Alice Ruth Feldmann

Verlegeort
Tabbertstraße 14
Bezirk/Ortsteil
Oberschöneweide
Verlegedatum
03. März 2023
Geboren
24. Dezember 1899 in Berlin
Beruf
Büroangestellte
Flucht in den Tod
12. November 1939 in Berlin

Alice Ruth Feldmann wird am 24.12.1899 als siebte und jüngste Tochter von Sophie und Simon Feldmann geboren.

Die Familie wohnt nun schon auf dem Gelände der Firma in einem Einfamilienhaus Ob sie hier in die Gemeindeschule oder auf Lyzeum geht, wissen wir nicht. Aber ihr Onkel schreibt darüber, dass es Simon Feldmann sehr wichtig war, dass alle seine Töchter einen richtigen Beruf erlernen und damit auf eigenen Füßen stehen können. Das ist in dieser Zeit, für Töchter aus wohlhabenden Familien, keine Selbstverständlichkeit. So erlernt auch Ruth einen Beruf und arbeitet als Büroangestellte. Sie ist lungenkrank, auch das nichts Ungewöhnliches. Die Luft im Ortsteil ist sicherlich nicht gesundheitsfördernd. Sie bleibt bis zu ihrem Tod unverheiratet und wohnt in der Tabbertstraße 14.

Ruth wird von den Verfolgungen und Diskriminierungen, denen Jüdinnen und Juden spätestens ab 1933 ausgesetzt sind, nicht verschont. Das Haus in der Tabbertstraße, in dem sie mit ihrer Mutter und anderen Verwandten, wohnt, wird seit der Stilllegung der Fabrik nicht mehr richtig geheizt. Im Herbst 1939 brechen bereits die Wasserleitungen wegen der Kälte und warme Bekleidung war Mangelware. Jüdinnen und Juden müssen seit 1935 alle Pelzwaren und wollene Bekleidung abgeben. Es ist ihnen nicht erlaubt, Textilien zu kaufen.  Wovon auch, die Konten sind eingefroren und von normaler Erwerbsarbeit sind sie ausgeschlossen. Das ist für die lungenkranke Ruth sicherlich keine einfache Zeit. Nach dem Tode ihres Bruders Fritz verlässt sie ihr Krankenlager nicht mehr. Auch der Versuch, sie zu retten und in die Schweiz zur Behandlung zu schicken schlägt fehl.

Es gibt die Möglichkeit, dass sie einen gutwilligen Holländer heiratet, um dadurch geschützt zu sein oder emigrieren zu können. Aber sie ist längst nicht mehr in der Lage, mit der Eisenbahn zu fahren. Ihr Onkel Willi Neumann Wagner  beschreibt in seinen Memoiren, dass es ihm gelingt, Ruth durch die Freundlichkeit von Professor Umber im Oktober 1939 im Westhospital in der Joachimsthaler Strasse 20 in Berlin Charlottenburg unterzubringen. Das ist ein großes Glück und zeugt von der Zivilcourage des Professors, denn um diese Zeit dürfen Jüdinnen und Juden nicht in einem „arischen“ Krankenhaus behandelt werden. Trotz der guten und liebevollen Pflege, die sie hier genießt, stirbt Ruth am 12. November 1939 an Lungentuberkulose und Erschöpfung.