Rosa Glaser geb. Feldmann

Verlegeort
Elberfelder Straße 29
Bezirk/Ortsteil
Tiergarten
Verlegedatum
04. Juni 2022
Geboren
22. Dezember 1893 in Buttenhausen (Württemberg)
Beruf
unbekannt
Deportation
am 17. November 1941 von Elberfelder Straße 29 nach Kowno, Fort IX
Ermordet
25. November 1941 in Fort Kowno, Fort IX

Rosa Feldmann kam am 22. Dezember 1893 in Buttenhausen, Württemberg, als Siebte von insgesamt 9 Geschwistern auf die Welt. Ihre Mutter hieß Jeannette Feldmann und war eine geborene Löwenthal. Ihr Vater, Wolf Feldmann, verdiente sein Geld als Reisender. Ihre Familie zog später nach Saarwellingen in der Rheinprovinz, heute Rheinland-Pfalz.

Rosa heiratete im Mai 1920 im Alter von 27 Jahren den Apotheker Hugo Glaser (* 27.03.1886, Brieg/Schlesien) in Mannheim.

Nach der Hochzeit ging das Paar nach Berlin, wo sie im Juni 1920 eine Wohnung in der Turmstraße 73 in Tiergarten bezogen. Im November 1921 kam ihr Sohn Hans Wolfgang zur Welt. Vier Jahre später, im April 1925, wurde Sohn Ludwig geboren.

12 Jahre lebten die Glasers in der Turmstraße, dann zogen sie im Jahr 1932 in die ruhigere Elberfelder Straße 29, 2. Stock, um.

Rosas Ehemann war in den 1930er Jahren in der Zions-Apotheke in der Anklamer Straße 39 angestellt. Die Apotheke zusammen mit einer Drogerie im Nachbarhaus gehörte dem jüdischen Apotheker Isbert Semmel. 

Mit der Machtübernahme Hitlers und dem Aufruf zum Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 begann auch für die jüdischen Apotheker in Berlin der Niedergang. Am 31.01.1939 wurde jüdischen Apothekern die Bestallung entzogen, das heißt, sie durften ihren Beruf nicht mehr ausüben.

Nur wenige Monate zuvor wurde Hugo Glaser, vermutlich im Zuge der Novemberpogrome 1938, verhaftet und im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Sein Schwager Friedrich Feldmann erinnerte sich nach dem Krieg, dass Hugo „als Apotheker in einem Labor für die Lagerverwaltung arbeiten konnte“. Am 14. Dezember 1938 entließ man ihn wieder aus dem KZ.

Hugo und Rosa Glaser waren wohlhabend, das belegen die Unterlagen des Rückerstattungsantrags von Friedrich Feldmann. Er hatte in den 1950er und 1960er Jahren über 15 Jahre lang versuchte, vom bundesdeutschen Staat Schadensersatz für das von den Nazis geraubte Eigentum seiner Schwester zu erhalten. Wie sich die Familie seit der Verhaftung Hugos und dem Berufsverbot für jüdische Apotheker im Januar 1939 durchbrachte, ist unklar. Möglicherweise war ihr Besitz eine Zeit lang eine willkommene Stütze.

Im Sommer 1939, kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, zogen Rosas Schwester Lina Wolf und deren Tochter Ingeborg bei Familie Glaser in der Elberfelder Straße 29 ein. Hier wohnten sie zusammen, bis Familie Glaser deportiert wurde und Lina und Ingeborg nach Schöneberg in die Elßholzstraße 17 ziehen mussten.

Am 17. November 1941 wurde Rosa Glaser mit ihrer Familie und 1002 weiteren jüdischen Menschen vom Bahnhof Grunewald nach Kowno in Litauen deportiert. Acht Tage später, am 25. November 1941, wurden Rosa, 48 Jahre alt, Hugo, 55 Jahre alt, Hans Wolfgang, 20 Jahre alt und Ludwig, 16 Jahre alt, in der Erschießungsstätte Kowno, Fort IX ermordet. Es war Hans Wolfgangs 20. Geburtstag.