Emanuel Fink

Verlegeort
Große Hamburger Str. 29
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Geboren
19. April 1871 in Pleß (Schlesien)
Beruf
Textilvertreter
Deportation
am 15. August 1942 nach Riga
Ermordet
im Ghetto Riga

Emanuel Fink wurde am 19. April 1871 in Pleß (dem heutigen Pszczyna in Polen) geboren. Die Stadt liegt im oberschlesischen Hügelland etwa 37 Kilometer südlich von Kattowitz (Katowice). Emanuel war der Sohn des Gastwirtes Louis Fink und dessen Frau Rosalie, geb. Simon. Er wuchs im Kreis von mindestens zwei Geschwistern auf: Sein älterer Bruder Isidor war 1868 geboren worden und seine jüngere Schwester Bertha Fink kam 1875 zur Welt. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Emanuel Fink und seinen Geschwistern in Pleß haben sich keine weiteren Quellen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Emanuel rund 330 der 3854 Einwohner zählten.<br />
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Nach seinem Schulabschluss schlug Emanuel Fink eine kaufmännische Berufslaufbahn ein, zog spätestens in den 1920er-Jahren nach Berlin und war dort unter anderem als Handelsvertreter und Textilhändler tätig. Am 2. Juni 1924 heiratete er in Charlottenburg die aus Unterfranken stammende Regina Schloss. Die Tochter von Isaak Louis Schloss und seiner Frau Klara, geb. Maier, war 1892 in Maroldsweisach geboren worden. Zum Zeitpunkt der Hochzeit lebte Emanuel Fink in einer Wohnung in der Leibnizstraße 59 in Charlottenburg, seine Ehefrau zusammen mit ihrem Bruder Moritz Schloss, der auch Trauzeuge der Ehe war, ebenfalls in Charlottenburg. Als zweiter Trauzeuge fungierte der Kaufmann Benno Altmann, der Emanuels Schwester Bertha geheiratet hatte, und mit dieser in einer Wohnung im Grunewald lebte. Auch Emanuels älterer Bruder Isidor wohnte mit seiner Frau Helene, geb. Friedländer, und dem gemeinsamen Sohn Fritz Karl in den 1920er-Jahren in Berlin-Charlottenburg. Ende der 1920er-Jahre zogen Emanuel und Regina Fink in die Jeverstraße 12 in Steglitz. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben des Ehepaares im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Emanuel Fink und seine Angehörigen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre hatte die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zugenommen. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität; Erlasse und Sondergesetze drängten die Finks zunehmend in die Position von Rechtlosen. 1933 war das Ehepaar umgezogen. Ihre neue Wohnung befand sich in der Großen Hamburger Straße 30 in Mitte. Während der 1930er-Jahre konnte Emanuel Fink noch mit seiner Tätigkeit als Textilvertreter unter immer schwierigeren Bedingungen das Einkommen des Ehepaares sichern. Im September 1939 war die Eheleute gezwungen, erneut umzuziehen. Ihre letzte Berliner Wohnung, die sie sich mit zwei Untermietern teilten, lag in Wilmersdorf in der Düsseldorfer Straße 65. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurde das Leben für die Finks in Berlin zum Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Zudem musste Regina Fink Zwangsarbeit als Presserin bei dem Unternehmen „Elektro-Glimmer- und Preßwerke Scherb & Schwer KG“ in der Lehderstraße 34–35 in Berlin-Weißensee leisten.<br />
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Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Emanuel und Regina Fink erhielten den Deportationsbescheid im Sommer 1942. Am 15. August 1942 wurden die beiden zusammen mit dem „18. Osttransport“ aus Berlin in das Ghetto Riga deportiert. Auf der Deportationsliste wurde der damals 71-jährige Emanuel Fink – anders als seine erheblich jüngere Ehefrau – als nicht arbeitsfähig gekennzeichnet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Emanuel Fink unmittelbar nach der Ankunft des Transports am Morgen des 18. August 1942 in den Wäldern von Rumbula erschossen worden ist und vermutlich teilte dieses Schicksal seine Ehefrau, sofern sie nicht als Zwangsarbeiterin in das Lager selektiert und später ermordet worden ist. Keiner der beiden Eheleute gehörte in jedem Fall zu den wenigen Überlebenden des Ghettos Riga.<br />
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Emanuels Geschwister waren zuletzt wieder in Oberschlesien ansässig gewesen. Seine Schwester Bertha Altmann starb am 11. Dezember 1941 in Beuthen O.S. (Bytom); sein Bruder Isidor Fink wurde mit seiner Ehefrau Helene, geb. Friedländer am 30. August 1942 aus Breslau (Wrocław) in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo Isidor Fink am 22. September 1942 und Helene Fink am 5. März 1943 ermordet wurden – entweder durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung mittels planvoller Mangelernährung, versagter Medikamente, Kälte und körperlichen Misshandlungen. Das Schicksal von Emanuels Neffen Fritz Karl Fink ist ungeklärt.

Emanuel Fink wurde am 19. April 1871 in Pleß (dem heutigen Pszczyna in Polen) geboren. Die Stadt liegt im oberschlesischen Hügelland etwa 37 Kilometer südlich von Kattowitz (Katowice). Emanuel war der Sohn des Gastwirtes Louis Fink und dessen Frau Rosalie, geb. Simon. Er wuchs im Kreis von mindestens zwei Geschwistern auf: Sein älterer Bruder Isidor war 1868 geboren worden und seine jüngere Schwester Bertha Fink kam 1875 zur Welt. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Emanuel Fink und seinen Geschwistern in Pleß haben sich keine weiteren Quellen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Emanuel rund 330 der 3854 Einwohner zählten.

Nach seinem Schulabschluss schlug Emanuel Fink eine kaufmännische Berufslaufbahn ein, zog spätestens in den 1920er-Jahren nach Berlin und war dort unter anderem als Handelsvertreter und Textilhändler tätig. Am 2. Juni 1924 heiratete er in Charlottenburg die aus Unterfranken stammende Regina Schloss. Die Tochter von Isaak Louis Schloss und seiner Frau Klara, geb. Maier, war 1892 in Maroldsweisach geboren worden. Zum Zeitpunkt der Hochzeit lebte Emanuel Fink in einer Wohnung in der Leibnizstraße 59 in Charlottenburg, seine Ehefrau zusammen mit ihrem Bruder Moritz Schloss, der auch Trauzeuge der Ehe war, ebenfalls in Charlottenburg. Als zweiter Trauzeuge fungierte der Kaufmann Benno Altmann, der Emanuels Schwester Bertha geheiratet hatte, und mit dieser in einer Wohnung im Grunewald lebte. Auch Emanuels älterer Bruder Isidor wohnte mit seiner Frau Helene, geb. Friedländer, und dem gemeinsamen Sohn Fritz Karl in den 1920er-Jahren in Berlin-Charlottenburg. Ende der 1920er-Jahre zogen Emanuel und Regina Fink in die Jeverstraße 12 in Steglitz. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben des Ehepaares im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Emanuel Fink und seine Angehörigen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre hatte die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zugenommen. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität; Erlasse und Sondergesetze drängten die Finks zunehmend in die Position von Rechtlosen. 1933 war das Ehepaar umgezogen. Ihre neue Wohnung befand sich in der Großen Hamburger Straße 30 in Mitte. Während der 1930er-Jahre konnte Emanuel Fink noch mit seiner Tätigkeit als Textilvertreter unter immer schwierigeren Bedingungen das Einkommen des Ehepaares sichern. Im September 1939 war die Eheleute gezwungen, erneut umzuziehen. Ihre letzte Berliner Wohnung, die sie sich mit zwei Untermietern teilten, lag in Wilmersdorf in der Düsseldorfer Straße 65. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurde das Leben für die Finks in Berlin zum Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Zudem musste Regina Fink Zwangsarbeit als Presserin bei dem Unternehmen „Elektro-Glimmer- und Preßwerke Scherb & Schwer KG“ in der Lehderstraße 34–35 in Berlin-Weißensee leisten.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Emanuel und Regina Fink erhielten den Deportationsbescheid im Sommer 1942. Am 15. August 1942 wurden die beiden zusammen mit dem „18. Osttransport“ aus Berlin in das Ghetto Riga deportiert. Auf der Deportationsliste wurde der damals 71-jährige Emanuel Fink – anders als seine erheblich jüngere Ehefrau – als nicht arbeitsfähig gekennzeichnet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Emanuel Fink unmittelbar nach der Ankunft des Transports am Morgen des 18. August 1942 in den Wäldern von Rumbula erschossen worden ist und vermutlich teilte dieses Schicksal seine Ehefrau, sofern sie nicht als Zwangsarbeiterin in das Lager selektiert und später ermordet worden ist. Keiner der beiden Eheleute gehörte in jedem Fall zu den wenigen Überlebenden des Ghettos Riga.

Emanuels Geschwister waren zuletzt wieder in Oberschlesien ansässig gewesen. Seine Schwester Bertha Altmann starb am 11. Dezember 1941 in Beuthen O.S. (Bytom); sein Bruder Isidor Fink wurde mit seiner Ehefrau Helene, geb. Friedländer am 30. August 1942 aus Breslau (Wrocław) in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo Isidor Fink am 22. September 1942 und Helene Fink am 5. März 1943 ermordet wurden – entweder durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung mittels planvoller Mangelernährung, versagter Medikamente, Kälte und körperlichen Misshandlungen. Das Schicksal von Emanuels Neffen Fritz Karl Fink ist ungeklärt.