Josef David Wolf

Verlegeort
Elberfelder Straße 29
Bezirk/Ortsteil
Tiergarten
Verlegedatum
04. Juni 2022
Geboren
31. August 1882 in Mayen (Rheinprovinz)
Beruf
Besitzer von Schuhgeschäften, Fabrikant
Flucht
1938 Belgien
Deportation
am 10. Mai 1940 nach St. Cyprien, Südfrankreich
Verstorben an den Folgen von Haft und Folter
15. Juni 1943 in Ixelles, Belgien

Josef David Wolf wurde am 31. August 1882 in Mayen, Rheinprovinz (heute Rheinland-Pfalz), geboren. Seine Eltern waren der Handelsmann Sigmund Wolf und Rosina Wolf, geborene Marx.
Im Jahr 1912 heiratete Josef Lina Feldmann in Saarwellingen, Rheinprovinz. Er hatte Lina in einem Fotogeschäft in Frankfurt am Main, wo die junge Frau als Geschäftsführerin tätig war, kennengelernt. Zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit war Josef David 30 Jahre und Lina 26 Jahre alt.
Das Paar zog nach Trier, wo sie eine Familie gründeten und sich eine Existenz aufbauten. Lina brachte drei Kinder zur Welt, Elly Regina (1914), Ingeborg (1916) und Sohn Leo (1924). Die kleine Elly Regina starb mit 20 Monaten.
Josef David und Lina gründeten in Trier die Firma "Schuhhaus Wolf" mit zwei Zweigstellen in bester Lage ganz in der Nähe der Porta Westfalica. Viele Jahre später, im April 1933, gründete Josef David Wolf ein weiteres Schuhgeschäft mit dem Namen "Chasalla" in Köln, in der vornehmen Einkaufsstraße Hohestraße unweit vom Kölner Dom.
Nach über 20-jähriger Ehe trennte sich Josef von seiner Frau Lina und den Kindern und zog nach Köln. In den Folgejahren kaufte er eine Keramikfabrik mit Produktionsstätten in Bonn und Köln, die er jedoch bald darauf zu einem Spottpreis, den die Nazis diktiert hatten, veräußern musste.
Mit der Machtübernahme Hitlers und dem Aufruf zum Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 begann auch in Trier die gezielte Demontage jüdischer Geschäfte, die sich mit den "Nürnberger Gesetzen" vom 15. September 1935 noch verschärfte. 1936 verkauften Josef und Lina die beiden Schuhgeschäfte in Trier und auch Lina Wolf zog mit den Kindern Ingeborg und Leo nach Köln.
In der Reichspogromnacht im November 1938 wurde das Wolf'sche Schuhgeschäft "Chasalla" in Köln völlig zerstört. Josef David Wolf musste fliehen. Zu Fuß flüchtete er mit seiner neuen Partnerin Marguerite Margolinski über die Grenze bei Aachen nach Belgien. In Brüssel beantragte Josef Wolf eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung für sich und seine Partnerin. Das eigentliche Ziel von Josef und Marguerite aber war Holland, doch zu einer Weiterreise kam es nicht.
Josef war offenbar trotz seiner Flucht nicht mittellos. Von der belgischen Ausländerbehörde bei seiner Ankunft in Brüssel befragt, ob er über Vermögen verfüge, gab er als Antwort "Fabriken" an. Außerdem engagierte er einen Anwalt, der ihn bei seinem Antrag auf eine Aufenthaltsgenehmigung unterstützte. Das Paar wohnte zuerst in Brüssel, ab Oktober 1940 dann in Ixelles, einem vornehmen Städtchen nahe Brüssel (heute ein Brüsseler Stadtviertel). Josef schaffte es, für sie beide eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu erlangen.
Im Mai 1940 wurde Josef Wolf in das KZ St. Cyprien in Südfrankreich deportiert. Da für den 1. Oktober 1940 der Umzug von Josef Wolf nach Ixelles, Belgien, rue Jean d'Ardenne 19 amtlich bescheinigt ist, ist zu vermuten, dass Josef Wolf aus dem KZ flüchten konnte und nach Brüssel zurückkehrt war.
Ab Juni 1941 musste Josef Wolf immer wieder in ein Krankenhaus zur Behandlung, möglicherweise eine Folge seiner Gefangenschaft in St. Cyprien und seiner Flucht. Zuletzt wurde er in das Krankenhaus Hôpital Civil d' Ixelles eingeliefert. Dort starb er zwei Monate später am 15. Juni 1943.

 

Josef David Wolf wurde am 31. August 1882 in Mayen, Rheinprovinz (heute Rheinland-Pfalz), geboren. Seine Eltern waren der Handelsmann Sigmund Wolf und Rosina Wolf, geborene Marx.

Im Jahr 1912 heiratete Josef Lina Feldmann in Saarwellingen, Rheinprovinz. Er hatte Lina in einem Fotogeschäft in Frankfurt am Main, wo die junge Frau als Geschäftsführerin tätig war, kennengelernt. Zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit war Josef David 30 Jahre und Lina 26 Jahre alt.

Das Paar zog nach Trier, wo sie eine Familie gründeten und sich eine Existenz aufbauten. Lina brachte drei Kinder zur Welt, Elly Regina (1914), Ingeborg (1916) und Sohn Leo (1924). Die kleine Elly Regina starb mit 20 Monaten.

Josef David und Lina eröffneten in Trier die Firma "Schuhhaus Wolf" mit zwei Zweigstellen in bester Lage ganz in der Nähe der Porta Westfalica. Viele Jahre später, im April 1933, gründete Josef David Wolf ein weiteres Schuhgeschäft mit dem Namen "Chasalla" in Köln, in der vornehmen Einkaufsstraße Hohestraße unweit vom Kölner Dom.

Nach über 20-jähriger Ehe trennte sich Josef von seiner Frau Lina und den Kindern und zog nach Köln. In den Folgejahren kaufte er eine Keramikfabrik mit Produktionsstätten in Bonn und Köln, die er jedoch bald darauf zu einem Spottpreis, den die Nazis diktiert hatten, veräußern musste.

Mit der Machtübernahme Hitlers und dem Aufruf zum Boykott  jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 begann auch in Trier die gezielte Demontage jüdischer Geschäfte, die sich mit den "Nürnberger Gesetzen" vom 15. September 1935 noch verschärfte.[1] 1936 verkauften Josef und Lina die beiden Schuhgeschäfte in Trier und auch Lina Wolf zog mit den Kindern Ingeborg und Leo nach Köln.

In der Reichspogromnacht im November 1938 wurde das Wolf'sche Schuhgeschäft "Chasalla" in Köln völlig zerstört. Josef David Wolf musste fliehen. Zu Fuß flüchtete er mit seiner neuen Partnerin Marguerite Margolinski über die Grenze bei Aachen nach Belgien. In Brüssel beantragte Josef Wolf eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung für sich und seine Partnerin. Das eigentliche Ziel von Josef und Marguerite aber war Holland, doch zu einer Weiterreise kam es nicht.

Josef war offenbar trotz seiner Flucht nicht mittellos. Von der belgischen Ausländerbehörde bei seiner Ankunft in Brüssel befragt, ob er über Vermögen verfüge, gab er als Antwort "Fabriken" an. Außerdem engagierte er einen Anwalt, der ihn bei seinem Antrag auf eine Aufenthaltsgenehmigung unterstützte. Das Paar wohnte zuerst in Brüssel, ab Oktober 1940 dann in Ixelles, einem vornehmen Städtchen nahe Brüssel (heute ein Brüsseler Stadtviertel). Josef schaffte es, für sie beide eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu erlangen.

Im Mai 1940 wurde Josef Wolf in das KZ St. Cyprien in Südfrankreich deportiert.[2] Da für den 1. Oktober 1940 der Umzug von Josef Wolf nach Ixelles, Belgien, rue Jean d'Ardenne 19 amtlich bescheinigt ist, ist zu vermuten, dass Josef Wolf aus dem KZ flüchten konnte und nach Brüssel zurückkehrt war.[3]

Ab Juni 1941 musste Josef Wolf immer wieder in ein Krankenhaus zur Behandlung, möglicherweise eine Folge seiner Gefangenschaft in St. Cyprien und seiner Flucht. Zuletzt wurde er in das Krankenhaus Hôpital Civil d' Ixelles eingeliefert. Dort starb er zwei Monate später am 15. Juni 1943.

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[1]Jutta Albrecht, "Staatlich legitimierter Raub. Die "Arisierung" jüdischer Gewerbebetriebe während der nationalsozialistischen Zeit in Trier" in „Arisierung“ jüdischer Gewerbebetriebe in der Region Trier, Arbeitsgemeinschaft Frieden Trier, 2012, S. 4-14.    

[2] Sein Name steht auf der Liste der Deportierten, die von dem Historiker Marcel Bervoets in La liste de Saint-Cyprien zusammengestellt wurde. Marcel Bervoets-Tragholz, La liste de Saint-Cyprien. L’odyssée de plusieurs milliers de Juifs expulsés le 10 mai 1940 par les autorités belges vers des camps d’internement du Sud de la France, antichambre des camps d’extermination, Alice, Bruxelles, 2006, keine Seitenangaben.

[3] Diese Vermutung wurde von der Enkelin Josef Wolfs, Irit Zvulunov, die in Israel lebt, bestätigt. Sie berichtete im Juni 2022, als sie zur Verlegung der Stolpersteine in Berlin war, dass die Erzählung von der gelungenen Flucht Josefs aus St. Cyprien innerhalb der Familie kursiere.