Lina Wolf geb. Feldmann

Verlegeort
Elberfelder Straße 29
Bezirk/Ortsteil
Tiergarten
Verlegedatum
04. Juni 2022
Geboren
30. Januar 1886 in Buttenhausen (Württemberg)
Beruf
Kaufmännische Ausbildung, Inhaberin von Schuhgeschäften
Deportation
am 27. November 1941 von Elßholzstraße 17, Berlin-Schöneberg nach Riga
Ermordet
30. November 1941 in Riga-Rumbula

Lina Wolf wurde am 30. Januar 1886 in Buttenhausen in Württemberg in die Familie Feldmann geboren. Sie war das zweite von insgesamt 9 Geschwistern. Ihre Mutter hieß Jeannette und war eine geborene Löwenthal. Ihr Vater, Wolf Feldmann, verdiente sein Geld als Handelsreisender.

Die Familie zog nach Saarwellingen, Rheinprovinz (heute Rheinland-Pfalz). Lina machte eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete als Geschäftsführerin eines Fotostudios in Frankfurt am Main. In diesem Studio traf sie ihren zukünftigen Ehemann Josef David Wolf.

Lina und Josef heirateten1912 in Saarwellingen. Zu diesem Zeitpunkt war Josef 30 und Lina 26 Jahre alt. Das Paar zog nach Trier, wo Lina drei Kinder zur Welt brachte: Elly Regina im Jahr 1914, Ingeborg, mitten im Ersten Weltkrieg 1916 und acht Jahre später, 1924, Sohn Leo. Die kleine Elly Regina starb mit 20 Monaten noch bevor ihre Schwester Ingeborg zur Welt kam.

Die Wolfs gründeten in Trier die Firma „Schuhhaus Wolf“ mit zwei Geschäften in bester Innenstadtlage. Wie sich Sohn Leo Jahrzehnte später erinnert, arbeitete seine Mutter immer Vollzeit als Geschäftsführerin mit Zeichnungsbefugnis. Geschäftliche Schreiben und Rechnungen unterschrieb sie mit „Frau Josef Wolf“.

Im April 1933, kurz nach dem Machtantritt Hitlers, gründete Josef Wolf ein weiteres Schuhgeschäft in Köln mit dem Namen „Chasalla". Es lag in der vornehmen Einkaufsstraße Hohestraße unweit des Kölner Doms. Das Ehepaar trennte sich kurz darauf und Josef zog nach Köln. Lina blieb mit den Kindern in Trier und führte die beiden Schuhläden weiter.

Mit dem Aufruf zum Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 begann auch in Trier der gezielte wirtschaftliche Angriff auf jüdische Geschäfte, der sich mit den „Nürnberger Gesetzen“ zwei Jahre später noch verschärfte.[1]

1936 verkauften Josef und Lina die Firma „Schuhhaus Wolf“ mit den beiden Schuhgeschäften in Trier und auch Lina Wolf zog mit Ingeborg und Leo nach Köln, wo sie nicht weit entfernt vom Wohnsitz des Ehemanns eine 4-Zimmerwohnung bezogen.

Trotz der Boykottmaßnahmen der Nazis und der Trennung von ihrem Mann war Lina wohlhabend. Wie ihr Neffe Simon Feldmann nach dem Krieg erklärte, wohnte sie in einer großzügigen, hochwertig eingerichteten 4-Zimmerwohnung, beschäftigte zwei Hausangestellte und besaß wertvolle Kleidung, Bilder und Schmuck.

In der Reichspogromnacht im November 1938 wurde das Wolf'sche Schuhgeschäft „Chasalla“ in Köln völlig zerstört und Josef musste fliehen.

Zu jener Zeit war Linas Tochter Ingeborg mit Ernst Markus verlobt, der in Amsterdam lebte. Lina wollte nach der Hochzeit der beiden ebenfalls nach Amsterdam ziehen. Sie löste ihre Wohnung in Köln auf und verschickte den gesamten Hausstand nach Amsterdam. Die Fracht kam nie in Amsterdam an. Die Auswanderung in die Niederlande scheiterte vorerst.

Im August 1939, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zog Lina mit ihrer Tochter Ingeborg zu ihrer Schwester Rosa Glaser, deren Mann Hugo Glaser und den Söhnen Ludwig und Hans Wolfgang nach Berlin in die Elberfelder Straße 29, Berlin-Tiergarten. Hier wollten sie auf ihre Ausreise nach Holland warten.

Der 16-jährige Leo blieb in Köln und bereitete sich mit der Jugend-Alija auf seine Auswanderung nach Palästina vor. Lina sah ihren Sohn ein letztes Mal im Jahr 1940 in Berlin, von wo aus er die Ausreise nach Palästina antrat. Dort angekommen korrespondierte er mit Lina mithilfe des Roten Kreuz. Den letzten Brief von seiner Mutter erhielt Leo im Sommer 1941.

Vermutlich im Zusammenhang mit der Deportation der Familie Glaser am 17. November 1941 mussten Lina und Ingeborg in die Elßholzstraße 17 in Schöneberg umziehen. Von dort wurden sie abgeholt und am 27. November 1941 mit 1.051 weiteren Juden vom Bahnhof Grunewald aus nach Riga, Lettland, deportiert. Direkt nach der Ankunft am 30. November 1941 wurden alle Menschen dieses Transports, darunter Lina, 55 Jahre alt, und Ingeborg, 25 Jahre alt, im Wald von Rumbula mit Gewehrschüssen ermordet.