Else Moser stammte aus Stettin. Sie wurde dort als Else Pacully am 13. April 1976 geboren. Es ist nicht bekannt, ob sie noch in Stettin oder in Berlin heiratete und welchem Beruf ihr Mann nachging. Dieser starb spätestens Anfang der 1930er Jahre und Else Moser bezog als Witwe eine Wohnung in der Wielandstraße 16. Sie hatte zwei Töchter, die beide rechtzeitig emigrieren konnten: Käthe, verheiratete Hirsch, nach Norwood und Holde, verheiratete Piket, nach Santiago de Chile.<br />
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Ab Mitte August 1941 lebte Else Moser in der Pension Phiebig in der Schlüterstraße 54. Offen bleibt, ob sie freiwillig dorthin zog oder ob sie dazu genötigt wurde. Wahrscheinlich wohnte sie schon davor zur Untermiete, da das Adressbuch sie letztmalig 1937 in der Wielandstraße aufführte.<br />
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Else Moser war erst ein gutes halbes Jahr in der Pension von Rosa Phiebig, als sie Ende März 1942, wie einige andere Bewohner, von der Gestapo mitgeteilt bekam, dass sie zur „Abwanderung“, sprich Deportation, bestimmt sei und davor eine detaillierte „Vermögenserklärung“ auszufüllen habe. Wohin sie deportiert werde, teilte man ihr nicht mit.<br />
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Else Mosers „Vermögen“ war bereits stark eingeschränkt: 380.- RM waren auf ihrem Konto und von den 4000.- in Wertpapieren waren bereits 3600 beschlagnahmt für die Reichsfluchtsteuer, die erst sechs Monate später fällig sein sollte. Diese Steuer, die in der Weimarer Zeit zur Verhinderung von Kapitalflucht dienen sollte, wurde von den Nationalsozialisten instrumentalisiert zur Ausraubung vornehmlich von Juden. Sie wurde von ihnen erhoben, wenn jemand nur im Verdacht stand, ausreisen zu wollen, später auch bei unfreiwilliger „Ausreise“ wie der Deportation. Die Steuer sollte 25% von Vermögen über 50000 RM betragen. Ob Else Moser oder ihr verstorbener Mann jemals soviel Geld besaßen, wissen wir nicht – die Höhe der beschlagnahmten Summe weist auf ein niedrigeres Vermögen hin. <br />
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Ansonsten beschränkte sich der Besitz von Else Moser auf spärliche Kleidung und Bettwäsche. Einiges musste sie dennoch zurücklassen und es wurde wenig später von dem Trödler Paul Linke, Krumme Straße 43, für 70,70 RM ersteigert.<br />
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Am 30. März 1942 unterschrieb Else Moser die unter Zwang ausgefüllte Vermögenserklärung sowie ein weiteres Formular, laut dem ihr bekannt sei, dass sie bei falschen Angaben, die noch „vor dem Abtransport“ geprüft würden, „auf keine Nachsicht zu rechnen“ habe. Eine eher gegenstandslose Drohung, denn viel Zeit für eine solche Überprüfung blieb wohl nicht: Else Moser, die in das Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße gebracht worden war, wurde schon drei Tage später, am 2. April 1942, kurz vor ihrem 66. Geburtstag, vom Bahnhof Grunewald aus in das Warschauer Ghetto deportiert.<br />
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In diesem völlig überfüllten Ghetto, 1940 von den deutschen Besatzern in der Altstadt von Warschau eingerichtet, mussten die Bewohner – zunächst polnische, dann auch deutsche Juden – streng bewacht und hinter hohen Mauern ein menschenunwürdiges Dasein fristen. „Unbefugtes Verlassen“ des Ghettos wurde mit der Todesstrafe geahndet. In unzureichendem Wohnraum eingepfercht, unter katastrophalen hygienischen Bedingungen, mit minimalen Lebensmittelrationen abgespeist und dennoch zu Zwangsarbeit herangezogen, wurden sehr viele Menschen dort Opfer von Kälte, Hunger und Seuchen. Das von Emanuel Ringelblum gegründete Untergrundarchiv („Oneg Schabbat“-Archiv) blieb der Nachwelt erhalten und legt Zeugnis über das Leben und Sterben im Ghetto ab.<br />
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Das Ghetto wurde durch die SS ab Mitte Juli 1942 nach und nach aufgelöst. Am 22. Juli fand die erste der Deportationen in Vernichtungslager statt, die meisten Gettobewohner wurden nach Treblinka geschickt und dort ermordet. Anfang 1943 lebte vielleicht noch ein Zehntel der vormals bis zu 500000 Ghettobewohner. Von ihnen waren inzwischen etliche zum bewaffneten Widerstand entschlossen und am 19. April 1943 begann der Aufstand im Ghetto. Trotz brutalster und blutiger Niederschlagung durch die Deutschen währte der Aufstand bis 16. Mai. Danach wurde das Ghetto dem Erdboden gleichgemacht.<br />
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Es ist unwahrscheinlich, dass Else Moser den Aufstand und das Ende des Ghettos noch erlebte. Wir wissen aber weder ihr Todesdatum noch ob sie bereits im Ghetto oder in einem der Vernichtungslager zu Tode kam.
Ab Mitte August 1941 lebte Else Moser in der Pension Phiebig in der Schlüterstraße 54. Offen bleibt, ob sie freiwillig dorthin zog oder ob sie dazu genötigt wurde. Wahrscheinlich wohnte sie schon davor zur Untermiete, da das Adressbuch sie letztmalig 1937 in der Wielandstraße aufführte.
Else Moser war erst ein gutes halbes Jahr in der Pension von Rosa Phiebig, als sie Ende März 1942, wie einige andere Bewohner, von der Gestapo mitgeteilt bekam, dass sie zur „Abwanderung“, sprich Deportation, bestimmt sei und davor eine detaillierte „Vermögenserklärung“ auszufüllen habe. Wohin sie deportiert werde, teilte man ihr nicht mit.
Else Mosers „Vermögen“ war bereits stark eingeschränkt: 380.- RM waren auf ihrem Konto und von den 4000.- in Wertpapieren waren bereits 3600 beschlagnahmt für die Reichsfluchtsteuer, die erst sechs Monate später fällig sein sollte. Diese Steuer, die in der Weimarer Zeit zur Verhinderung von Kapitalflucht dienen sollte, wurde von den Nationalsozialisten instrumentalisiert zur Ausraubung vornehmlich von Juden. Sie wurde von ihnen erhoben, wenn jemand nur im Verdacht stand, ausreisen zu wollen, später auch bei unfreiwilliger „Ausreise“ wie der Deportation. Die Steuer sollte 25% von Vermögen über 50000 RM betragen. Ob Else Moser oder ihr verstorbener Mann jemals soviel Geld besaßen, wissen wir nicht – die Höhe der beschlagnahmten Summe weist auf ein niedrigeres Vermögen hin.
Ansonsten beschränkte sich der Besitz von Else Moser auf spärliche Kleidung und Bettwäsche. Einiges musste sie dennoch zurücklassen und es wurde wenig später von dem Trödler Paul Linke, Krumme Straße 43, für 70,70 RM ersteigert.
Am 30. März 1942 unterschrieb Else Moser die unter Zwang ausgefüllte Vermögenserklärung sowie ein weiteres Formular, laut dem ihr bekannt sei, dass sie bei falschen Angaben, die noch „vor dem Abtransport“ geprüft würden, „auf keine Nachsicht zu rechnen“ habe. Eine eher gegenstandslose Drohung, denn viel Zeit für eine solche Überprüfung blieb wohl nicht: Else Moser, die in das Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße gebracht worden war, wurde schon drei Tage später, am 2. April 1942, kurz vor ihrem 66. Geburtstag, vom Bahnhof Grunewald aus in das Warschauer Ghetto deportiert.
In diesem völlig überfüllten Ghetto, 1940 von den deutschen Besatzern in der Altstadt von Warschau eingerichtet, mussten die Bewohner – zunächst polnische, dann auch deutsche Juden – streng bewacht und hinter hohen Mauern ein menschenunwürdiges Dasein fristen. „Unbefugtes Verlassen“ des Ghettos wurde mit der Todesstrafe geahndet. In unzureichendem Wohnraum eingepfercht, unter katastrophalen hygienischen Bedingungen, mit minimalen Lebensmittelrationen abgespeist und dennoch zu Zwangsarbeit herangezogen, wurden sehr viele Menschen dort Opfer von Kälte, Hunger und Seuchen. Das von Emanuel Ringelblum gegründete Untergrundarchiv („Oneg Schabbat“-Archiv) blieb der Nachwelt erhalten und legt Zeugnis über das Leben und Sterben im Ghetto ab.
Das Ghetto wurde durch die SS ab Mitte Juli 1942 nach und nach aufgelöst. Am 22. Juli fand die erste der Deportationen in Vernichtungslager statt, die meisten Gettobewohner wurden nach Treblinka geschickt und dort ermordet. Anfang 1943 lebte vielleicht noch ein Zehntel der vormals bis zu 500000 Ghettobewohner. Von ihnen waren inzwischen etliche zum bewaffneten Widerstand entschlossen und am 19. April 1943 begann der Aufstand im Ghetto. Trotz brutalster und blutiger Niederschlagung durch die Deutschen währte der Aufstand bis 16. Mai. Danach wurde das Ghetto dem Erdboden gleichgemacht.
Es ist unwahrscheinlich, dass Else Moser den Aufstand und das Ende des Ghettos noch erlebte. Wir wissen aber weder ihr Todesdatum noch ob sie bereits im Ghetto oder in einem der Vernichtungslager zu Tode kam.