Charlotte Heilborn wurde am 5. September 1902 in Berlinchen (heute Barlinek), Kreis Soldin, in der Neumark in Westpommern geboren. Über ihr Elternhaus ist nichts bekannt und auch nicht, wann sie nach Berlin kam. Mit 38 Jahren war sie ledig und hatte in Berlin nie eine eigenständige Wohnung gehabt, da sie nirgends im Adressbuch auftaucht. 1939 wurde sie in der sogenannten Ergänzungskartei bei der Volkszählung am 17. Mai in der Schlüterstrasse 54 erfasst. Unklar ist allerdings, bei wem sie dort zur Untermiete wohnte. In diesen Ergänzungskarten wurde registriert, wer wie viele jüdische Großeltern hatte. Obwohl das Statistikgeheimnis zugesichert wurde, kann man sich denken, dass diese Kartei für die Judenverfolgung missbraucht wurde, z.B. bei der Zwangsverpflichtung zur Arbeit. Für die Vorbereitungen der Deportationen wurde die Kartei allerdings zu spät ausgewertet.<br />
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In der Schlüterstraße blieb Charlotte Heilborn bis spätestens 29. Oktober 1942. Ab diesem Datum wohnte sie in der Martin-Luther-Straße 16 bei der kaufmännischen Angestellten Käte Marcus im Gartenhaus 2. Stock – Charlotte Heilborns letzte Berliner Adresse, die sie vermutlich nicht ganz freiwillig bezog. Zu diesem Zeitpunkt war sie schon zur Arbeit zwangsverpflichtet bei Siemens-Schuchardt im Kleinbauwerk in Siemensstadt zu einem Mini-Lohn von 15.- RM die Woche.<br />
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Im Januar 1943 musste Charlotte Heilborn eine „Vermögenserklärung“ ausfüllen, die der Deportation vorausging. Ihre ganze Habe bestand allerdings nur noch aus „zwei Reisekoffer[n]“, es ist nicht mal klar, ob etwas in den Koffern enthalten war. Zwei Monate später gab der von der Oberfinanzdirektion geschickte Schätzer zu Protokoll: „Schätzung erfolglos. Gegenstände wurden nicht zurückgelassen. Schlüssel bei Frau Enke.“<br />
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Am 22. Januar 1943 unterschrieb Charlotte Heilborn die Erklärung, kurz darauf wurde sie in das Sammellager in dem ehemaligen Altersheim in der Großen Hamburger Straße 26 gebracht, mit ihr auch ihre Vermieterin, die 1891 geborene Käte Marcus. „Hauptmieter abgewandert“, hatte Charlotte Heilborn in ihr Formular eingetragen. „Abwanderung“ war eine der offiziellen Verschleierungsbezeichnungen für die Deportation.<br />
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Charlotte Heilborn und Käte Marcus wurden am 29. Januar 1943 in einem Sonderzug vom Güterbahnhof Putlizstraße aus nach Auschwitz mit über tausend weiteren Kölner und Berliner Juden deportiert. 724 von ihnen wurden sofort in den Gaskammern von Birkenau ermordet, 140 Männer und 140 Frauen wurden für Zwangsarbeit zurückbehalten und später getötet. Möglich, dass Charlotte, mit 40 Jahren noch vergleichsweise jung, zu letzteren gehörte, ihr Todesdatum wissen wir nicht – auch nicht das von Käte Marcus.
In der Schlüterstraße blieb Charlotte Heilborn bis spätestens 29. Oktober 1942. Ab diesem Datum wohnte sie in der Martin-Luther-Straße 16 bei der kaufmännischen Angestellten Käte Marcus im Gartenhaus 2. Stock – Charlotte Heilborns letzte Berliner Adresse, die sie vermutlich nicht ganz freiwillig bezog. Zu diesem Zeitpunkt war sie schon zur Arbeit zwangsverpflichtet bei Siemens-Schuchardt im Kleinbauwerk in Siemensstadt zu einem Mini-Lohn von 15.- RM die Woche.
Im Januar 1943 musste Charlotte Heilborn eine „Vermögenserklärung“ ausfüllen, die der Deportation vorausging. Ihre ganze Habe bestand allerdings nur noch aus „zwei Reisekoffer[n]“, es ist nicht mal klar, ob etwas in den Koffern enthalten war. Zwei Monate später gab der von der Oberfinanzdirektion geschickte Schätzer zu Protokoll: „Schätzung erfolglos. Gegenstände wurden nicht zurückgelassen. Schlüssel bei Frau Enke.“
Am 22. Januar 1943 unterschrieb Charlotte Heilborn die Erklärung, kurz darauf wurde sie in das Sammellager in dem ehemaligen Altersheim in der Großen Hamburger Straße 26 gebracht, mit ihr auch ihre Vermieterin, die 1891 geborene Käte Marcus. „Hauptmieter abgewandert“, hatte Charlotte Heilborn in ihr Formular eingetragen. „Abwanderung“ war eine der offiziellen Verschleierungsbezeichnungen für die Deportation.
Charlotte Heilborn und Käte Marcus wurden am 29. Januar 1943 in einem Sonderzug vom Güterbahnhof Putlizstraße aus nach Auschwitz mit über tausend weiteren Kölner und Berliner Juden deportiert. 724 von ihnen wurden sofort in den Gaskammern von Birkenau ermordet, 140 Männer und 140 Frauen wurden für Zwangsarbeit zurückbehalten und später getötet. Möglich, dass Charlotte, mit 40 Jahren noch vergleichsweise jung, zu letzteren gehörte, ihr Todesdatum wissen wir nicht – auch nicht das von Käte Marcus.