchhaltungsleiter Schulz festgestellt, dass Herr Willy Holz mosaischen Glaubens war. Herr Schulz teilte dieses – soweit mir in Erinnerung ist – dem Firmeninhaber mit und drängte auf Entlassung von Willy Holz. Ich gab dann noch zu Bedenken, dass man doch nicht ohne weiteres die Entlassung aussprechen dürfte, da Herr Holz ja immer die Arbeit ordnungsgemäß erledigt hatte. Daraufhin legte man ihm nahe, sich selbst eine andere Tätigkeit zu suchen. Jedenfalls ist er dann etwa im Sommer oder Herbst 1938 aus der Firma ausgeschieden.“ Willy Holz musste damals den Angaben des Kollegen zufolge aus dem Einfamilienhaus, das er in Mahlsdorf-Süd bewohnte, in eine kleine Wohnung in Mahlsdorf-Nord umziehen. Es ist unklar, ob er in dieser Zeit weiter mit seinen Eltern zusammenlebte. Seinen letzten nicht frei Wohnsitz hatte er Anfang der 1940er-Jahre in Berlin-Mitte in der Rochstraße 1, wo er mit seinen Eltern zur Untermiete bei Krail zweieinhalb Zimmer einer 6-Zimmer-Wohnung bewohnte. <br />
Nach dem erzwungenen Ende seiner Tätigkeit als Bautechniker arbeitete Willy Holz bei der Jüdischen Gemeinde Berlin als Ausbilder des Umschulungslehrgangs für Bau- und Siedlungsarbeiten, der sogenannten Bauschule. Diese befand sich in der Fruchtstraße in der Nähe des Schlesischen Bahnhofs (heute Ostbahnhof). Nachdem die Bauschule 1941 geschlossen worden war, war er bei der Jüdischen Gemeinde als einfacher Hilfsarbeiter tätig und führte Reparaturen und dergleichen durch. <br />
Im Februar 1943 wurden sein Bruder Herbert und seine Schwägerin Liselotte nach Auschwitz verschleppt. Beide wurden ermordet. Wenige Wochen später wurden auch Willy Holz und seine Eltern von der Gestapo abgeholt. Willy Holz wurde am 12. März 1943 nach Auschwitz deportiert, seine Eltern fünf Tage später nach Theresienstadt. Sein 68-jähriger Vater starb dort nach weniger als einer Woche am 24. März 1943.<br />
Knapp zwei Jahre wurde Willy Holz in Auschwitz als Arbeitssklave ausgebeutet. Ein letztes Lebenszeichen war eine Postkarte, die er 1944 aus Auschwitz schrieb. Als die Rote Armee im Januar 1945 immer weiter vorrückte und die Befreiung des Lagers kurz bevorstand, trieb die SS zehntausende Gefangene auf Todesmärschen und in Transporten nach Westen. Willy Holz wurde mit über 3000 weiteren Häftlingen ins KZ Buchenwald überführt, wo der Transport am 26. Januar 1945 eintraf. Es sind mehrere Karten der Gefangenenkartei aus Buchenwald erhalten, die Angaben zu Willy Holz enthalten. Demnach war er sowohl als Jude als auch als politischer Häftling kategorisiert. Die letzte Eintragung in den Unterlagen aus Buchenwald zu Willy Holz, deren genaue Bedeutung unklar ist, lautet: „Verlegungen am 13.3.45 vor dem Abendappell“. Willy Holz überlebte die KZ-Haft nicht. Es ist nicht bekannt, ob er in einem der Außenlager von Buchenwald starb oder ob er auf einem der Todesmärsche umkam, auf die 28.000 Häftlinge kurz vor der Befreiung des Lagers durch US-Soldaten am 11. April 1945 von der SS geschickt wurden.<br />
Willy Holz’ Mutter Hedwig überlebte. Die damals 67-Jährige kam im Februar 1945 mit etwa 1200 Inhaftierten aus Theresienstadt aufgrund einer Vereinbarung zwischen dem ehemaligen Schweizer Bundespräsidenten Jean-Marie Musy und Heinrich Himmler nach St. Gallen. Sie verbrachte über zwei Jahre in einem Schweizer Internierungslager, bevor sie im April 1947 zu ihrer Tochter nach Tel Aviv ausreisen konnte. Sie starb 1966 mit 88 Jahren in Tel Aviv. <br />

Willy Holz kam am 10. November 1908 in der Lenbachstraße 11 zur Welt. Sein Geburtsort befand sich in der damaligen Landgemeinde Boxhagen-Rummelsburg und liegt heute in Friedrichshain. Seine Eltern Hedwig (geb. Korytowski) und Ernst Siegfried Holz waren 1905 mit Willys älterem Bruder Herbert aus Schlesien nach Mariendorf gezogen, das damals ebenfalls noch nicht Teil von Berlin war und erst bei der Gründung von Groß-Berlin 1920 eingemeindet wurde. Dort wurde im Frühjahr 1906 Willys ältere Schwester Alice geboren.
Willys Vater war als Handelsvertreter tätig und auch Willys Bruder Herbert machte eine kaufmännische Lehre. Die Familie zog 1928 nach Mahlsdorf. Im gleichen Jahr begann Willy eine Ausbildung zum Bautechniker. Er besuchte vier Jahre lang die Höhere Technische Staatslehranstalt für Hoch- und Tiefbau in der Leinestraße in Neukölln (heute befindet sich dort die Carl-Legien-Schule). Ab 1932 war er bei den Berliner Bausteinwerken in der Stralauer Straße angestellt. Zu seinen Aufgaben gehörte es, Konstruktionsentwürfe anzufertigen und Baustellen zu leiten. In Mahlsdorf wohnte er mit seinen Eltern in der Treskowstraße. Sein Bruder und seine Schwägerin Liselotte lebten gleich um die Ecke in der Hönower Straße. Seine Schwester Alice, verheiratete Laufer, emigrierte in den 1930er-Jahren nach Palästina.
Ende der 1930er-Jahre war Willy Holz gezwungen, seine Arbeit bei den Bausteinwerken aufzugeben. Ein ehemaliger Kollege berichtete 1959 im Entschädigungsverfahren, was sich damals ereignete: „Bei der Einreichung der Steuerkarte für das Jahr 1938 wurde durch den damaligen Buchhaltungsleiter Schulz festgestellt, dass Herr Willy Holz mosaischen Glaubens war. Herr Schulz teilte dieses – soweit mir in Erinnerung ist – dem Firmeninhaber mit und drängte auf Entlassung von Willy Holz. Ich gab dann noch zu Bedenken, dass man doch nicht ohne weiteres die Entlassung aussprechen dürfte, da Herr Holz ja immer die Arbeit ordnungsgemäß erledigt hatte. Daraufhin legte man ihm nahe, sich selbst eine andere Tätigkeit zu suchen. Jedenfalls ist er dann etwa im Sommer oder Herbst 1938 aus der Firma ausgeschieden.“ Willy Holz musste damals den Angaben des Kollegen zufolge aus dem Einfamilienhaus, das er in Mahlsdorf-Süd bewohnte, in eine kleine Wohnung in Mahlsdorf-Nord umziehen. Es ist unklar, ob er in dieser Zeit weiter mit seinen Eltern zusammenlebte. Seinen letzten nicht frei Wohnsitz hatte er Anfang der 1940er-Jahre in Berlin-Mitte in der Rochstraße 1, wo er mit seinen Eltern zur Untermiete bei Krail zweieinhalb Zimmer einer 6-Zimmer-Wohnung bewohnte.
Nach dem erzwungenen Ende seiner Tätigkeit als Bautechniker arbeitete Willy Holz bei der Jüdischen Gemeinde Berlin als Ausbilder des Umschulungslehrgangs für Bau- und Siedlungsarbeiten, der sogenannten Bauschule. Diese befand sich in der Fruchtstraße in der Nähe des Schlesischen Bahnhofs (heute Ostbahnhof). Nachdem die Bauschule 1941 geschlossen worden war, war er bei der Jüdischen Gemeinde als einfacher Hilfsarbeiter tätig und führte Reparaturen und dergleichen durch.
Im Februar 1943 wurden sein Bruder Herbert und seine Schwägerin Liselotte nach Auschwitz verschleppt. Beide wurden ermordet. Wenige Wochen später wurden auch Willy Holz und seine Eltern von der Gestapo abgeholt. Willy Holz wurde am 12. März 1943 nach Auschwitz deportiert, seine Eltern fünf Tage später nach Theresienstadt. Sein 68-jähriger Vater starb dort nach weniger als einer Woche am 24. März 1943.
Knapp zwei Jahre wurde Willy Holz in Auschwitz als Arbeitssklave ausgebeutet. Ein letztes Lebenszeichen war eine Postkarte, die er 1944 aus Auschwitz schrieb. Als die Rote Armee im Januar 1945 immer weiter vorrückte und die Befreiung des Lagers kurz bevorstand, trieb die SS zehntausende Gefangene auf Todesmärschen und in Transporten nach Westen. Willy Holz wurde mit über 3000 weiteren Häftlingen ins KZ Buchenwald überführt, wo der Transport am 26. Januar 1945 eintraf. Es sind mehrere Karten der Gefangenenkartei aus Buchenwald erhalten, die Angaben zu Willy Holz enthalten. Demnach war er sowohl als Jude als auch als politischer Häftling kategorisiert. Die letzte Eintragung in den Unterlagen aus Buchenwald zu Willy Holz, deren genaue Bedeutung unklar ist, lautet: „Verlegungen am 13.3.45 vor dem Abendappell“. Willy Holz überlebte die KZ-Haft nicht. Es ist nicht bekannt, ob er in einem der Außenlager von Buchenwald starb oder ob er auf einem der Todesmärsche umkam, auf die 28.000 Häftlinge kurz vor der Befreiung des Lagers durch US-Soldaten am 11. April 1945 von der SS geschickt wurden.
Willy Holz’ Mutter Hedwig überlebte. Die damals 67-Jährige kam im Februar 1945 mit etwa 1200 Inhaftierten aus Theresienstadt aufgrund einer Vereinbarung zwischen dem ehemaligen Schweizer Bundespräsidenten Jean-Marie Musy und Heinrich Himmler nach St. Gallen. Sie verbrachte über zwei Jahre in einem Schweizer Internierungslager, bevor sie im April 1947 zu ihrer Tochter nach Tel Aviv ausreisen konnte. Sie starb 1966 mit 88 Jahren in Tel Aviv.