Hugo Glaser

Verlegeort
Elberfelder Straße 29
Bezirk/Ortsteil
Tiergarten
Verlegedatum
04. Juni 2022
Geboren
27. März 1886 in Brieg (Schlesien) / Brzeg
Beruf
Pharmazeut
Zwangsarbeit
Apotheker (KZ Sachsenhausen)
Verhaftet
November 1938 bis 14. Dezember 1938 in KZ Sachsenhausen
Deportation
am 17. November 1941 von Elberfelder Straße 29 nach Kowno, Fort IX
Ermordet
25. November 1941 in Kowno, Fort IX

Hugo Glaser wurde am 27. März 1886 in Brieg in Schlesien geboren, als einziges Kind wohlhabender Eltern. Er studierte an der Technischen Hochschule Braunschweig Pharmazie. 1911 erhielt er seine Approbation zum Apotheker.

Neun Jahre später, im Mai 1920, heiratete Hugo die in Buttenhausen, Württemberg, geborene Rosa Feldmann in Mannheim. Er war 34 Jahre alt.

Rosa Feldmann kam am 22. Dezember 1893 in Buttenhausen, Württemberg, als Siebte von insgesamt 9 Geschwistern auf die Welt. Ihre Mutter hieß Jeannette Feldmann und war eine geborene Löwenthal. Ihr Vater, Wolf Feldmann, verdiente sein Geld als Reisender. Ihre Familie zog später nach Saarwellingen in der Rheinprovinz, heute Rheinland-Pfalz. Rosa war eine jüngere Schwester von Lina Wolf, geb. Feldmann.

Nach der Hochzeit ging das Paar nach Berlin, wo sie im Juni 1920  eine Wohnung in der Turmstraße 73 in Tiergarten bezogen. Bald kam ihr Sohn Hans Wolfgang zur Welt, im November 1921. Vier Jahre später, im April 1925, wurde Sohn Ludwig geboren. 12 Jahre lebten die Glasers in der Turmstraße, dann zogen sie am 24. März 1932 in die ruhigere Elberfelder Straße 29, 2. Stock, um.

Hugo Glaser war in den 1930er Jahren in der Zions-Apotheke in der Anklamer Straße 39 angestellt. Die Apotheke zusammen mit einer Drogerie im Nachbarhaus gehörte dem jüdischen Apotheker Isbert Semmel.  

Mit der Machtübernahme Hitlers und dem Aufruf zum Boykott  jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 begann für die jüdischen Apotheker in Berlin der Niedergang. Am 31.01.1939 wurde jüdischen Apothekern die Bestallung entzogen, das heißt, sie durften ihren Beruf nicht mehr ausüben.

Hugo Glaser wurde 1938 vermutlich infolge der Novemberpogrome verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert. Sein Schwager Friedrich Feldmann erinnerte sich nach dem Krieg, dass Hugo "als Apotheker in einem Labor für die Lagerverwaltung arbeiten konnte". Am 14. Dezember 1938 entließ man ihn wieder aus dem KZ.

Hugo und Rosa Glaser waren wohlhabend, das belegen die Unterlagen des Rückerstattungsantrags von Friedrich Feldmann, der in den 1950er und 1960er Jahren über 15 Jahre lang versuchte, vom bundesdeutschen Staat Schadensersatz für das von den Nazis geraubte Eigentum Rosa Glasers zu erhalten. Wie sich die Familie seit der Verhaftung Hugos und dem Berufsverbot  für jüdische Apotheker Anfang 1939 durchbrachte, ist unklar, ihr Besitz wird ihnen möglicherweise eine Zeit lang geholfen haben.

Im Sommer 1939, kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, zogen Rosas Schwester Lina Wolf und deren Tochter Ingeborg bei Familie Glaser in der Elberfelder Straße 29 ein. Hier wohnten sie zusammen, bis Familie Glaser deportiert wurde und Lina und Ingeborg nach Schöneberg in die Elßholzstraße 17 ziehen mussten.

Am 17. November 1941 wurde Familie Glaser mit 1002 weiteren jüdischen Menschen vom Bahnhof Grunewald nach Kowno in Litauen deportiert. Acht Tage später, am 25. November 1941, wurden Hugo, 55 Jahre alt, Rosa, 48 Jahre alt, Hans Wolfgang, 20 Jahre alt und Ludwig, 16 Jahre alt, in der Erschießungsstätte Kowno, Fort IX ermordet. Es war Hans Wolfgangs 20. Geburtstag.