Heinz Eugen Almus

Verlegeort
Dortmunder Straße 13
Bezirk/Ortsteil
Moabit
Verlegedatum
20. September 2013
Geboren
30. September 1925 in Berlin
Deportation
am 04. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
05. Juni 1943 in Auschwitz

Heinz-Egon Almus wurde am 30. September 1925 in Berlin geboren. Er war der Sohn des Kaufmanns Oskar Almus und der Margarete Almus, geb. Feder. Seine Eltern stammten aus dem damals zu Österreich-Ungarn gehörenden Böhmen, hatten 1920 in Hohenelbe (heute Vrchlabí) geheiratet und waren danach nach Berlin gezogen. In der Hauptstadt eröffneten sie einen Konfektions-Engros-Geschäft für Damenkleider, „Oskar Almus & Co.“, das in der Nähe des Hausvogteiplatzes lag. Ihre Wohnung hatten sie in der Dortmunder Straße 13 im Westfälischen Viertel. Hier kam zwei Jahre vor der Geburt von Heinz-Egon seine ältere Schwester Vera Ruth zur Welt.<br />
<br />
Aus den wenigen Zeugnissen zur Familie Almus aus dieser Zeit, lässt sich schließen, dass die Kinder behütet und ohne materielle Nöte aufwuchsen. Die Familie zählte zum bildungsbürgerlichen Mittelstand Berlins. Außer ihren Eltern gab es mit ihrer Tante Jenny Stiassny, geb. Almus, und ihrem Onkel Alfred Almus noch weitere Verwandte, die in Berlin lebten. Aus den späteren Angaben der Schwester Vera Ruth geht hervor, dass beide Elternteile – und wohl auch die Familie insgesamt – sehr musikalisch waren. So befand sich in ihrer Wohnung nicht nur ein elektrischer Plattenspieler mit einer großen Sammlung an Aufnahmn von Konzerten und Opern, sondern auch ein Klavier und eine Geige für die Hausmusik. Heinz-Egon war während seiner Schulzeit Mitglied im Chor der Jüdischen Gemeinde. 1932 war er in die Volksschule in der Bochumerstraße eingeschult worden.<br />
<br />
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Heinz-Egon Almus und seine Familie. Erlasse und Sondergesetze drängten sie zunehmend in die Position von Rechtlosen. Seine Eltern waren seit 1933 als Geschäftsinhaber ein exponiertes Ziel für die antisemitischen Kampagnen, Boykotte und Ausschreitungen in der Stadt. Heinz-Egon und seine Schwester bekamen die Diskriminierungen unmittelbar im Bildungswesen zu spüren. Bereits 1933 war dem achtjährigen Heinz-Egon mit dem „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ die Chance auf einen höheren Bildungszweig erschwert worden. Ein Erlass von 1935 sah eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ in Schulen vor. Aus Angaben seiner Schwester geht hervor, dass er in dieser Zeit als Zehnjähriger die Schule wechselte. Seine Schülerkarteikarte verzeichnet einen Schulwechsel am 17. April 1936 in die Sexta der Menzel Oberrealschule, wo er am 19. März 1937 austrat und auf eine höhere Schule der Jüdischen Gemeinde wechselte.<br />
<br />
Vera Ruth berichtete später zur beruflichen Situation ihrer Eltern: „Im Jahre 1936 oder 1937 war mein Vater unter Einwirkung der Nationalsozialisten gezwungen, die Geschäftsräume aufzugeben und die Angestellten zu entlassen. Er führte mit meiner Mutter das Geschäft in kleinem Maßstabe bis November 1938 weiter.“ Dafür wurde eigens ein Zimmer der neuen Wohnung in der Stromstraße umfunktioniert. Weiter schilderte sie: „Im November 1938 kam er [Oskar Almus] in das Konzentrationslager Dachau [Anm.: Im Gedenkbuch wird dagegen eine Internierung im Konzentrationslager Sachsenhausen angegeben] und wurde von dort krank Ende Dezember 1938 entlassen. Meine Mutter litt an einem Nervenzusammenbruch. Da beide Eltern krank waren, war es ihnen unmöglich, die Auswanderung zu betreiben. – Ich selbst kam im Juni 1939 mit einem Kindertransport nach England, während meine Eltern in einem möblierten Zimmer in Berlin, Solingerstr[aße] blieben.“ Oskar und Margarete Almus hatten ihre Wohnung in der Stromstraße aufgeben müssen und zogen mit Heinz-Egon zunächst in eine kleinere Wohnung in der Solinger Straße und zuletzt 1941/1942 in die Jagowstraße 1.<br />
<br />
Spätestens seit den 1940er-Jahren mussten Heinz-Egons Eltern Zwangsarbeit in Berlin leisten: Seine Mutter in den Anlagen der „Krone Preßwerk GmbH“ in der Frankfurter Allee 288 in Lichtenberg und sein Vater in den Daimon-Batterie- und Taschenlampenwerken der „Elektrotechnische Fabrik Schmidt & Co“ in der Sellerstraße 13 in Berlin-Wedding. Heinz-Egon war zuletzt bei der Arbeitsgemeinschaft Berliner Optiker beschäftigt. Vera Ruth erhielt in England Anfang der 1940er-Jahre eine Postkarte von ihrem Bruder durch das Rote Kreuz übersandt, in der es hieß, dass dieser Optiker lernen wolle und schon in der Lehre sei. Es war das letzte persönliche Lebenszeichen ihres Bruders, das sie erreichte.<br />
<br />
Heinz-Egon Almus wurde gemeinsam mit seinen Eltern im Zuge der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, Ende Februar 1943 in Berlin verhaftet und in eines der Berliner Sammellager verschleppt. Von dort wurden der 17-Jährige und seine Eltern mit dem „34. Osttransport“ am 4. März 1943 aus Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo seine Eltern – vermutlich unmittelbar nach Ankunft des Transports – ermordet wurden. Heinz-Egon wurde zunächst in das Lager selektiert, wo er wenige Wochen später, am 5. Juni 1943, ermordet wurde.<br />
<br />
Heinz-Egons Schwester Vera Ruth, später verheiratete Schragenheim, überlebte im Exil in England. Sie wurde Krankenschwester und lebte nach Ende des Krieges mit ihrem Mann und ihren Kindern in Israel.

Heinz-Egon Almus wurde am 30. September 1925 in Berlin geboren. Er war der Sohn des Kaufmanns Oskar Almus und der Margarete Almus, geb. Feder. Seine Eltern stammten aus dem damals zu Österreich-Ungarn gehörenden Böhmen, hatten 1920 in Hohenelbe (heute Vrchlabí) geheiratet und waren danach nach Berlin gezogen. In der Hauptstadt eröffneten sie einen Konfektions-Engros-Geschäft für Damenkleider, „Oskar Almus & Co.“, das in der Nähe des Hausvogteiplatzes lag. Ihre Wohnung hatten sie in der Dortmunder Straße 13 im Westfälischen Viertel. Hier kam zwei Jahre vor der Geburt von Heinz-Egon seine ältere Schwester Vera Ruth zur Welt.

Aus den wenigen Zeugnissen zur Familie Almus aus dieser Zeit, lässt sich schließen, dass die Kinder behütet und ohne materielle Nöte aufwuchsen. Die Familie zählte zum bildungsbürgerlichen Mittelstand Berlins. Außer ihren Eltern gab es mit ihrer Tante Jenny Stiassny, geb. Almus, und ihrem Onkel Alfred Almus noch weitere Verwandte, die in Berlin lebten. Aus den späteren Angaben der Schwester Vera Ruth geht hervor, dass beide Elternteile – und wohl auch die Familie insgesamt – sehr musikalisch waren. So befand sich in ihrer Wohnung nicht nur ein elektrischer Plattenspieler mit einer großen Sammlung an Aufnahmn von Konzerten und Opern, sondern auch ein Klavier und eine Geige für die Hausmusik. Heinz-Egon war während seiner Schulzeit Mitglied im Chor der Jüdischen Gemeinde. 1932 war er in die Volksschule in der Bochumerstraße eingeschult worden.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Heinz-Egon Almus und seine Familie. Erlasse und Sondergesetze drängten sie zunehmend in die Position von Rechtlosen. Seine Eltern waren seit 1933 als Geschäftsinhaber ein exponiertes Ziel für die antisemitischen Kampagnen, Boykotte und Ausschreitungen in der Stadt. Heinz-Egon und seine Schwester bekamen die Diskriminierungen unmittelbar im Bildungswesen zu spüren. Bereits 1933 war dem achtjährigen Heinz-Egon mit dem „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ die Chance auf einen höheren Bildungszweig erschwert worden. Ein Erlass von 1935 sah eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ in Schulen vor. Aus Angaben seiner Schwester geht hervor, dass er in dieser Zeit als Zehnjähriger die Schule wechselte. Seine Schülerkarteikarte verzeichnet einen Schulwechsel am 17. April 1936 in die Sexta der Menzel Oberrealschule, wo er am 19. März 1937 austrat und auf eine höhere Schule der Jüdischen Gemeinde wechselte.

Vera Ruth berichtete später zur beruflichen Situation ihrer Eltern: „Im Jahre 1936 oder 1937 war mein Vater unter Einwirkung der Nationalsozialisten gezwungen, die Geschäftsräume aufzugeben und die Angestellten zu entlassen. Er führte mit meiner Mutter das Geschäft in kleinem Maßstabe bis November 1938 weiter.“ Dafür wurde eigens ein Zimmer der neuen Wohnung in der Stromstraße umfunktioniert. Weiter schilderte sie: „Im November 1938 kam er [Oskar Almus] in das Konzentrationslager Dachau [Anm.: Im Gedenkbuch wird dagegen eine Internierung im Konzentrationslager Sachsenhausen angegeben] und wurde von dort krank Ende Dezember 1938 entlassen. Meine Mutter litt an einem Nervenzusammenbruch. Da beide Eltern krank waren, war es ihnen unmöglich, die Auswanderung zu betreiben. – Ich selbst kam im Juni 1939 mit einem Kindertransport nach England, während meine Eltern in einem möblierten Zimmer in Berlin, Solingerstr[aße] blieben.“ Oskar und Margarete Almus hatten ihre Wohnung in der Stromstraße aufgeben müssen und zogen mit Heinz-Egon zunächst in eine kleinere Wohnung in der Solinger Straße und zuletzt 1941/1942 in die Jagowstraße 1.

Spätestens seit den 1940er-Jahren mussten Heinz-Egons Eltern Zwangsarbeit in Berlin leisten: Seine Mutter in den Anlagen der „Krone Preßwerk GmbH“ in der Frankfurter Allee 288 in Lichtenberg und sein Vater in den Daimon-Batterie- und Taschenlampenwerken der „Elektrotechnische Fabrik Schmidt & Co“ in der Sellerstraße 13 in Berlin-Wedding. Heinz-Egon war zuletzt bei der Arbeitsgemeinschaft Berliner Optiker beschäftigt. Vera Ruth erhielt in England Anfang der 1940er-Jahre eine Postkarte von ihrem Bruder durch das Rote Kreuz übersandt, in der es hieß, dass dieser Optiker lernen wolle und schon in der Lehre sei. Es war das letzte persönliche Lebenszeichen ihres Bruders, das sie erreichte.

Heinz-Egon Almus wurde gemeinsam mit seinen Eltern im Zuge der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, Ende Februar 1943 in Berlin verhaftet und in eines der Berliner Sammellager verschleppt. Von dort wurden der 17-Jährige und seine Eltern mit dem „34. Osttransport“ am 4. März 1943 aus Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo seine Eltern – vermutlich unmittelbar nach Ankunft des Transports – ermordet wurden. Heinz-Egon wurde zunächst in das Lager selektiert, wo er wenige Wochen später, am 5. Juni 1943, ermordet wurde.

Heinz-Egons Schwester Vera Ruth, später verheiratete Schragenheim, überlebte im Exil in England. Sie wurde Krankenschwester und lebte nach Ende des Krieges mit ihrem Mann und ihren Kindern in Israel.