Sophie Feldmann geb. Wagner

Verlegeort
Tabbertstraße 14
Bezirk/Ortsteil
Oberschöneweide
Verlegedatum
03. März 2023
Geboren
30. Juli 1866 in Breslau / Wrocław
Flucht in den Tod
15. Januar 1942

Sophie Wagner wird am 30. Juli 1866 in Breslau, Schlesien (heute Polen) geboren. Ihr Vater David ist zu diesem Zeitpunkt 28 und ihre Mutter Cäcilie  (geb. Auerbach in Danzig 24.1.1842 und gest. am 18.3.1909 in Breslau)  24 Jahre alt. Sie ist das erste Kind in der Familie Wagner. Ihr Vater David Wagner (geb. in Milcz 29.10.1837 und gest. 26.01.1910 in Breslau) führt eine Getreide-, Klee-, und Futtermittelgroßhandlung in Breslau, wo er fast das ganze Leben verbringt. Die Mutter Cäcilie führt den Haushalt und kümmert sich um Sophie und ihre sechs Geschwister, die noch geboren werden. Die Familie bewohnt eine große Wohnung in Breslau.

Am 7.3.1886 heiratet Sophie in Breslau den Färbereibesitzer Simon Feldmann, welcher am 06.05.1853 in Boskowitz (Mähren, damals Österreich) geboren wurde und in Berlin, in der Stralauer Straße 41, ein Wohn- und Fabrikgebäude besitzt. Als Simon Feldmann das alte Fabrikgebäude zu klein wurde, erwirbt er im Jahr 1898 im Berliner Vorort Schöneweide ein ausgedehntes, an der Spree gelegenes Grundstück zur Vergrößerung seines Betriebes.

Sophie bekommt sieben Kinder, wobei zwei bereits im Kleinkindalter sterben. Elsa, Margarete, Charlotte und Fritz wachsen in Berlin und Ruth in Oberschöneweide auf. Alle Kinder müssen, auf Drängen des Vaters, einen praktischen Beruf erlernen. Das ist damals noch nicht Sitte in gutsituierten Familien. Im Jahr 1925 stirbt Simon und Sophie und Fritz übernehmen die Leitung der Färberei und die Weiterführung des Unternehmens.

Mit der Machtergreifung der Nazis und vielen Repressalien können viele deutsche Juden kaum noch ihre Existenz halten. Sie werden systematisch ihres Vermögens und ihrer Existenzgrundlage beraubt, auch Sophie ist davon betroffen. Sie muss besondere Judensteuern und Abgaben zahlen und später wird der Betrieb stillgelegt. Ihr Sohn Fritz stirbt am 29.11.1938 in Folge der Repressalien an Herzversagen. Nach seinem Tod ziehen Sophies Bruder Willy Wagner und seine Frau zu ihr nach Oberschöneweide. Ein Jahr später, am  12.11.1939 verliert Sophie ihre Tochter Ruth, die an den Folgen einer Lungentuberkulose und Erschöpfung stirbt. Auch Sophie ist mittlerweile schwer krank.

Am 10.1.1942 kommt ein Gestapobeamter in die Tabbertstraße 14, um die Anordnung für Sophies Ausweisung und Deportation zu klären. Willy Wagner kann hier zwar kurz einschreiten, aber die endgültige Deportationsaufforderung kann er nicht verhindern. Anfang Januar 1942 wird Fanny Salm, die letzte Haushaltshilfe von Sophie, aus der Tabbertstraße deportiert.

Aufgrund dieser Ereignisse nimmt sich Sophie mit einer hohen Dosis Schlafmittel das Leben und entzieht sich damit ihrer Deportation. Sie stirbt am 15.01.1942.