Rega Lindheimer geb. Stern

Verlegeort
Tabbertstraße 14
Bezirk/Ortsteil
Oberschöneweide
Verlegedatum
03. März 2023
Geboren
16. Dezember 1889 in Meudt
Flucht
1939 Belgien
Interniert
bis 04. August 1942 in Mechelen
Deportation
am 04. August 1942 von Sammellager Mecheln (flämisch: Mechelen) nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Rega Lindheimer wird am 16.12.1889 in Meudt (Westerwald) als Tochter von  Simon und Jeanette stern (geb. Strauß) geboren. Im Ort gibt es seit mindestens 150 Jahren eine jüdische Gemeinde, eine Synagoge und einen jüdischen Friedhof. Mitglieder der Familie Stern sind unter anderem als Kolonialwarenhändler und in anderen Branchen tätig und dort gut integriert. Rega heiratet am 27.12.1910 den Metzger Markus Moritz Lindheimer aus Nassau. Gemeinsam mit ihm und ihren beiden Kindern - Berta (geb. 1911) und Siegfried (geb. 1913) - lebt sie in Meudt.

Ihr Ehemann stirbt 1936 an den Folgen einer OP, der er sich, zur besseren medizinischen Behandlung extra nach Berlin gekommen, in Berlin unterzieht.  Rega bleibt in Berlin und zieht zu ihrer Tochter Berta nach Berlin-Oberschöneweide in die Tabbertstr.14. Dort lebt Berta mit ihrem Ehemann, dem Färbereibesitzer Fritz Feldmann. Regas Sohn Siegfried arbeitet als kaufmännischer Angestellter ebenfalls in Berlin.

Ab 1938 verschlechtern sich die Lebensbedingungen für Juden in Deutschland dramatisch. Das Gesetz über die Judenvermögensabgabe (12.11.1938) bedeutet für das Unternehmen der Feldmanns den finanziellen Ruin. Der Schwiegersohn sieht keinen Ausweg aus der Situation. Er verstirbt am 29.11.1938.

Aus Angst vor weiterer Verfolgung flüchtet Rega gemeinsam mit ihrer Tochter Berta im Juli 1939 nach Brüssel zu Verwandten, möglicherweise zum Bruder Leopold Stern. Für kurze Zeit hofft die Familie Nazideutschland und der Verfolgung entkommen zu sein. Berta heiratet in Brüssel sogar ein zweites Mal, am 27.12.1939, den Kaufmann Walter Simon Rubens aus Haaren (Aachen), der ebenfalls einer Metzgerfamilie entstammt.  Als Berta und ihr Ehemann allerdings im Juli 1941 Walters Mutter, Selma Rubens, zu sich holen wollen, geraten sie in die Fänge der SS, die in der Hergelsmühle bei Haaren bereits ein Lager für Juden eingerichtet hat. Noch einmal wendet es sich aber zum Guten: die beiden Frauen, die zunächst in Hergelsmühle interniert werden, können fliehen. Berta, Selma und Walter entkommen nach Brüssel, in die Rue d’Eglise 40.

Aber der Krieg holt auch Belgien ein. Im Mai 1940 wird Belgien bereits deutsch besetzt. Ab Oktober müssen sich die Juden registrieren lassen und von Januar 1941 an ist keine Ausreise für belgische Juden mehr möglich.Im April 1942 müssen alle registrierten Juden ihre Wertgegenstände abgeben. Doch die Unterstützung für die Verfolgten ist besonders in Belgien sehr groß. Viele werden von der Bevölkerung versteckt und ernährt oder mit falschen Papieren versorgt.

Die Rubens und Rega Lindheimer müssen wahrscheinlich mehrfach die Wohnung wechseln, denn ihr Status als Staatenlose (die deutsche Staatsbürgerschaft war ihnen aberkannt worden) stellt eine zusätzliche Gefährdung für sie dar.

Im Juli 1942 richtet die SS dann in Mechelen zwischen Brüssel und Antwerpen ein SS-Sammellager ein. Dorthin werden Berta, Walter und Selma Rubens sowie Rega Lindheimer verschleppt und mit dem ersten Transport, am 4.8.1942, nach Auschwitz deportiert und ermordet.